Peter Mennel spricht.
Erst die Causa "I believe in you", nun die Fragen zum Immobiliendeal. Es sind bewegte Zeiten für Peter Mennel.
APA/EVA MANHART

Die Strafanzeige gegen Peter Mennel, den Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comités, und das ÖOC-Präsidium wegen des Verdachts auf Untreue bzw. Beihilfe wird von der Staatsanwaltschaft Wien weiterbearbeitet. Wie die Austria Presse Agentur (APA) berichtet, gab Behördensprecherin Judith Ziska bekannt, dass nach einer ersten Prüfung der eingegangenen Sachverhaltsdarstellung ein "hinreichender Anfangsverdacht" gegeben sei.

Dieser bezieht sich laut APA-Informationen auf Mennel, was Ziska nicht bestätigen wollte. Bestätigen konnte sie, dass der Verdacht ausreiche, "um diese Person zu den Vorwürfen zu vernehmen". Ein entsprechender Auftrag sei der Polizei übermittelt worden. Ob diese Person und allenfalls weitere OÖC-Vertreter in weiterer Folge als Beschuldigte geführt werden, hänge von der Einvernahme und möglichen weiteren Erhebungsschritten ab.

Einige, wenn auch längst nicht alle Karten liegen auf dem Tisch. Der renommierte Wiener Rechtsanwalt Volkert Sackmann hatte die Sachverhaltsdarstellung gegen das Präsidium des ÖOC und dessen Generalsekretär Peter Mennel eingebracht. "Ordentliche Mitglieder des ÖOC", also Sportorganisationen, werfen der ÖOC-Führung vor, einen Schaden von 416.000 Euro verursacht zu haben – der STANDARD berichtete. Die ÖOC-Führung hat im Gegenzug Sackmann geklagt. Vorwurf: üble Nachrede, Ehrenbeleidigung, Kreditschädigung. Für Mennel und die ÖOC-Spitze gilt die Unschuldsvermutung, für Sackmann nicht minder.

Sackmann betont seine Gelassenheit. Dazu mag beitragen, dass sich Mennel und ÖOC-Präsident Karl Stoss seit Dienstag mit neuen Fragen konfrontiert sehen. Wie der "Kurier" berichtet, habe die ÖOC-Führung eine Immobilie "gekauft, hergerichtet und weiterverkauft", was für Experten nichts anderes sei als "Spekulation". Verbrieft ist, dass es sich nicht um irgendeine Immobilie handelt, sondern eine, die Mennels Vorgänger gehörte, dem Ex-ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth. Der war 2012 wegen Untreue zu fünf Jahren unbedingter Haft und Schadenersatzforderungen verurteilt worden. Er ging in Insolvenz, sein Anwesen in Mittergrabern bei Hollabrunn fiel in die Masse.

Aber dann, aber dann

Jetzt kommt's. Just das ÖOC beschloss, die Liegenschaft "zur Rettung der Forderungen aus der Masse herauszukaufen", wie es nun in einer Erklärung Mennels heißt. Doch trotz dieser Erklärung bleiben nun viele Fragen offen. Laut "Kurier" habe das ÖOC das Jungwirth-Anwesen 2014 um eine Million Euro gekauft. Wie viel in den Folgejahren investiert werden musste, ist nicht bekannt. Es wurde weiterer Grund dazugekauft, die Verwaltung kostete klarerweise auch. 2018 sagte Stoss in einer ÖOC-Hauptversammlung: "Es wäre gut, wenn die Liegenschaft in Mittergrabern endlich zu einem vernünftigen Preis veräußert werden könnte. Um zwei Millionen Euro kann es in einem Monat verkauft werden, das will man jedoch nicht."

Zwei Jahre später wollte man genau das doch, und die Liegenschaft wurde um 1,980.000 Euro verkauft. Laut Mennel-Aussendung wurde so ein "Buchgewinn von gut 700.000 Euro" bzw. ein "Nettogewinn von 615.561 Euro" erzielt. Die Käuferin habe laut "Kurier" 37.725 Quadratmeter Grundstücksfläche erhalten, 2014 hatte das ÖOC aber nur 15.220 Quadratmeter gekauft. So oder so, rechnet Mennel vor, das ÖOC habe in der Immobiliengeschichte 1,2 Millionen Euro verdient.

Explodierter Preis

Dass das Ex-Jungwirth-und nun auch Ex-ÖOC-Anwesen mittlerweile ein weiteres Mal den Besitzer gewechselt hat, macht die Sache noch dubioser. Der jüngste Kaufvertrag liegt noch nicht vor, aber es ist ein Pfandrecht in Höhe von 6,5 Millionen Euro eingetragen. Das ließe darauf schließen, dass der Kaufpreis binnen drei Jahren explodiert wäre. Ein hoher Verbandsfunktionär, der ungenannt bleiben will, empört sich im Gespräch mit dem STANDARD: "Was ist hier gelaufen? Wer hat von all diesen Deals profitiert?"

Auch in der Angelegenheit fragt man sich, ähnlich wie in der Causa IBIY samt Untreue-Anzeige, ob es zu all den ÖOC-Transaktionen auch zustimmende Beschlüsse wichtiger Gremien – sei es des Vorstands, sei es der Hauptversammlung – gegeben hat. Mennel und Stoss ließen dahingehende Fragen bis dato unbeantwortet. In – dem STANDARD vorliegenden – Protokollen von Vorstandssitzungen und Hauptversammlungen finden sich derartige Beschlüsse nicht. Möglicherweise passt dazu eine Äußerung von ÖOC-Vizepräsident Peter Schröcksnadel in einem ORF-Interview: "Sponsorengelder, die wir im ÖOC erwirtschaften, können wir auch außerhalb verwenden."

Wahl am Freitag?

Ob die für Freitag geplante Neuwahl des ÖOC-Vorstands stattfinden kann, ist äußerst ungewiss. Hermann Krist, Präsident des Dachverbands ASKÖ, dürfte nicht allein auf weiter Flur sein mit seiner Sicht der Dinge: "Bei all den offenen Fragen müsste ich einen Vogel haben, wenn ich mit meiner Stimme den alten Vorstand entlaste und dann noch dafür sorge, dass der Präsident eine weitere Amtszeit erhält. Würde ich das tun, könnte man mir Fahrlässigkeit vorwerfen." (Fritz Neumann, 19.9.2023)