In vielen Tierheimen stellt er einen großen Teil der Insassen: Der American Staffordshire Terrier wird häufig als mutiges, charakterstarkes Kraftpaket mit starker Familienbindung bezeichnet. Doch der jüngste Vorfall, bei dem eine Joggerin im oberösterreichischen Naarn zu Tode kam, verweist auf das grimmige Erbe in den Genen dieser Hunderasse.

Die Rasse geht auf Kreuzungen von Bulldogge und Terrier zurück. In den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts kamen die Vorfahren der heutigen "Am Staffs" in die USA. Diese "Bull-and-Terrier" waren für den Zweck gezüchtet worden, bei illegalen Hundekämpfen gegeneinander anzutreten. Als sie in England längst nicht mehr geduldet wurden – 1835 waren dort Tierkämpfe verboten worden –, kamen viele Auswanderer mit ihren "Champions" in die Vereinigten Staaten, um dort ihr barbarisches Geschäft fortzuführen. Im Nordosten der Vereinigten Staaten fanden gewerbsmäßige Hundekämpfe ab 1880 statt.

American Staffordshire Terrier
Der American Staffordshire Terrier Trouble tritt bei einer Hundeshow in New York auf.
Foto: REUTERS/Eduardo Munoz

Kräftige Kämpfer

Ab der Jahrhundertwende galten für United-Kennel-Club-Mitglieder, einen in Michigan gegründeten Verein zur Förderung der Pit-Bull-Terrier-Zucht, verbindliche Wettkampfregeln für den Hundekampf. Eigenschaften, die man den vierbeinigen Gladiatoren bis dahin angezüchtet hatte, finden sich noch heute im Körperbau und Wesen vieler dieser Tiere: Die enorm kräftigen, kompromisslosen Kämpfer besitzen starke Kiefermuskeln. Haben sie erst einmal etwas gepackt, lassen sie es nicht so schnell wieder los.

Die gezielte Selektion hat den Kampfhunden zum Teil auch die Mimik genommen. Drohverhalten und offensichtliche Anzeichen für Aggressivität wurden häufig weggezüchtet, weshalb es manchmal erscheint, als würde ein American Staffordshire Terrier ohne Vorwarnung angreifen. Das Verhalten bei einer Attacke war von den einstigen Züchtern ebenfalls gewünscht: Einmal auf 180, beruhigt sich ein "Am Staff" nicht so schnell wieder.

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Kein einfacher Begleiter

Erst ab den 1930er-Jahren begann sich diese Rasse von ihren Wurzeln zu entfernen. Man strich das "Pit" (so nannte man früher den Hundekampfplatz) aus dem ursprünglichen Rassenamen und erinnerte stattdessen mit "Staffordshire" an die englische Herkunft. 1936 wurde der Rassestandard des American Staffordshire Terrier vom American Kennel Club (AKC), der Hundekämpfe ablehnte, offiziell festgelegt. Eine Reihe von Züchtern zog da allerdings nicht mit; sie setzten die Zucht der Rasse unter der Bezeichnung American Pit Bull Terrier fort.

Die Rasse gilt heute als sehr anhänglich, verspielt und verschmust. Andererseits aber auch als dominant und von ausgeprägt starkem Charakter. In jedem Fall benötigt ein American Staffordshire Terrier fortlaufend geistige und körperliche Auslastung. Das schwere Erbe dieser Rasse macht eine konsequente Führung durch einen erfahrenen Hundehalter unverzichtbar, doch dies wird leider viel zu häufig ignoriert. Als Nebenbeihund oder Statussymbol eignet sich ein American Staffordshire Terrier keinesfalls, was auch der Grund sein mag, warum so viele von ihnen im Tierheim landen. (tberg, 3.10.2023)