Wien – Existenziell bedroht sehen sich nicht allein private Medien in Österreich durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und seine beherrschende Marktstellung. Burda-Vorstand Philipp Welte warnte bei den Österreichischen Medientagen vor "meinungsmächtigen, expansionistischen Giganten, die der freien Presse sukzessive die Luft zum Atmen nehmen". Und fragte: "Entspricht dieser künstlich geschaffene Golem noch der Verfassungsidee der Grundversorgung der Menschen mit Information?"

Philipp Welte, Vorstand des nationalen Verlagswesen von Hubert Burda Media
Der deutsche Staat leiste sich das teuerste öffentlich-rechtliche Mediensystem der Welt und nehme damit der freien Presse "sukzessive die Luft zum Atmen", sagt Burda-Vorstand Philipp Welte.
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Private Medien fänden sich auf "schmalem, gefährlichem Grat" zwischen Giganten aus den USA und China, die "den Werbemarkt weitgehend unter sich aufgeteilt haben", und einem "ungebremst expandierenden öffentlich-rechtlichen System", das sich dank Haushaltsabgabe "völlig risikofrei in digitalen Kanälen breitmacht".

Das digitale Werbegeschäft sei "aussichtslos". Private brauchen also Beiträge des Publikums, um Journalismus zu finanzieren. Das aber werde immer schwieriger, wo sich Öffentlich-Rechtliche "schrankenlos in der digitalen Welt breitmachen".

KI-generierte Inhalte

In künstlicher Intelligenz sieht Welte Bedrohung wie auch Chance auf "Effizienz". Das Experiment eines KI-generierten Burda-Magazins mit Pastarezepten aber war ein "großer Fehler", der nicht mehr passieren dürfe. Er gefährde die "wichtigste Währung" der Medien, "das Vertrauen der Menschen".

Styria-Vorstandschef Markus Mair sieht "großes Potenzial in der Generierung von Service-Inhalten", die heute noch "manuell" erstellt würden. Medien, die sich stark über den journalistischen Kern definierten, müssten rasch zu Technologieunternehmen werden.

Nicht so einfach, sagt Heute-Herausgeberin Eva Dichand. Sie sucht Datenexperten und Programmierer, aber: "Man findet die Menschen nicht, die das machen wollen, was man gerne machen würde." (Harald Fidler, 21.9.2023)