Stéphane Lissner kehrt an Neapels Opernaus San Carlo zurück.
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Nach einem erfolgreichen Rekurs bei einem Arbeitsgericht kehrt der französische Kulturmanager Stéphane Lissner wieder an die Spitze von Neapels Opernhaus San Carlo zurück. "Viele dachten, dass ich nicht mehr nach Neapel zurückkehren würde, doch jetzt bin ich hier. Ich will jetzt wieder meine Arbeit aufnehmen", sagte Lissner im Interview mit dem "Corriere della Sera".

Der 70-jährige Lissner hatte eine Klage gegen einen Beschluss der italienischen Regierung eingereicht, ihn aus Altersgründen zwei Jahre vor Ende seines Vertrags als Intendant von Neapels Opernhaus abzusetzen. Sein Einspruch wurde von einem Arbeitsgerichts in Neapel angenommen. So erhält Lissner seinen Intendantenposten wieder, den die Regierung in Rom inzwischen an den Ex-RAI-Chef Carlo Fuortes vergeben hatte.

"Ich arbeite seit drei Jahren in Neapel und habe enge Beziehungen zu den Musikern, zum Orchester und zu den Mitarbeitern dieses Theaters aufgebaut. Zusammen haben wir sichtbare Resultate erzielt", erklärte der Franzose. Sein Ziel sei es jetzt, bis Ende seines bis 2025 laufenden Vertrags zu arbeiten. "Mein Traum ist ein Theater zu verlassen, das vom finanziellen und künstlerischen Aspekt her stabil ist. Das San Carlo braucht eine starke Führung, daher bin ich nach Neapel zurückgekehrt", kommentierte Lissner.

Behördlich verordnet

Der Ministerrat in Rom hatte Anfang Mai ein Dekret verabschiedet, laut dem Intendanten von Opernhäusern mit Vollendung des 70. Lebensjahres aus dem Amt scheiden müssen. Die derzeit amtierenden Intendanten, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Neuregelung das 70. Lebensjahr vollendet haben, mussten am 10. Juni abtreten. Diese Neuregelung hatte sofortige Auswirkungen für Lissner, der am 23. Jänner 70 Jahre alt geworden war und daher am 10. Juni den Posten verlassen musste.

Der in Rom geborene Kulturmanager Fuortes hatte im Mai die Führung der RAI verlassen, weil er mit der neuen Medienpolitik der Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni nicht einverstanden war. Im Juli wurde er zum neuen Intendanten des San Carlo ernannt. Vor zwei Wochen beschloss ein Arbeitsgericht in Neapel, dass Lissner seinen Platz im Theater zurückerhalten soll.

Lissner, der unter anderem Musikdirektor der Wiener Festwochen und Intendant der Pariser Oper war, ist seit 2019 Intendant des Teatro San Carlo in Neapel. Von 2005 bis 2015 war er Intendant und künstlerischer Leiter der Scala und damit der erste Nicht-Italiener in dieser Position in der Geschichte des Mailänder Operntempels. Das San Carlo ist das älteste Opernhaus der Welt. (APA, 21.9.2023)