Die Kombis sind ziemlich aus der Mode geraten. Sie gelten als bieder und fad, sie sind meistens nicht sonderlich attraktiv, sie sind die Pflicht und nicht die Kür, sie sind der Kompromiss und nicht die Wunschvorstellung. Aber: Sie sind praktisch. Das ist ihr Sinn. Sie haben mehr Platz, und auch da gibt es Ausnahmen, aber dann ergibt das keinen Sinn mehr.
Das Kombiangebot richtet sich in erster Linie an Familien, die eben erhöhten Platzbedarf haben, viel Gepäck, Kinderwagen, Roller, Fahrrad und sonstiges Freizeitgerät, oder an Hobbybastler, die größere Flächen zum Transport ihrer Utensilien brauchen. Es ist also nicht der pure Spaß, der zum Kauf eines Kombis verleitet, sondern die Notwendigkeit.
Richtige Wahl
Das muss nicht schlecht sein, und am Ende zählt sowieso nur die Zufriedenheit. Wenn sich alles gut ausgeht, hier auch im räumlichen Platzbedarf gedacht, dann war das die richtige Wahl.
Was den Kombi noch ein wenig als zweite Wahl dastehen lässt, ist der Umstand, dass er nicht als eigenständige Form gesehen wird, sondern von einer anderen abgeleitet ist. Der Kombi ist fast immer der Auf- und Umbau einer Limousine, der damit auch die Eleganz und der Leichtigkeit genommen werden.
Da sind wir völlig erhaben, für uns zählt auch in diesem Fall der praktische Nutzen. Der wird oft genug geringgeschätzt, daher lassen wir ihn hier hochleben: Der Toyota Corolla ist nicht der klassische Kombi, aber es gibt ihn eben auch als Kombi, und in dieser Ausführung bietet er deutlich mehr Platz. Wenn es sein muss: 1606 Liter wären hinten unterzubringen unter Ausnützung aller Möglichkeiten. Da bringt man also nicht nur den Einkauf für das verlängerte Wochenende, sondern das Gepäck der Familie für einen ernsthaften Urlaub unter. Die Familie natürlich auch.
Ausgereiftes Konzept
Bieder? In diesen Kategorien denken wir nicht. Wir brauchen Platz. Meist sind es ja die anderen, die Platz brauchen, unsere Bedürfnisse finden in einer schlanken Tasche Platz, aber die Familie ufert aus. Die Selbstverständlichkeit, mit der der Corolla diesen Ansprüchen gerecht wird, spricht sehr für ihn. Dass dieser Toyota einer der wenigen japanischen Vertreter ist, die auf diese Art von duldsamer und uneitler Erwartung noch Rücksicht nehmen, macht ihn fast schon zum Exoten.
Wobei: Der Corolla als solcher wurde mehr als 50 Millionen Mal gebaut und verkauft, der Erfolg gibt der Baureihe also recht. Das Konzept ist ausgereift, und Corolla steht außerdem für pannenfrei und zuverlässig, das zählt mehr als nur lässig sein.
Vernünftige Leistung
Der Kombi (TS steht für Touring Sports) ist mit der fünften Generation des Toyota-Hybridantriebs ausgestattet: Leiser, sauberer, reaktionsschneller, er bietet eine vernünftige Leistung bei noch vernünftigerem Verbrauch. Die Systemleistung beträgt hier 140 PS, das reicht gut aus und birgt Reserven, auf die wir uns gerne ausreden, der Verbrauch liegt bei gutem Willen bei fünf Liter Sprit auf 100 km. Wir fahren also einen ruhigen und spontanen Benziner mit den Verbrauchswerten eines Diesel ohne dessen Nachteile, unterstützt von einem sehr effizienten Elektromotor. Der Anteil der quasi unbemerkt emissionsfrei zurückgelegten Wege ist dabei erstaunlich hoch.
Was man jetzt als Vor- und Nachteil sehen kann: Der Corolla ist voll mit hilfreichen Assistenzsystemen, die einem auch auf die Nerven gehen können. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal, sondern wird gerade allgemeiner Standard, von Spurhalteassistent bis zu Geschwindigkeitswarnung, das wäre uns optional lieber als auf- und vordringlich vorgeschrieben. Abgesehen davon ist die Assistenz im Wagen aber vorbildlich, so lassen wir uns gerne leiten. (Michael Völker, 20.9.2023)