Knapp ein Jahr ist es her, da hat Microsoft das letzte große Update für sein Betriebssystem veröffentlicht. Nun ist es bald wieder soweit: Noch am Dienstag will der Softwarehersteller das unter dem Codenamen "Sun Valley 3" entwickelte und jetzt schnöde als Windows 11 23H2 benannte Update veröffentlichen. Dessen wichtigste Neuerungen sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Wie könnte es im Jahr 2023 anders sein, jenes Feature, das im Vorfeld die meiste Aufmerksamkeit bekommen hat, hat natürlich mit dem zu tun, was heutzutage landläufig unter dem Begriff "künstliche Intelligenz" (KI) firmiert. Der Windows Copilot integriert diverse KI-Features direkt in den Desktop, soll also den Nutzerinnen und Nutzern ständig hilfreich zur Seite stehen.

Windows 11
Der Copilot soll die Windows-Nutzung revolutionieren, glaubt Microsoft.
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Wer sich jetzt mit Grauen an Clippy erinnert, für den hat Microsoft die eine oder andere Demonstration zur Hand, die zeigen soll, dass der Copilot natürlich erheblich nützlicher (und weniger nervig) ist. Zumal das Ganze auch mit vielen der vorinstallierten Programme integriert ist – und aus all diesen seine Informationen beziehen kann.

Ablauf

Ein vorgezeigtes Beispiel war dabei etwa, wie der Copilot eine Textnachricht automatisch erstellt und dabei passende Daten aus dem eigenen Kalender bezieht. All das geht aber natürlich erst, wenn dafür die jeweilige Erlaubnis erteilt wurde, immerhin geht es dabei um sensible Informationen. Zudem soll der Copilot sogar Informationen von Bing und Edge am Smartphone beziehen können – vorausgesetzt natürlich, das hat jemand installiert.

Introducing Copilot in Windows 11, new AI tools, and more
Windows

Doch es gibt auch weniger datenintensive Aufgaben für den Copiloten. So soll sich dieser nutzen lassen, um Teile des Desktops mittels Sprach- oder Textkommandos zu steuern. Also etwa einen Wechsel auf den Dark Mode anzusagen oder auch eine spezifische Spotify-Playlist abzuspielen. Den alten Assistenten Cortana hat Microsoft ja erst vor wenigen Wochen eingestellt.

Chat

Natürlich lässt sich das Ganze auch als Ersatz für den Aufruf von Bing Chat im Browser nutzen, man kann also von hier aus direkt mit dem auf einem großen Sprachmodell basierenden Chatbot diskutieren und Intelligenz in diesen projizieren. Der Copilot soll sowohl über einen Knopf im Panel von Windows als auch über das Tastaturkürzel Windows + C immer zur Verfügung stehen.

Doch auch sonst hat Windows 11 23H2 einiges Neues zu bieten. So hat der Dateimanager von Windows, also der File Explorer, einen komplett neuen Look erhalten. Dieses wirkt wesentlich moderner und passt sich so besser in den restlichen Windows-11-Look ein. Das Programm verwendet nun große Thumbnails und ein Karussell, zudem bietet es einige neue Funktionen wie einen Schnellzugriff auf favorisierte Dateien.

Bilder und ihre Bearbeitung

In der Photos-App von Windows 11 ist eine Funktion hinzugekommen, mit der sich der Hintergrund bei Bildern nachträglich unscharf stellen lässt. Das kennt man so schon von mobilen Betriebssystemen, in der Microsoft-Implementation gibt es natürlich einige Optionen für Detaileinstellungen wie Stärke dieses Effekts oder die manuelle Wahl des Fokus.

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Neue Optionen für die Photos-App.
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Ein größeres Update gibt es für die Paint-App: Das über viele Jahre sehr simpel gehaltene Tool bekommt ebenfalls KI-Feature, etwa zur Entfernung des Hintergrunds. Zudem unterstützt die App erstmals Ebenen. Für jene, die gerne einen Stylus verwenden, gibt es ein neues Feature namens "Ink Anywhere", damit soll die Stifteingabe mit jedem Textfeld funktionieren. Windows kümmert sich dabei um die Erkennung und Umsetzung.

Vermischtes

Dazu irgendwie passend kann das Screenshot-Tool von Windows nun Text in Bildschirmfotos erkennen und zum Kopieren anbieten. Das erinnert wieder stark an entsprechende Features bei Android und iOS. Ein nettes Privacy-Extra ist, dass auf Wunsch bei Screenshots automatisch E-Mail-Adressen und Telefonnummern unkenntlich gemacht werden können.

Windows 11
Paint kann künftig mehr.
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In Notepad werden künftig alle Eingaben automatisch gespeichert und beim nächsten Aufruf wiederhergestellt. Verbesserungen gibt es für die Backup-Funktion von Windows. Die zugehörige App kann nun praktisch alle Einstellungen und Apps beim Wechsel auf ein neues Gerät automatisch wiederherstellen. Das inkludiert gepinnte Apps im Startmenü und am Taskbar, die App-Wiederherstellung beschränkt sich auf Programme, die aus dem Microsoft Store bezogen wurden.

Abwarten

Einige der eigentlich für diese Version erwarteten Neuerungen haben es hingegen nicht in das aktuelle Update geschafft, sie sollen zu einem nicht näher definierten, aber jedenfalls späteren Zeitpunkt folgen. Dazu zählt etwa der integrierte Support für Rar- und 7-Zip-Pakete, auch ein neuer Mixer für die Lautstärkeregelung ist geplant. In Summe sind es trotzdem mehr als 150 neue Features, die Windows 11 23H2 versammelt, betont Microsoft – und damit das bisher größte Update für die aktuelle Windows-Generation.

Windows 11 23H2 soll ab Dienstagabend zum Download stehen – allerdings wohl nicht gleich für alle. Üblicherweise liefert Microsoft größere Updates in Wellen an, es könnte also noch einige Wochen vergehen, bis die neue Version bei allen verfügbar ist. (Andreas Proschofsky, 26.9.2023)