Die Vorfreude auf den Urlaub kann schnell verfliegen, wenn man Stunden damit verbracht hat, einen passenden Flug zu suchen, dutzende Vergleichsportale durchforstet hat, nur um am Ende festzustellen, dass der Endpreis weit von dem anfangs angezeigten entfernt ist. Irgendwo auf dem Weg haben sich ein paar Zahlen hinzuaddiert. Hier eine Gebühr fürs Early-Check-in, dort ein paar Euro für die Sitzplatzreservierung, und schon ist das angebliche Schnäppchen keines mehr.

Pionier beim Thema Zusatzgebühren: Ryanair.
Pionier beim Thema Zusatzgebühren: Ryanair.
IMAGO/CHROMORANGE

Tatsächlich scheinen einige Airlines recht kreativ zu sein, wenn es darum geht, Zusatzkosten auf die Rechnung zu setzen, deren Herkunft auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. Um Abhilfe und Durchblick zu schaffen, hat die britische Plattform Netvouchercodes eine umfassende Analyse durchgeführt, bei welchen europäischen und internationalen Fluggesellschaften Konsumentinnen und Konsumenten mit "versteckten Gebühren" rechnen müssen. In der Studie sind das optionale Zusatzleistungen, die die Fluggesellschaften während des Buchungsvorgangs anbieten. Sie sind nicht erforderlich, um zu fliegen, können aber ein komfortableres Flugerlebnis bieten. Einige Fluggesellschaften bieten niedrige Basistarife mit zusätzlichen, teureren Zusatzleistungen an, andere wiederum werben mit etwas teureren Flügen, kompensieren dies aber dadurch, dass die Zusatzleistungen im ursprünglichen Tarif enthalten sind.

Billige Tickets

Aber zunächst einmal: Woher kommt das überhaupt? Tatsächlich war es lange Zeit nicht üblich, dass Airlines Zusatzgebühren berechnen. Angefangen damit hat Ryanair, als man 2006 eine Gebühr für aufgegebenes Gepäck einführte, ein Jahr später kam dann schon ein Aufschlag für "Priority Boarding" dazu. Nachdem Onlinebuchungen immer beliebter wurden, sprangen auch andere Gesellschaften auf den Zug auf. Die Tickets wurden zwar billiger, dafür kamen gebührenpflichtige (wenn auch optionale) Zusatzleistungen hinzu. Fluggesellschaften erheben nun Gebühren für Gepäck, für die Auswahl des Sitzplatzes, für WLAN et cetera. Vergangenes Jahr berichtete die englische "Times", dass in den USA die Einnahmen aus Gepäckgebühren allein von 2007 bis 2013 um mehr als das Siebenfache gestiegen seien, von 350 Millionen Pfund (406 Millionen Euro) auf 2,5 Milliarden Pfund (2,9 Milliarden Euro).

Ein Thema, dass nun auch die Politik beschäftigt. Sowohl US-Präsident Joe Biden als auch der britische Premierminister Rishi Sunak haben heuer angekündigt, der mangelnden Transparenz bei diesen versteckten Gebühren, die als "Drip-Selling" bezeichnet werden, ein Ende zu setzen.

Spitzenreiter bei "hidden fees" ist die US-Fluglinie Spirit Airlines.
REUTERS/Regis Duvignau

Um herauszufinden, welche Fluggesellschaften die meisten Extras anbieten, haben die Kolleginnen und Kollegen bei Netvouchercodes zunächst eine Liste der größten Fluggesellschaften erstellt, die in Europa, den USA und international tätig sind. Diese Fluggesellschaften bildeten die Stichprobengruppe. Anschließend wählte man für jede Fluggesellschaft auf ihrer jeweiligen Website einen Kurzstreckenflug mit gleichem Datum, ähnlicher Flugstrecke und ähnlicher Meilenanzahl aus. Dann wurden die versteckten Gebühren der einzelnen Fluggesellschaften während des Buchungsvorgangs herausgefiltert: Kosten für zusätzliche Leistungen wie Sitzplatzwahl, Handgepäck, 20 Kilogramm Aufgabegepäck, Fast Track, Versicherung und Wifi an Bord wurden notiert.

Schließlich berechnete man die gesamten versteckten Kosten, indem man die zusätzlichen Gebühren zusammenrechnete und ermittelte, wie hoch die versteckte Gebühr als Prozentsatz des ursprünglichen Flugpreises ist. Außerdem wurde erfasst, wie oft die Fluggesellschaften versucht haben, den Kunden ein Upselling anzubieten.

Für Komfort zahlen

Das Fazit: Versteckte Gebühren sind bei den meisten Fluggesellschaften gang und gäbe. 89 Prozent der Fluggesellschaften verlangen eine oder mehrere Zusatzgebühren. Dies gilt insbesondere für Fluggesellschaften, die in und um Amerika operieren, während der Prozentsatz bei internationalen Fluggesellschaften geringer ist. Amerikanische Fluggesellschaften bieten niedrige Grundtarife an, verlangen dann aber Gebühren, während europäische und internationale Fluggesellschaften strengere Preisvorschriften haben, um Transparenz zu gewährleisten.

