"Die Vergesslichkeit ist oft ein Selbstschutzprozess, um nicht verrückt zu werden", bringt es Russkaja gleich zu Beginn auf den Punkt. Es soll eine "Sendung für die ganze vergessliche Familie" werden, sagt Grissemann. Worum geht es in dieser Spezialausgabe von "Willkommen Österreich", die da heißt "Willkommen Alzheim"? Im Mittelpunkt der "Humorsendung" - zu sehen am Dienstag um 23 Uhr in ORF 1 - stehe die Volkskrankheit "Demenz", es gehe darum, die Krankheit "aus dem finsteren Loch der Scham" hervorzuholen. Mal schauen, ob das gelingt.

Christoph Grissemann und Dirk Stermann in
Christoph Grissemann und Dirk Stermann in "Willkommen Alzheim".
Foto: ORF, Hans Leitner

Dass ORF-Moderator Martin Ferdiny der Name des Präsidenten der Alzheimergesellschaft nicht einfallen will, ist dann schon recht lustig, Peter Dal-Bianco (ja, so heißt er) nimmt es mit Humor. Grissemann und Stermann konstatieren einander gegenseitig, an Alzheimer erkrankt zu sein, sie haken die Checkliste der Symptome ab.

Mascheks "Kurz-Zeit-Gedächtnis"

Maschek arbeiten sich an Ex-Kanzler Kurz ab ("das schwindende Kurz-Zeit-Gedächtnis sozusagen"). Ob es nicht so sei, dass Kurz simuliere, dass er Alzheimer habe, lassen die Mascheks Claudia Reiterer in "Im Zentrum" fragen. Damit er vor Gericht sagen könne, er habe Alzheimer und er deshalb strafunmündig sei. Mascheks Kurz-Antwort: "Ich erinnere mich an keine Schandtaten von früher. Dank Alzheimer." Okay, der war aufgelegt.

Wir wollen uns diesem Thema "leicht und unseriös" nähern, verspricht Grissemann, die beiden geben dann zwei klassische Alzheimer-Witze zum Besten, die waren eher zum Vergessen. Dann wird es ernst. Oder auch nicht. Stermann erzählt von seinem Besuch bei einer Selbsthilfegruppe von Betroffenen, Grissemann war bei einer für Angehörige von Betroffenen.

Pointe vergessen

Ein Betroffener erzählt über seine Symptome, "ich habe Witze erzählt und die Pointe vergessen". Den lässt Stermann freilich nicht aus: "Das kenne ich." Was ist der Vorteil von Demenz? "Man kann seine Ostereier selber verstecken, lernt jeden Tag interessante Leute kennen und kann seine Ostereier selber verstecken", witzelt ein Demenz-Kranker. Den Faktenteil deckt dann Neurologin Elisabeth Stögmann, sie ist Chefin der Demenzambulanz im Wiener AKH, ab. Sie klärt über genetische Faktoren auf, Lebensstil, Alter, verschiedene Varianten, verändertes Gehirn sowie die Relevanz einer frühen Diagnose und über Training auf.

Arno Geiger, Elisabeth Stögmann und Stefan Koroschetz in
Arno Geiger, Elisabeth Stögmann und Stefan Koroschetz in "Willkommen Alzheim".
Foto: ORF, Leitner

Arno Geier über seinen Vater

Beim Thema Demenz hat natürlich auch Autor Arno Geiger viel zu sagen. In seinem Roman "Der alte König in seinem Exil" geht es um seinen erkrankten Vater und die Situation der Angehörigen. Vor allem darum, akzeptieren zu müssen, dass Fähigkeiten verlorengehen. Aber es war nicht alles negativ. "Die Krankheit hat nicht nur genommen, sie hat auch gegeben", sagt Geiger. Körperlichkeit, Umarmungen seien mehr geworden, das hat der Vater gebraucht und gemocht.

Stermann hat Stefan Koroschetz in der Selbsthilfegruppe kennengelernt, Koroschetz ist 55 und an Alzheimer erkrankt. Er war Musikjournalist, seine Lebensgefährtin schickte ihn zur Gedächtnisambulanz, er hatte nur unbewusst gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Jetzt nimmt er Medikamente, die könnten die Krankheit zumindest bremsen. Ist es okay, diese Krankheit auch zu ironisieren? fragt Grissemann. "Es ist immer gut, wenn gelacht wird", sagt Geiger. Dem können wir uns nur anschließen. (Astrid Ebenführer, 19.9.2023)

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"Willkommen Alzheim" zum Nachsehen in der ORF-TVthek