Pharao Sahure war der zweite Herrscher der fünften Dynastie im alten Ägypten und regierte rund 150 Jahre nach Cheops, der den Bau der wohl berühmtesten aller Pyramiden befohlen hatte. Auch Sahure legte Wert auf ein standesgemäßes Grabmal und ließ sich während seiner 13 Jahre dauernden Regierungszeit im frühen 25. Jahrhundert v. Chr. in Abusir ebenfalls eine Pyramide errichten. Mit einer Seitenlänge von 79 Metern und einer ursprünglichen Höhe von fast 50 Metern konnte sie den Pyramiden seiner Vorgänger in Gizeh freilich nicht das Wasser reichen.

Ägypten, Pyramide von Sahure, Kammern, Abusir
Auf den ersten Blick wirkt die Pyramide wie ein Trümmerhaufen. In ihrem Inneren entdeckten Archäologen nun neue Kammern.
Foto: Uni Würzburg

Dennoch ist die stark beschädigte, fast 4.500 Jahre alte Ruine für spektakuläre archäologische Entdeckungen gut: Bei Ausgrabung und Restaurierungsarbeiten haben Forschende dort einen bisher nicht zugänglichen Korridor und einige Räumen freigelegt, bei denen es sich wahrscheinlich um Lager für die königlichen Grabbeigaben handelte.

Pyramide in Trümmern

Die Pyramide von Sahure wurde 1836 erstmals von dem britischen Ägyptologen John Perring untersucht, dem es auch als Einzigem gelang, den Eingang sowie den absteigenden Zugangsweg von Trümmern freizulegen. Die Grabkammer befand sich in einem äußerst schlechten Zustand, es ließ sich nicht einmal klar erkennen, ob die Kammer aus einem oder zwei Räumen bestand. Perring barg nur ein einziges Basaltfragment, das möglicherweise einst Teil des königlichen Sarkophags gewesen war.

Bei den Untersuchungen der Grabkammer fiel Perring im nordöstlichen Teil der Ostwand eine Struktur auf, die er für einen niedrigen Durchgang hielt. Der Ägyptologe vermutete, dass von dort ein Gang zu einem Magazinbereich führen könnte, allerdings verhinderten große Schuttmengen eine genauere Untersuchung. Aufgrund des schlechten Erhaltungszustands im Innenraum der Pyramide war daher eine genaue Rekonstruktion des Pyramidenaufbaus bisher nicht möglich gewesen.

Ägypten, Pyramide von Sahure, Kammern, Abusir
Unter der Leitung von Mohamed Khaled konnte in der Pyramide von Sahure ein bisher verschütteter Gang freigelegt werden.
Foto: Mohamed Khaled / Uni Würzburg

Stabilisiert und freigeräumt

Was Perring und seinen Nachfolgern nicht gelang, haben nun der Ägyptologe Mohamed Ismail Khaled und seine Kolleginnen und Kollegen von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg geschafft: Ein Konservierungs- und Restaurierungsprojekt, das 2019 initiiert wurde, hatte zum Ziel, den Unterbau der Sahure-Pyramide zu sichern. Man konzentrierte sich auch darauf, die verschütteten Kammern freizuräumen, die Pyramide von innen zu stabilisieren und so einen weiteren Einsturz zu verhindern.

"Dabei ist es uns gelungen, die bisher unzugänglichen Grabkammern der Pyramide zu sichern und zu dokumentieren", berichtete Khaled. Die Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Architektur der Pyramide von Pharao Sahure, dem ersten einer Reihe von Königen, die in Abusir bestattet wurden.

Zugang in der östlichen Wand

Während der Restaurierungsarbeiten konnte sich das Team ein Bild vom Grundriss der Vorkammer und damit von den ursprünglichen Dimensionen machen, bevor sie im Laufe der Zeit in Mitleidenschaft gezogen worden war. In der Folge haben die Wissenschafter die zerstörten Wände durch neue Stützmauern ersetzt. Die östliche Wand der Vorkammer war besonders stark beschädigt, und nur die nordöstliche Ecke und etwa 30 Zentimeter der östlichen Wand waren noch zu erkennen.

Etwa dort befand sich auch jene niedrige mutmaßliche Öffnung, die schon Perring bemerkt hatte und für den Beginn eines Korridor zu Lagerräumen gehalten hatte. Bei der weiteren Erforschung der Pyramide durch Ludwig Borchardt im Jahr 1907 wurden diese Vermutungen allerdings infrage gestellt – andere Experten schlossen sich Borchardts Meinung an.

Ägypten, Pyramide von Sahure, Kammern, Abusir
Das linke Bild zeigt einen mit Stahlträgern abgesicherten Gang in der Pyramide von Sahure. Rechts ist einer der neu entdeckten Lagerräume zu sehen.
Foto: Mohamed Khaled / Uni Würzburg

Umso überraschter war das ägyptisch-deutsche Team, als sich nun zeigte, dass Perring offenbar doch recht gehabt hatte: Nachdem man den Schutt weitgehend entfernt hatte, öffnete sich der Zugang zu bislang acht Lagerräumen. Zwar sind die nördlichen und südlichen Teile dieses Magazins, insbesondere die Decke und der ursprüngliche Boden, stark beschädigt. Dennoch konnten die Forschenden Reste der ursprünglichen Wände und Teile des Bodens erkennen.

Kartiertes Innenleben

Unter Einsatz moderner Technik, zu der auch 3D-Laserscannings mit einem tragbaren LiDAR-Scanner zählen, haben die Archäologen detaillierte Untersuchungen im Inneren der Pyramide durchgeführt und eine umfassende Kartierung sowohl der weitläufigen Außenbereiche als auch der engen Gänge und Kammern im Inneren geschafft. Diese sorgfältige Dokumentation der neuen Räume habe das Verständnis für das Innenleben der Pyramide erheblich verbessert, berichten die Forschenden.

Bei der Restaurierung habe man Wert auf ein Gleichgewicht zwischen Erhaltung und Präsentation gelegt, um die strukturelle Integrität der Räume zu gewährleisten und sie gleichzeitig für künftige Studien und potenziell für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. (tberg, red, 3.10.2023)