Soundboks am Wasser
Der Lautsprecher des Anbieters Soundboks macht ordentlich Lärm, ist in der Anschaffung aber auch entsprechend teuer.
Soundboks

T minus zwei Monate: Die Festivalsaison war in vollem Gange, und wer in diesem Metier etwas Erfahrung mitbringt, weiß, dass die eigentliche Party nicht selten auf dem Campingplatz stattfindet. Wenn man dort dem Musikgeschmack der Nachbarn nicht hilflos ausgeliefert sein will, hilft nur eines: selbst einen mobilen Lautsprecher mit ordentlich Wumms mitbringen. Nachdem der Autor und seine Festivalcrew in den letzten Jahren immer wieder mit den Preisen derartiger Geräte gehadert und sich im Anschluss doch über die Beschallung mit DJ Ötzis "Hey Baby" und ähnlichen Machwerken vom Zeltplatz nebenan geärgert hatten, war es dieses Jahr endlich an der Zeit, Waffengleichheit herzustellen.

Eine Bluetoothbox für draußen musste also her. Nur woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die Geräte des Platzhirsches im Festival- und Ruhestörungssegment, Soundboks, sind für den angestrebten Nutzungszweck einfach zu teuer: 700 Euro werden für die kleinere Variante mit etwas weniger Power verlangt, die größere Version kostet gar 1.000 Euro – nichts für den Studi-Geldbeutel, und das schon gar nicht, wenn man nicht zur Gruppe der Menschen gehört, die mit solchen Geräten regelmäßig auch außerhalb von Festival-Campingplätzen ihre Umgebung beschallen.

Ähnliche Überlegungen könnte man auch mit anderen Gadgets anstellen: E-Scooter sind im Sommer deutlich nützlicher als im Winter, und die Drohne, die man realistischerweise einmal im Jahr für den Urlaub aus dem Keller holt, muss dafür eigentlich auch nicht extra gekauft werden.

Screenshot Grover
Grover bietet eine breite Produktpalette an – der Sinn einer Miete erschließt sich mal mehr, mal weniger.
Screenshot: Jonas Heitzer

Mieten statt kaufen

In diesen Fällen lässt sich Platz und auch Geld sparen, indem man die Geräte bei Bedarf mietet und danach wieder zurückgibt. Die Optionen dafür sind, im Fall unseres angestrebten Lautsprechers, vielfältig.

Das beste Angebot finden wir schließlich bei Grover. Das 2015 gegründete Unternehmen aus Berlin bietet bereits seit 2019 auch in Österreich seine Dienste an. Ein großes Sortiment an Drohnen, Kameras, Smartphones, aber auch E-Scootern und eben Lautsprechern wird dort zur Miete angeboten.

Grover bietet den für unseren Festivaleinsatz angestrebten Lautsprecher "ab 35,90/Monat" an. Das ist natürlich zu günstig, um wahr zu sein – in der Realität hängt die Höhe des monatlichen Beitrags von der Mindestmietdauer ab. Mietet man nur für einen Monat, was für unsere Festivalsaison mehr als ausreichte, zahlt man knapp 86 Euro inklusive Versandkosten – zwar deutlich teurer, aber immer noch attraktiv.

Denn: Inkludiert ist nicht nur das Gerät, sondern auch eine durchaus umfangreiche Versicherung. "Kleine Kratzer und normale Gebrauchsspuren" werden laut Grover nach der Miete kostenlos beseitigt, und sollte dem teuren Gerät während der Miete etwas Gröberes zustoßen, verlangt Grover einen moderaten Selbstbehalt von zehn Prozent der Reparaturkosten. Ausnahmen sind Drohnen und E-Mobility-Geräte, hier wird nur die Hälfte der potenziellen Kosten abgedeckt. Aufpassen ist trotzdem angebracht, denn eine Diebstahlversicherung ist bei "Grover Care" nicht enthalten.

Ein Campingplatz
Das natürliche Habitat eines leistungsstarken Bluetooth-Lautsprechers, der Festival-Campingplatz. Leichte Gebrauchsspuren sind hier vorprogrammiert.
Jonas Heitzer

… oder beides?

Will man sich von einem gemieteten Produkt doch nicht mehr trennen, bietet Grover zwei Varianten: Entweder man behält das Gerät zunächst ein ganzes Jahr, zahlt es mit den monatlichen Beträgen ab und kauft es dann für einen symbolischen Euro, oder man bezahlt gleich den Zielbetrag. Beides kommt deutlich teurer als ein regulärer Neukauf, und auch der Versicherungsschutz greift ab dem Kaufzeitpunkt nicht mehr. Sinnvoll ist die Kaufoption also nur, falls man ein Gerät schon für einen längeren Zeitraum gemietet hat, und auch dann sollte man jedenfalls so lange wie möglich die Miete laufen lassen, um den Versicherungsschutz zu erhalten.

Für unsere Festivalzwecke reichte jedenfalls eine einmonatige Miete. Nach einer kurzen Debatte in der Chatgruppe waren alle Stakeholder überzeugt und bereit, sich die Kosten für die Lautsprechermiete zu teilen. Nach einer kurzen Identitäts- und Bonitätsüberprüfung, Letztere durch die Auskunftei CRIF, schickte Grover das Gerät via Standard-UPS-Versand auf die Reise, und innerhalb von drei Tagen klingelte der Paketbote an der Tür.

Wie "grün" ist Mieten bei Grover?

Die Ressourcen- und Mülleinsparung, die bei der Miete von Elektronikprodukten gegenüber dem Kauf erreicht wird, ist nicht von der Hand zu weisen und wird von Grover auch entsprechend vermarktet. Man muss sich aber bewusst sein, dass auch die Wiederaufbereitung der Geräte nach der Miete Energie kostet. Der größte Wermutstropfen in dieser Hinsicht ist aber wohl der Versand, denn Grover-Mietgeräte sehen ganz schön viel von Europa: Im erwähnten Fall wurde das knapp zehn Kilogramm schwere Gerät aus einem knapp 1.000 Kilometer von Wien entfernten Lager in den Niederlanden verschickt. Nach dem Ende der Miete geht es laut Etikett für den Rückversand an eine Adresse im 1.150 Kilometer entfernten Flensburg. Grover scheint sich des Problems bewusst zu sein und bietet mittlerweile bei vielen Geräten auch eine Abholung in Media-Markt-Filialen an – leider aber nicht für unseren Festival-Lautsprecher.

Und apropos Rückversand: Hier gibt es auch auf der Komfortebene noch Nachholbedarf. Im Gegensatz zur bequemen Lieferung vor die Haustüre beim Start der Miete muss das Gerät zur Rückgabe selbst zu einem UPS-Paketshop gebracht werden. Eine Abholung wird nicht angeboten – durchaus lästig bei größeren und schwereren Geräten, vor allem, wenn man kein Auto besitzt und der nächste UPS-Standort nicht gerade ums Eck liegt.

Fazit: Keine schlechte Alternative

Nur zu oft werden Elektrogeräte angeschafft, um dann einen Großteil ihrer Lebenszeit im Keller zu verstauben. Für Zwecke wie den als Beispiel angeführten bietet Grover eine durchaus attraktive Alternative zum Kauf, die, zumindest bei Abholung des Geräts, auch deutlich nachhaltiger sein dürfte. Abzüge gibt es für den Rückgabevorgang, der etwas komfortabler ausfallen dürfte, und den (zumindest aktuell) nur sehr schlecht erreichbaren Kundendienst. (Jonas Heitzer, 23.9.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Kosten für die Produktmiete wurden vom Autor selbst getragen.