Wien plant Früherkennungsprogramm für Darmkrebs von Zuhause aus
Durch ein frühzeitiges Screening soll eine Reduktion der Mortalität und ein Zugewinn an gesunden Lebensjahren erreicht werden, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker.
APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Österreich. Sie lässt sich jedoch durch die Früherkennung gut behandeln. Doch die Beteiligung an der Vorsorge wie der Darmspiegelung ist gering. Deshalb möchte die Stadt Wien nun ein neues Programm etablieren, bei dem eine Stuhlprobe zu Hause entnommen und eingeschickt werden kann. Ist diese positiv, wird eine Koloskopie vereinbart, bestätigte das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) einen Bericht der "Presse".

Personen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren sollen demnach die Möglichkeit bekommen, die Stuhlprobe bequem zu Hause zu entnehmen. Diese Probe wird dann eingeschickt und untersucht. Die Methode, um ein erhöhtes Risiko frühestmöglich herauszufinden, ist die Untersuchung des Stuhls auf okkultes – das heißt verstecktes – Blut. Die Untersuchung beruht darauf, dass Dickdarmpolypen, die Vorstufe des Dickdarmkrebses, schon in ihrem frühen Stadium Blut absondern. Obwohl dieses Blut mit freiem Auge nicht erkennbar sein kann, ist es mit dem Labortest nachweisbar.

"Fast Lane" für Betroffene

Wenn Blut nachgewiesen wird, können die Betroffenen laut "Presse" online oder telefonisch – jedenfalls über eine "Fast Lane", die nur Teilnehmern vorbehalten ist – einen schnellen Termin für eine Koloskopie vereinbaren, um die Diagnose abzusichern. Werden die Polypen, die für zunächst gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut verantwortlich sind, rechtzeitig entdeckt und abgetragen, kann die Entstehung eines Karzinoms verhindert werden.

Ziel sei es, durch ein frühzeitiges Screening eine Reduktion der Mortalität von Darmkrebs beziehungsweise einen Zugewinn an gesunden Lebensjahren und eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen, hieß es aus Hackers Büro. Bei einer Diagnose im frühen Stadium sei eine Heilung von Darmkrebs gut möglich. Ein bevölkerungsbasiertes Screening trage zur Senkung der Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit bei.

60 Prozent aller in Österreich zwischen 2017 und 2019 gestellten Diagnosen wurden erst gestellt, als der Tumor vergrößert war und Organgrenzen durchbrochen hatte. Laut den letzten verfügbaren Zahlen aus dem Jahr 2019 erkrankten in diesem Jahr in Österreich 4.444 Personen neu an Darmkrebs, 2.534 Männer und 1.910 Frauen. Bei Wienerinnen und Wienern belief sich die Zahl auf 678, 351 Männer und 327 Frauen. Darmkrebs bleibt mit elf Prozent aller Neuerkrankungen bei Männern und zehn Prozent aller Neuerkrankungen bei Frauen nach Prostatakrebs (nur bei Männern), Brustkrebs (nur bei Frauen) und Lungenkrebs die dritthäufigste Krebsart.

Screening ab 2024 möglich

Die Rahmenvereinbarungen für dieses Screening werden laut Hackers Büro nun ausgeschrieben. Der Zuschlag soll im Februar 2024 erfolgen. In der "Presse" meinte der Gesundheitsstadtrat: "Im Vordergrund steht die Kundenorientierung." Es sei ihm egal, ob die Testkits zugeschickt oder abgeholt werden, ebenso sei es ihm egal, wo sie wieder abgegeben und wo sie ausgewertet werden – in einem zentralen Labor oder unter Einbeziehung der niedergelassenen Ärzte und Labore in Wien. Das sei auch der Grund dafür, dass die Abwicklung der Stuhltests und jene der Darmspiegelungen separat ausgeschrieben werden. "Ich kann mir gut vorstellen, dass sich hier unterschiedliche Anbieter bewerben werden, vielleicht sind auch Konsortien dabei, mir ist alles recht", meinte Hacker in der "Presse".

Die meisten EU-Länder haben laut Hackers Büro bereits organisierte Darmkrebs-Screeningprogramme. Im Stichjahr 2020 waren es 20 EU-Staaten. Das will die EU-Kommission weiter bestärken und die Mitgliedsstaaten bei der Krebsvorsorge unterstützen. Ziel sei es, bis 2025 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die dafür infrage kommen, ein solches Screening anzubieten. (APA, 20.9.2023)