Chioma Nnadi
Chioma Nnadi hat viele Jahre in New York gelebt, nun zieht es sie des Jobs wegen in ihre Geburtsstadt London.
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Sie hat sich ihre Sporen beim Verlag Condé Nast in den vergangenen Jahren vor allem online verdient. Chioma Nnadi war Chefredakteurin der Website der US-amerikanischen Vogue, Co-Moderatorin des hauseigenen Podcasts und eine der wichtigsten Autorinnen des Modemagazins. Nun kehrt die gebürtige Londonerin – ihr Vater hat nigerianische, die Mutter deutsch-schweizerische Wurzeln – New York den Rücken.

Der Grund dafür? Ein attraktives Jobangebot. Am 9. Oktober tritt sie an der Themse die Nachfolge des scheidenden Vogue-Chefs Edward Enninful an. Der hoch gelobte Vorgänger hat den Weg geebnet für diverse, kontroverse Modethemen. Daran dürfte Nnadi anknüpfen. Schon jetzt treffen sie und Enninful sich dreimal in der Woche zum Austausch – das Engagement der Londonerin war in der Branche ein offenes Geheimnis.

Erfahrung im Verlag

Mit der Ernennung der Neuen hat sich Condé Nast für eine verlagserfahrene Mitarbeiterin entschieden. Die Journalistin begann ihre Karriere beim Evening Standard Magazine in London und arbeitete für Indie-Magazine wie Trace und The Fader, bevor sie 2010 bei der US-Vogue anheuerte.

Nnadi, die ihr Geburtsjahr in der Öffentlichkeit nie zum Thema gemacht hat, ist die erste schwarze Frau, die das britische Monatsmagazin leiten wird. Ihre Identität dürfte sich weiterhin in den Inhalten widerspiegeln, schon in der Vergangenheit hatte sie sich beispielsweise vor dem Stil ihres nigerianischen Vaters verbeugt.

Den Titel "Chefredakteurin" wird die Britin allerdings nicht tragen, dieser ist vor einiger Zeit den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen. Wie ihre Kolleginnen Kerstin Weng, Eugenie Trochu und Francesca Ragazzi in Deutschland, Frankreich und Italien ist Nnadi nun "Head of Editorial Content", Leiterin der Redaktion. Das dürfte dem Druck, der auf der Britin lastet, keinen Abbruch tun: Die Vogue sei noch immer eine Autorität, bekundete Nnadi nach ihrer Ernennung.

Dennoch, die Zeit der großen Chefredakteurinnen ist beim Modemagazin Vogue seit einiger Zeit vorbei – mit Ausnahme von Anna Wintour. Während die Unabhängigkeit der internationalen Vogue-Ausgaben über die Jahre beschnitten worden ist, hat die seit 1988 amtierende Chefin der US-Ausgabe von Vogue ihre Macht im Verlag Condé Nast ausgebaut. Als Chief Content Officer (CCO) übersieht sie die redaktionelle Neugestaltung der Firma – wie nun das Engagement Chioma Nnadis. (Anne Feldkamp, 19.9.2023)