Spanien Fussball Frauen Nationalmannschaft Streik
Erfolg für die Spanierinnen um Stürmerin Eva Navarro (Mitte) und Verteidigerin Ohiane Hernandez (re).
AFP/JOSE JORDAN

Valencia - Nach Zugeständnissen des Fußball-Verbandes und Versprechen durchgreifender Strukturveränderungen hat die spanische Nationalmannschaft der Frauen ihren Streik beendet. Ein Großteil der Spielerinnen hat angeblich einer Rückkehr ins Aufgebot zugestimmt. "Wir sind zu einer Reihe von Vereinbarungen gekommen, die morgen ausgearbeitet und unterzeichnet werden", kündigte Victor Francos, Präsident der obersten spanischen Sportbehörde CSD, am Mittwoch an. Lediglich zwei der 23 für die Nations League berufenen Profis seien nicht bereit, diesen Weg mitzugehen.

Die beiden Spielerinnen, die nach den Verhandlungen das Trainingslager wieder verlassen wollten, würden laut Francos nicht bestraft. Als Ergebnis der siebenstündigen Gespräche zwischen CSD, den Spielerinnen und dem von ihnen scharf kritisierten Verband (RFEF) in einem Hotel bei Valencia verkündete Francos, dass der Verband die von den Fußballerinnen geforderten tiefgreifenden Änderungen ab Donnerstag umsetzen wolle. Dafür werde eigens eine gemeinsame Kommission gebildet, bestehend aus CSD, RFEF und den Spielerinnen.

Harte Sanktionen angedroht

Tags zuvor hatte Verteidigerin Mapi Leon vom FC Barcelona betont, dass sich die meisten Spielerinnen gegen ihren Willen im Trainingscamp des Weltmeisters befinden. "Wir sind gezwungen worden, hierhin zu kommen. Aber wenn sie uns bestrafen wollen, dann müssen wir eben kommen", sagte die 28-Jährige, die nicht zum siegreichen WM-Team gehört hatte.

Wegen ihres Streiks aufgrund der Missstände im Verband, die mit der Rubiales-Affäre eskaliert waren, sahen sich die Nationalspielerinnen der Androhung harter Sanktionen ausgesetzt. "Wenn sie nicht kommen, müsste die Regierung das Gesetz anwenden. Gesetz ist nunmal das Gesetz", so Francos: "Die Regierung hat die Pflicht, einzugreifen. Wir werden alles tun, um das Problem zu lösen." Offenbar hat dies funktioniert.

Die sportliche Zukunft der neuen Teamchefin Montse Tomé, die als Vertraute des mittlerweile zurückgetretenen spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales gilt, habe laut Francos nicht zur Disposition gestanden. Am Montag hatte Tomé 15 Weltmeisterinnen für die Spiele der Nations League am Freitag in Schweden sowie am Dienstag darauf daheim gegen die Schweiz nominiert, obwohl diese Sportlerinnen zusammen mit anderen Kolleginnen ihren Streik schon vor Tagen angekündigt hatten.

Am Dienstag beugten sich aber mindestens elf Weltmeisterinnen dem Druck des Königlich Spanischen Fußballverbandes und traten zum Lehrgang bei der Nationalelf an. Der Verband hatte mit empfindlichen Geldstrafen und langjährigen Sperren gedroht. Nun folgte die Einigung. "Es ist der Beginn eines langen Weges, der vor uns liegt", sagte die Präsidentin der Spielerinnengewerkschaft, Amanda Gutierrez.

Weltmeisterin Jenni Hermoso war nach dem Finale in Sydney bei der Siegerehrung von dem mittlerweile zurückgetretenen spanischen Verbandspräsidenten Luis Rubiales ohne ihre Zustimmung auf den Mund geküsst worden. Der Vorfall löste international eine Welle der Entrüstung aus.

Hermoso, die nun nicht nominiert wurde, und 20 weitere Weltmeisterinnen hatten erst am Freitag in einem offenen Brief erklärt, dass sie dem Nationalteam weiter fernbleiben wollten - die ergriffenen Maßnahmen reichten ihnen nicht aus. Tomé hatte dennoch das Gros der Spielerinnen einberufen. (sid, APA, red, 20.9.2023)