Bernadette Blauensteiner, Forscherin am Zentrum für Krebsforschung der Med-Uni Wien, teilt im Gastblog ihre Erkenntnisse aus dem Bereich der Immuntherapie bei Darmkrebs und erzählt, wie der Krebsforschungslauf dazu beitragen kann, essenzielle Projekte wie ihres zu fördern.

Darmkrebs ist mit rund 5.000 Neuerkrankungen pro Jahr eine der häufigsten Krebsarten in Österreich. Bei Frauen ist es die zweit-, bei Männern die dritthäufigste Tumorform. In den vergangenen Jahrzehnten gelang es Forscherinnen und Forschern, innovative Behandlungsmethoden zu entwickeln, um Krebs effektiver zu bekämpfen. Eine vielversprechende Entwicklung in diesem Bereich sind die Immuntherapien. Sie nutzen das körpereigene Immunsystem, um Krebszellen zu bekämpfen.

Wie wirken Immuntherapien?

Immuntherapien nutzen die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers, um Krebszellen gezielt anzugreifen. Die verschiedenen Therapieansätze zielen darauf ab, das Immunsystem zu stärken und seine Fähigkeit zur Erkennung und Zerstörung abnormaler Zellen zu verbessern. Bei vielen Krebsarten gelingt es durch Infusionen, die das Immunsystem gezielt stimulieren, Patientinnen und Patienten erfolgreich zu behandeln. Leider wirkt die Immuntherapie bei Darmkrebs nur schlecht und in einer kleinen Gruppe von Betroffenen.

Frau arbeitet am Mikroskop
Unser Fokus liegt auf der Erforschung von Resistenzmechanismen und der Entwicklung neuartiger individueller Therapieansätze.
Foto: MedUni Wien

Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen

Auch wenn Immuntherapien vielversprechend sind, gibt es Herausforderungen wie Nebenwirkungen und Resistenzen. Ein Hauptproblem ist die Tumor-Mikroumgebung, die das Wachstum von Krebszellen begünstigt und die Immunantwort hemmen kann. Tumorzellen können Mechanismen entwickeln, um der Immunabwehr zu entkommen. Diese Abwehrmechanismen können die Effektivität beeinträchtigen. Es ist derzeit nicht möglich, alle Patientinnen und Patienten mit Immuntherapien zu behandeln, da die Zulassung auch vom individuellen genetischen Profil abhängt.

Personalisierte Ansätze sind das Ziel

Genau hier setzt unser Forschungsprojekt an. Am Zentrum für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien arbeiten wir unter der Leitung von Maria Sibilia an präklinischen Studien, die im Labor durchgeführt werden. Unser Fokus liegt auf der Erforschung von Resistenzmechanismen und der Entwicklung neuartiger individueller Therapieansätze, um Darmkrebs auf Immuntherapien ansprechbar zu machen. In meiner Forschungsarbeit liegt der Schwerpunkt darauf, ein spezifisches Oberflächenprotein zu untersuchen, das hauptsächlich auf Immunzellen vorkommt und in der Entstehung von Darmkrebs eine wichtige Rolle spielt. In diesem Zusammenhang erforschen wir mit Onkologinnen und Onkologen aus Italien geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Patientinnen und Patienten. Wir setzen uns mit der Frage auseinander, ob eine gezielte Blockade dieses Proteins als potenzielle Behandlungsstrategie in Betracht gezogen werden kann. Trotz der Herausforderungen sind die Zukunftsaussichten für Immuntherapien vielversprechend. Die Forschung schreitet voran, und neue Entdeckungen könnten dazu beitragen, die Wirksamkeit der Therapie zu steigern und ihre Anwendung auf eine breitere Palette von Krebsarten auszudehnen.

Bernadette Blauensteiner über ihre Arbeit in der Krebsforschung
MedUni Wien

Unsere Projektidee ist Teil einer Auswahl von vielen herausragenden Vorhaben, die vom Comprehensive Cancer Center (CCC) der Med-Uni Wien und des AKH Wien mit Forschungsförderungen ausgezeichnet wurden. Die Förderungen sichern die Finanzierung unserer Forschungsarbeit und ermöglichen es uns, die nächsten Schritte zu gehen. (Bernadette Blauensteiner, 26.9.2023)