Gute Nachrichten überbringt Peter Resetarits gleich am Anfang der Spezialsendung "Wie krank ist unser Gesundheitssystem?" in ORF 2: Global gesehen sind wir in Österreich gut versorgt. Doch seit Monaten jagt eine schlechte Nachricht die andere, ständig ist von Missständen, Unterfinanzierung und Mangel in unserem Gesundheitssystem die Rede. Wo genau die Probleme liegen und welche Herausforderungen uns in Zukunft erwarten, erzählen in dicht bespielten 105 Minuten Peter Resetarits und seine Kollegen und Kolleginnen von den ORF-Magazinformaten.

Lisa Gadenstätter will von Stefan Kastner, dem Chef der Tiroler Ärztekammer, wissen, warum es so wenige Landärzte und Landärztinnen gibt.
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Das Konzept der Spezialsendung verspricht einen Rundumschlag, bei dem man bisweilen etwas außer Atem gerät: Die Reporter und Reporterinnen sind in allen österreichischen Bundesländern und im Ausland unterwegs gewesen, um anhand gut ausgewählter Fallbeispiele anschaulich zu berichten.

Aus dem System gefallen

Motorradfahrer Hanno Settele ist in Wien unterwegs und schaut, wie es um die Unfall- und Notfallversorgung bestellt ist. Er will von den Notfallmedizinern der Klinik Ottakring wissen, wieso sie protestieren und wo man in Wien nach einem Unfall die beste Versorgung bekommt.

Peter Resetarits fährt nach Linz und schaut nach jenen, die aus dem System gefallen sind. Obdachlose und Suchtkranke bekommen auf Linzer Straßen akute Versorgung, auch ohne E-Card. Darunter sind auch Menschen, die zwar versichert sind, aber die bürokratischen Hürden nicht schaffen oder sich Rezeptgebühren nicht mehr leisten können. Fazit des Ausflugs nach Oberösterreich: Es finden sich immer wenige Ärzte und Ärztinnen, die bereit sind, auf der Straße und in Obdachlosenunterkünften Grundversorgung zu leisten.

Bergdoktor ohne Idylle

Lisa Gadenstätter sucht in Tirol die Bergdoktor-Idylle. Hier, so wie ein vielen anderen Ecken Österreichs, werden Landärzte verzweifelt gesucht. Eine der Maßnahmen, die Abhilfe schaffen sollen, sind sogenannte Primärversorgungszentren. Derzeit gibt es In Österreich mehr als 40 dieser disziplinenübergreifenden Arztpraxen. In Tirol allerdings keine einzige.

Von Marin Berlakovich, Reporter bei "Heimat fremde Heimat", erfahren wir, dass dem Pflegenotstand im Burgenland dank Pflegerinnen aus dem benachbarten Ausland vorgebeugt wird. Und von den Reporterinnen des "Weltjournals", dass in Skandinavien tatsächlich alles besser ist. Interviewt wird eine Linzerin, vierfache Mutter und Leiterin einer Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schweden, die von modernen Kommunikationsmethoden und der Vereinbarkeit von Job und Familie spricht.

Vanessa M. musste von Oberösterreich nach Vorarlberg kommen, um jene Unterstützung zu bekommen, die sie benötigt.
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Lebensnahe Geschichten sind es, die der Spezialsendung die Sterilität des Informationsformats nehmen. Die Suizidgefährdung bei Kindern und Jugendlichen hat sich in Österreich seit der Corona-Krise verdreifacht. In Vorarlberg besucht Christoph Feurstein die suchtkranke 15-jährige Vanessa, die endlich einen Therapieplatz bekommen hat.

Wie 24-Stunden-Intensivpflege zu Hause aussieht, zeigt Sonja aus Niederösterreich. Sie macht sich Sorgen, wie sie die Pflege ihres Sohnes Maximilian finanzieren soll, wenn der Schwerstbehinderte 18 wird.

Nackte Zahlen

Zwischendurch schnappt die aufmerksame Zuschauerin auch ein paar nackte Zahlen auf. Österreich verzeichnet 60 Prozent mehr Spitalsaufnahmen, als im EU-Schnitt gezählt werden. Im fortgeschrittenen Alter ist man in Österreich länger und öfter krank als im internationalen Durchschnitt. Die laufenden Gesundheitsausgaben in Österreich lagen im Jahr 2022 erstmals über 50 Milliarden Euro, das sind 11,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ein Allgemeinmediziner verdient im Durchschnitt 180.000 Euro brutto. 80 Prozent aller Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Bis zum Jahr 2030 fehlen uns, nach heutigen Schätzungen, bis zu 100.000 Pflegekräfte.

Am Ende des Problemaufrisses interviewt Susanne Schnabl in Kärnten Gesundheitsminister Johannes Rauch. Dann fällt irgendwann das Wort "Reform". Und dann endlich der Vorhang. (Olivera Stajić, 3.10.2023)