Fledermaus vor blauem Himmel
28 Fledermausarten kommen allein in Österreich vor. Wie sie leben und warum ihr Lebensraum geschützt werden muss, können Jugendliche und Kinder in Workshops erfahren.
IMAGO/blickwinkel

Hand aufs Herz: Was wissen Sie über die heimischen Vögel und Fledermäuse? Die Antwort dürfte bei den meisten Menschen eher dürftig ausfallen – noch mehr, wenn es um die Bedeutung dieser Tiergruppen im Naturgefüge und für uns Menschen geht. Tatsächlich spielen viele von ihnen vor allem bei der Schädlingsbekämpfung eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Ihre Lebensumstände werden jedoch zunehmend prekär, vor allem durch die immer intensivere Landnutzung und die daraus resultierenden Verluste von Nahrungsgrundlagen und Lebensräumen. Ein heuer angelaufenes, vom Wissenschaftsfonds FWF unterstütztes Projekt der Universität Wien vermittelt Kindern und Jugendlichen auf vielfältige Weise Wissen über 67 ausgewählte Arten und schafft Bewusstsein für ihre Bedeutung.

Gefährdete Fledermäuse

Alle 28 in Österreich vorkommenden Fledermausarten sind gefährdet, und auch von den rund 200 einheimischen Brutvogelarten sind viele bedroht. Die heimischen Fledermäuse und viele Vögel sind Insektenfresser, die auf ausgeräumten, mit Pestiziden behandelten Nutzflächen und versiegelten Böden immer weniger zu fressen finden.

Dazu kommen ausgebaute Dachböden, hermetisch abgedichtete Fassaden, fehlende Bäume und Sträucher in der Landschaft – alles potenzielle Nistplätze vieler Vögel und Fledermäuse. Umgekehrt vernichten sie massenweise lästige beziehungsweise schädliche Insekten wie Gelsen und Borkenkäfer, deren Zahlen mit zunehmender Erderwärmung eher steigen als sinken.

Ein in diesem Jahr gestartetes Projekt will junge Menschen über diese Tiere informieren und so Bewusstsein für ihren Schutz schaffen. Unter dem Titel "Sounds Wild" (Klingt wild) haben Schulen die Möglichkeit, kostenlos interaktive Workshops zu buchen.

Tierischer Techno

Diese werden von der jungen Biologin Rym Nouioua abgehalten, die für die Aufgabe denkbar gut gerüstet ist: Laut Projektleiterin Bea Maas verfügt sie nicht nur über profunde Kenntnis in Bezug auf alle vom Projekt abgedeckten Arten und deren Lebensweise, sondern macht auch Techno-Musik, in die sie Tierlaute einbaut. Zudem ist sie technisch versiert.

Fledermäuse faszinieren die Menschheit seit Jahrtausenden.
Fledermäuse faszinieren die Menschheit seit Jahrtausenden.
AP

Unter anderem kennt sie sich hervorragend mit Fledermaus-Detektoren aus. Dabei handelt es sich um spezielle Rekorder, die es ermöglichen, die Ultraschallrufe der Tiere aufzuzeichnen und wiederzugeben. Die handelsüblichen Geräte sind aber laut Maas so teuer, dass viele Forschende auf die Arbeit mit Fledermäusen verzichten.

Günstiges Equipment

Nouioua hat es jedoch geschafft, mithilfe einer Platine, eines Mikrofons und eines Lautsprechers eine einfache und extrem günstige Variante zu entwickeln, die sie im Rahmen der Workshops auch mit den Schülerinnen und Schülern baut.

Je nach Alter – es gibt jeweils eine eigene Variante für Volksschule, Unter- und Oberstufe – erfolgt das auf Basis simpler Steckverbindungen oder mittels Löten. In jedem Fall wird das Gerät danach im Freien erprobt – wenn auch anhand aufgezeichneter Rufe, da die Tiere zu Schulzeiten nicht aktiv sind.

Dazu gibt es Spiele, Geschichten, ein altersgerechtes Quiz und nicht zuletzt ein Projekthandy, mit dem die Schülerinnen und Schüler selbst Inhalte für die sozialen Medien erstellen können. "Wir wissen aus anderen Projekten, dass ein emotionaler Bezug wichtig ist", erklärt Maas, "darum arbeiten wir mit jedem möglichen Zugang, damit für jeden etwas dabei ist."

Randgruppen im Fokus

Gleichzeitig werden mithilfe von Fragebögen der Wissensstand sowie das Interesse der Schülerinnen und Schüler an Naturschutzfragen erhoben. Dabei soll nicht nur das "mittlere Drittel" Beachtung finden, sondern auch der "Rand", betont Maas. "Wir wollen wissen, wer sich besonders stark für diese Belange interessiert und wer gar nicht und ob es da Zusammenhänge mit anderen Faktoren im Leben der jungen Menschen gibt."

Um mehr Input aus dieser Quelle zu schaffen, steht der Fragebogen mittlerweile auch online für alle Interessierten zur Verfügung. Bisher haben 22 Workshops stattgefunden. Insgesamt sollen es über die zweijährige Projektlaufzeit sogar 80 bis 100 Veranstaltungen werden.

Die Reaktion der Kinder und Jugendlichen ist laut Maas sehr erfreulich: "In der Regel fangen sie sehr schnell Feuer." Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen auch als Empfehlungen für naturschutzbezogene Öffentlichkeitsarbeit zugänglich gemacht werden, denn: "Die Jugend soll mehr gehört werden", lautet das Plädoyer von Maas.

Wettbewerb für Kreative

Als Inspiration gibt es auch in diesem Jahr wieder einen Kreativwettbewerb mit attraktiven Preisen: Noch bis zum 30. September können Bilder, Fotos, Lieder, Theaterstücke, Skulpturen und ähnliche Kunstwerke eingereicht werden, die nur eine Voraussetzung erfüllen müssen: Es muss darin um eine der Projektarten gehen. (Susanne Strnadl, 22.9.2023)