
Bei Alexander Schlager war Endstation. Tag der geschlossenen Tür sozusagen. Der Torhüter von Red Bull Salzburg trieb die mit zwei Weltmeistern geschmückte Elf von Benfica Lissabon am Mittwoch im Estádio da Luz zur Verzweiflung. Bei seiner ersten Partie in der Champions League hielt der Teufelskerl den Sieg mit einer Serie von Glanzparaden fest. "Er hat uns im Spiel gehalten", sollte Trainer Gerhard Struber anschließend sagen. Dabei wäre alles fast ganz anders gekommen.
Im Juli hatte sich Schlager nach sechs Saisonen beim LASK dem österreichischen Champion angeschlossen. Die Zeichen in Wals-Siezenheim standen zunächst auf Ersatzbank. "Er kommt nicht als Nummer eins", hieß es seitens des Vereins. Erst als der designierte Einsergoalie Philipp Köhn zu AS Monaco ging, war der Weg für den Sieger der Krone-Fußballerwahl 2019 frei. Das Geschäft ist schnelllebig. Und das gereicht Kickern nicht immer nur zum Nachteil.
Schon als Knirps sammelte Schlager bei Red Bull Salzburg erste Erfahrungen unter der Querlatte. Aber wenn man nicht gerade Paolo Maldini heißt, ist der Fußball ein Wanderzirkus: Leipzig, Grödig, Floridsdorf, Linz. Es war ein weiter Weg, um auch als Profi das Tor der Bullen zu hüten. "Es freut mich extrem, wieder zurückzukommen", sagte Schlager, während er mit ziemlicher Sicherheit auf einen Kautschi biss.
Ein Ritual
Das war einst bei ihm fast neurotisch, ein Ritual. Vor jedem Match legte er sich drei Stück Kaugummi parat. Sie wurden der Reihe nach durchgekaut. Einer in der Kabine, einer beim Aufwärmen und einer im Spiel.
Mittlerweile ist der Mann weniger streng zu sich selbst. Das Faible des Familienvaters für elastische Kaumasse ist ungebrochen, der Konsum ist aber keinen Regeln mehr unterworfen. Dafür löst der Goalie nun zum Auflockern Kreuzworträtsel.
Mit seinen 27 Jahren ist Schlager in der Welt von Red Bull eine Art Methusalem. Im Durchschnitt waren die gegen Benfica siegreichen Bullen 21,5 Jahre alt. "Ich bin sprachlos, happy und dankbar", sagte der Dorfälteste nach der Galanacht von Lissabon.
Die Nachrichten aus Portugal werden auch Österreichs Teamchef Freude bereiten. Ralf Rangnick braucht für die Europameisterschaft im kommenden Jahr einen sicheren Rückhalt. Schlager ist die unumstrittene Nummer eins. Bisher hat der Salzburger zehn Spiele für das Nationalteam bestritten. Schlagers Motto für die kommenden Wochen und Monate? "Weitermachen". (Philip Bauer, 21.9.2023)