Das Lokal Vestibül im Wiener Burgtheater hat es geschafft, Andy's Coworking Space mit sieben Standorten in der Hauptstadt auch. Beide Betriebe waren infolge der Corona-Pandemie wirtschaftlich ins Strudeln geraten – und daher unter den "Stolz auf Wien"-Schutzschirm von Stadt Wien und Wiener Wirtschaftskammer geschlüpft. Dabei handelt es sich um eine Gesellschaft, die sich temporär an lokalen Unternehmen beteiligt und ihnen so zu Kapital verhilft. Bei dem Restaurant und dem Arbeitsplatz-Bereitsteller ist das nicht mehr nötig: Die Unternehmen haben die Beteiligungen komplett zurückgekauft, heißt es aus dem Büro von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) zum STANDARD.

Damit sind die beiden Musterschüler: Sie sind die ersten Unternehmen, denen der Ausstieg aus dem Schutzschirm gelungen ist. 47 Firmen haben laut dem städtischem Wirtschaftsressort seit der Gründung im Sommer 2020 Hilfe erhalten, 933 Arbeitsplätze seien so gesichert worden. Im Oktober 2022 wurde die Aktion zuletzt verlängert – unter anderem, um das Ende der Corona-Hilfsmaßnahmen des Bundes und die hohen Energiekosten abzufedern. Am 30. September läuft "Stolz auf Wien" nun quasi aus: Zusätzliche Unternehmen können nicht mehr unter den Schutzschirm schlüpfen.

Das Restaurant Vestibül im Wiener Burgtheater gehört wieder ganz sich selbst.
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Bereits aufgenommene werden aber weiter betreut: Bis Ende 2028 begleite man Firmen bei der Umsetzung ihrer wirtschaftlichen Ziele. Ihnen stehe es frei, zu jedem Zeitpunkt ihre Anteile wieder zurückzukaufen. "Die wirtschaftliche Gesundung der Firmen und die Sicherung der Arbeitsplätze war und ist seit Beginn des Projektes das Ziel von 'Stolz auf Wien'. Darauf legen wir auch in der zweiten Projektphase großen Wert", sagt Stadtrat Hanke.

23,6 Millionen Euro investiert

Insgesamt flossen bis dato 23,6 Millionen Euro in strauchelnde Wiener Unternehmen. Rund 40 Millionen wären theoretisch zur Verfügung gestanden: 20 Millionen aus der Rathauskassa – also Steuergeld – und 18,5 Millionen Euro von der Wirtschaftskammer, Banken und privaten Investoren. Abgerufen werden konnten die Investitionen auf zwei Arten. Erstens stieg die Gesellschaft mit bis zu 20 Prozent und maximal zwei Millionen Euro direkt in Unternehmen ein, für maximal sieben Jahre. Oder sie ließ Genussschein-Kapital – eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital – von bis zu 300.000 Euro springen.

Für die Hilfen kamen Unternehmen infrage, die "durch die Corona-Krise kurzfristigen Finanzmittelbedarf", aber "langfristig eine positive Zukunftsprognose" haben und "Teil der Wiener Identität sind". Unter anderem diese schwammigen Voraussetzungen brachten der Gesellschaft immer wieder Kritik ein.

Stillschweigen über Ausfälle

Für fünf Unternehmen reichte es laut dem Wirtschaftsressort trotz der Unterstützung nicht: Die Lokalkette Habibi & Hawara, das Sozialunternehmen Helioz, die Modefirma Breddys, das persische Restaurant Arezu und das Café Ritter in Ottakring gingen in Konkurs. Für weitere fünf Betriebe läuft ein Sanierungsverfahren: die Bäckerei Gragger, das Restaurant Berger und Lohn, den Kinderausstatter Kydoo, den Lokalbetreiber Danube Waterfront und das Grand Café am Alsergrund.

Im Gegensatz zu den Unternehmen in Sanierung seien bei jenen in Konkurs keine Verfahren mehr am Laufen, heißt es aus Hankes Büro. Damit stünden die "Stolz auf Wien"-Geldgeber, also Stadt, Wirtschaftskammer und Investoren, für die Ausfälle gerade. Über die Höhe sei Stillschweigen vereinbart worden. (Stefanie Rachbauer, 21.9.2023)