Wer dieser Tage hierzulande von "Kurz-Filmen" spricht, meint nicht notwendigerweise Werke von geringer zeitlicher Dauer. Denn in den letzten Wochen sind nicht weniger als drei dokumentarische Filme in den Kinos angelaufen, die in mehr oder weniger kritischer Form die Person Sebastian Kurz zum Inhalt haben, dem ab 18. Oktober ein Prozess wegen Falschaussage ins Haus steht. Dem Ex-Kanzler drohen bis zu drei Jahre Haft – was sich auf ein etwaiges Polit-Comeback auswirken könnte.

Sebastian Kurz vor dem Wiener Artis-Kino, im Hintergrund verschwommen der Schriftzug
Zu Gast bei der Filmpremiere von "Kurz – der Film": Sebastian Kurz.
DER STANDARD/Regine Hendrich

Drei Kurz-Filme – drei Zugänge

"Projekt Ballhausplatz" ist eine Dokumentation des bekannten Regisseurs Kurt Langbein, die sich dem Aufstieg und Fall von Kurz widmet. Sie basiert in erster Linie auf Archivmaterial bis zurück ins Jahr 2010 und bietet eine Art nicht unkritische kommentierte Nacherzählung der Karriere des Altkanzlers. Auch wenn der Film keinen investigativen Anspruch verfolgt und nichts enthüllt, was nicht ohnehin schon bekannt ist, geht es Langbein mit seinem Werk nach eigener Aussage darum, aufzuzeigen, wie es Kurz gelungen sei, das Land "an den Rand der Demokratie" zu führen. Interviews mit dem Altkanzler selbst enthält der Film im Übrigen nicht.

Unter der Ägide von Regisseur Sascha Köllnreitner und ungewöhnlicherweise ohne heimische Förderung entstand "Kurz – der Film", worin der Altkanzler und Neo-Geschäftsmann seine Geschichte selbst erzählt – begleitet von Statements aus dem Mund von 20 der engsten Kurz-Vertrauten aus seiner Zeit in der Politik. Hier reihen sich eher O-Töne aneinander, als dass man Erzählstimme oder Kommentierung vorfindet. Kritik an Kurz ist in homöopathischen Dosen enthalten. Zu erwähnen ist hierzu auch, dass mehrere Protagonisten des Streifens nach Sichtung von "Kurz – der Film" angaben, sich ob der Verwendung ihrer Statements hinters Licht geführt zu fühlen. Auch sorgte für Aufsehen, als nach einem gelungenen Kinostart des Films "Falter"-Recherchen offenlegten, dass die Produktionsfirma selbst in größerem Rahmen Tickets für den Kurz-Film gekauft haben soll.

Bei "Sebastian Kurz – Die Wahrheit" schließlich führte der nicht unumstrittene kroatische Regisseur Jakov Sedlar Regie. Das Drehbuch schrieb die Verfasserin der vom porträtierten ÖVP-Obmann selbst autorisierten, offiziellen Kurz-Biografie, die von Rezensenten als eine Art Hagiografie gelesen wurde: Judith Grohmann. Als Absicht hinter dem Film nannte der Regisseur, Österreich und der Welt zeigen zu wollen, "welch großartiges politisches Talent durch Intrigen der politischen Gegner und den Hass der Medien vernichtet wurde".

Nebenbei wurde zuletzt auch die aktuelle Entstehung eines "Kurz-Spielfilms" unter dem Arbeitstitel "Ganz kurz Kanzler" publik, bei der es sich um eine Art Kurz-Verwechslungskomödie handeln dürfte.

Kurz-Filme: Ihre Meinung, bitte!

Was halten Sie davon, dass Kurz derzeit so umfassend im Kino zu sehen ist? Welcher der drei Filme klingt für Sie am spannendsten? Haben Sie schon einen davon gesehen – warum diesen, und wie fanden Sie ihn? Warten Sie lieber ab, bis diese Filme abseits des Kinos zu sehen sind? Und wenn Sie sich keinen der drei Filme ansehen werden: Warum holt Sie das Thema nicht ab? Posten Sie Ihre Meinung! (Daniela Herger, 25.9.2023)