Jan Böhmermann hatte sichtlich Spaß, wieder im Hauptabend des ZDF aufzutauchen: Nach einer Pause von drei Jahren holte der Satiriker am Mittwoch seine preisgekrönte Show "Lass dich überwachen!" aus der Corona-bedingten Versenkung, um dem Publikum vor Augen zu führen, was es im Internet so treibt. Ein ZDF-Team hatte in den letzten Wochen ganze Arbeit geleistet, um die Profile aller Studiozuschauerinnen und -zuschauer zu durchleuchten.

In der Annahme, sie wären bei einer Aufzeichnung von Böhmermanns "ZDF Magazin Royal", konfrontiert er die Gäste mit den kleinen Sünden ihres Online-Exhibitionismus. "Ich sehe Panik", sagt er nicht ohne Grund. Um das Publikum aber nicht komplett bloßzustellen, wurden die großen Sünden wohl ausgespart.

"Lass dich überwachen!": Jan Böhmermann legte wieder ein paar Onlinesünden seines Publikums offen.
Screenshot/ZDF-Mediathek

Pornos und ein knackiger Pfirsich

Da war denn etwa der junge Cybersicherheitsexperte Erik, der einräumen musste, pornografische Inhalte runtergeladen zu haben. Lustiger war dann allerdings, dass er an zwei Tagen mit der Kamera verfolgt wurde. Natürlich nicht beim Pornoschauen, sondern bei alltäglichen Tätigkeiten wie U-Bahn-Fahren, wo er von einer Frau zu seiner Verwunderung einen "knackigen Pfirsich" angeboten bekam. Seine Vorliebe dafür machte er zuvor im Internet publik. Er wurde nur anhand seiner Posts aufgespürt und heimlich begleitet.

Auf eine sympathische und humorvolle Art wurde ein Paar in Szene gesetzt, das für das zweijährige Kind keinen Babysitter fand, es mangels Alternativen letztendlich in die Hände des ZDF-Teams legte, um bei der mehrstündigen Aufzeichnung der Show dabei sein zu können. Helikopter-Eltern gibt es ohnehin genug.

Schamgefühl und Geschenke

Als Höhepunkt der zwischendurch etwas langatmigen Show durfte ein Mann seinen Lockdown-Song "I work from Home" präsentieren. Statt nur einer Handvoll Leute auf Youtube hörte den Song ein Millionenpublikum. Geschliffen wurde er von Musiker Mark Foster, der am Ende der Sendung ebenso mitsang wie etwa Vanessa Mai. Und das war gar nicht so peinlich, wie es klingt. Alle Kandidaten und Kandidatinnen erhielten Geschenke. Und so darf sich etwa der Home-Office-Songwriter darüber freuen, dass sein Lied auf Vinyl gepresst wurde.

Viel Schnittware

Dem einen oder anderen Gast dürfte das Graben in ihren Onlinetätigkeiten zu peinlich gewesen sein, denn eine Menge Drehmaterial ging nicht auf Sendung. "Nach jeder Aufzeichnung kommt es vor, dass Leute sagen: 'Um Gottes willen, bitte nicht!' Und da sind wir natürlich fair und sagen: 'Ja klar, wenn ihr es nicht wollt, dann lassen wir das weg.' Wir haben fünfeinhalb Stunden aufgezeichnet, und die Sendung ist eineinhalb Stunden lang", sagte Böhmermann der Deutschen Presseagentur dpa. Die Sendung wurde am 24. August aufgezeichnet.

Auf die Frage, ob die Leute im Netz inzwischen vorsichtiger geworden sind, sagte der Satiriker: "Was sich total verändert hat: Das Bewusstsein dafür, was Leute von sich ins Netz stellen, ist viel präsenter geworden." Ob Böhmermann mit dieser Sendung für Datenschutz sensibilisieren kann, sei dahingestellt, gute Unterhaltung ist sie allemal. Das Material für die nächsten Sendungen wird sicher nicht ausgehen, auch wenn der Schlussappell etwas nachhallt: "Schön aufpassen, was Sie im Internet machen, sonst kommen wir!" (Oliver Mark, 21.9.2023)