Die Studie zeigt auch, dass Fluggesellschaften im Durchschnitt rund 41 Pfund (48 Euro) an "hidden fees" verlangen. In den USA sind die Gebühren im Vergleich zu internationalen Fluggesellschaften tendenziell höher, während sie in Europa in etwa dem Durchschnitt entsprechen. Am häufigsten muss man offensichtlich für die Sitzplatzwahl etwas drauflegen, haben die Studienautorinnen und -autoren herausgefunden. Dies sei die "einfachste Möglichkeit für Fluglinien, die Einnahmen zu steigern", heißt es.

Die Zeiten der Gratisverpflegung an Bord sind schon lange vorbei. Wer möchte, kann sich etwas zu essen bestellen – selbstverständlich gegen Aufpreis.
Die Zeiten der Gratisverpflegung an Bord sind schon lange vorbei. Wer möchte, kann sich etwas zu essen bestellen – selbstverständlich gegen Aufpreis.
imago images/Arnulf Hettrich

Besonders negativ ist dabei die US-Fluglinie Spirit Airlines aufgefallen: Sie sticht unter den 80 untersuchten Fluggesellschaften mit dem höchsten Prozentsatz an versteckten Gebühren von plus 736 Prozent im Vergleich zum ursprünglichen Flugpreis hervor. Der ursprüngliche Flugpreis beträgt nur 17,31 Pfund (20 Euro). Mit den versteckten Kosten kommt man aber schließlich auf die Summe von 127,41 Pfund (148 Euro), mehr als das Siebenfache des Basistarifs, wie man vorrechnet. Vor allem beim Handgepäck schlägt Spirit zu: Die Gebühr mache fast die Hälfte der gesamten versteckten Kosten aus. Natürlich wird niemand gezwungen, mit (Hand-)Gepäck zu reisen, muss man fairerweise dazusagen.

Vollständige Transparenz ist selten

Von den 35 untersuchten europäischen Fluggesellschaften tut sich Ryanair mit dem größten Anteil an versteckten Gebühren im Vergleich zum Basistarif hervor. Die Fluggesellschaft berechnet 18,39 Pfund (21,34 Euro) für das Flugticket, addiert man die versteckten Kosten dazu, kommt man aber schnell auf 63,28 Pfund (73,43 Euro), also 344 Prozent mehr. Doch auch hier gilt: Ryanair bietet einen "unglaublich niedrigen Basistarif, der billiger ist als bei allen anderen europäischen Fluggesellschaften in unserer Studie", wie man festhält: Man könne, müsse aber keine der optionalen Angebote nehmen.

Von den 31 untersuchten internationalen Fluggesellschaften liegt Etihad mit einer Differenz von 401 Prozent zwischen den ursprünglichen Flugkosten und den versteckten Gebühren an der Spitze. Zurückzuführen ist das auf die hohen Kosten für das aufzugebende Gepäck. Gefolgt von Indigo mit 85 Prozent und Jetstar, einer australischen Billigfluglinie, mit 65,48 Prozent.

Wer Gepäck aufzugeben hat, wird meist extra zur Kasse gebeten.
Wer Gepäck aufzugeben hat, wird meist extra zur Kasse gebeten.
AFP/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/MARIO Tama

Interessanterweise erhebt keine internationale Fluggesellschaft Gebühren für Handgepäck. Nur zehn der 31 internationalen Fluggesellschaften erheben Gebühren für die Sitzplatzwahl und noch weniger für die Aufgabe von Gepäck. Es ist auch erwähnenswert, dass versteckte Kosten wie Fast-Track-Services und ausrüstungsbezogene Gebühren bei diesen Fluggesellschaften im Vergleich zu denen in Europa und den USA seltener vorkommen.

Neun internationale Fluggesellschaften, darunter Air China und Vietnam Airlines, entscheiden sich sogar für vollständige Transparenz, indem sie auf versteckte Gebühren ganz verzichten und einen Festpreis für ihre Flugreisen anbieten.

Upselling-Versuche

Dass Fluglinien ständig nach neuen Einnahmequellen suchen, zeigt sich auch beim Thema Upselling: Reisenden werden im Verlauf des Buchungsprozesses optionale Produkte und Dienstleistungen angeboten. Darunter fallen Mietautos, Mahlzeiten an Bord, flexible Tickets und, und, und ... Auch das hat man sich bei Netvouchercodes angesehen. Von den 80 untersuchten Fluggesellschaften waren Airbaltic und Indi Go die Spitzenreiter, die zusammen 14 Upselling-Versuche bei den Passagieren während des Buchungsprozesses unternahmen.

Zu den häufigsten Upsell-Optionen gehören Preisbindungen, bei denen die Fluggesellschaften eine geringe Gebühr verlangen, um sicherzustellen, dass man den Flug zu einem späteren Zeitpunkt zum gleichen Preis kaufen kann. Sowohl Singapore Airlines als auch Wizzair erheben diese Gebühr, die das Bestreben der Fluggesellschaften widerspiegelt, den Fluggästen mehr Kontrolle und Flexibilität bei ihren Buchungen zu bieten, auch wenn dies mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.

Fünf Fluggesellschaften versuchten nur einmal während des gesamten Buchungsvorgangs, den Kunden ein Upselling anzubieten. Dabei handelt es sich um die internationalen Fluggesellschaften Qatar Airways, China Southern Airlines, Garuda Indonesia, Thai Airways und Air Asia. (Markus Böhm, 19.9.2023)