Pizzera & Jaus
Eines ist fix: Heimische Filmemacher sollten von Partyszenen dringend die Finger lassen. Das gilt auch für "Pulled Pork".
Constantin Film Österreich

Im weltweit einzigartigen Genre des österreichischen Kabarettfilms ist man kommerzielle Höhenflüge wie künstlerisch gerade noch an der Erdoberfläche angesiedelte Tiefpunkte gewohnt. Da hat sich seit dem Jahr 1993 und den damals erschienenen Klassikern Indien (Regie: Paul Harather) und Muttertag (Regie: Harald Sicheritz) nicht einmal beim Personal allzu viel geändert. Hauptsache, die Wuchtel rollt ins Tor.

Unter dem Motto "Schnell geschrieben, schnell geschossen" hat sich nun auch der neben seiner Frau Elisabeth als Co-Autor fungierende Spielleiter Andreas Schmied aufgemacht. Mit dem Kinoabenteuer Pulled Pork soll ein hoffentlich ebenso erfolgreiches Pendant zum bayerischen Kassengold der Krimikomödien um den trotteligen Dorfpolizisten Franz Eberhofer etabliert werden. Schmied, der Mann, der auch hinter dem Franz-Klammer-Film Klammer – Chasing the Line und Love Machine 1 & 2 steht, wird aber nicht etwa gemeinsam mit seinen Hauptdarstellern, dem heimischen Musikkabarettduo Pizzera & Jaus, Schweinskopf al dente schmausen und gegen das ländliche Guglhupfgeschwader vorrücken. Oh, nein.

Überwürzt und totgekocht

In der steirischen Metropole Graz als Ort der ein wenig untermotivierten Handlung spielt nicht etwa die herzhafte Küche daheim bei der Oma eine wichtige Rolle. Paul Pizzera und Otto Jaus futtern als ewige, kunstvoll grantig und proletarisch angelegte Verlierertypen mit dem Dreier- bis Viererschmäh lieber die aus dem Ausland kommende kulinarische Verirrung des Pulled Pork an einem Fastfood-Stand.

Das ist jetzt ganz wichtig für die Bewertung des Films: Für ein Pulled Pork wird eine überwürzte Sau im Smoker bei niederer Gartemperatur tagelang totgekocht. Schließlich fällt sie freiwillig auseinander und ertränkt sich in einer Barbecue-Sauce. Man soll beim Essen nicht schmecken, dass das Tier nach gar nichts mehr schmeckt.

Constantin Film Österreich

Pizzera & Jaus geben in Pulled Pork das Brüderpaar Flo & Eddi. Der eine ist ein geschasster Polizist, der Privatdetektiv spielt und sich in seinem in einer Schottergrube aufgestellten Wohnwagen mit klassischen Detektivtätigkeiten wie einen Kater haben oder Hanslsaufen durchschlägt. Der andere ist ein Pülcher, der unter seiner trutschigen Verlobten und Klischee-bösen Schwiegermutter in spe leidet.

Dumm und sexy

Die zwei in einem Waisenhaus aufgewachsenen Brüder suchen nach ihrer Schwester Samira. Sie ist als Staatsanwältin spurlos verschwunden, nachdem sie versucht hat, den vor Testosteron dampfenden Partytiger, hochgehandelten Bürgermeisterkandidaten und Schweinezüchter Benny Jagschitz (Gregor Seberg) wegen Machenschaften mit der Russenmafia zu überführen.

Es folgen knapp zwei Stunden erwartbares und witzloses Täterjagen und Versagen, dumme Kieberer und sexy Polizistinnen (Melissa Naschenweng als "Moosikatzi"), ein wenig Ui-jui in einer Cam-Sex-Bude und ein durch das Grazer Becken wütender Killer mit mexikanischer Wrestlermaske. Die gute und die schlechte Nachricht: Der heimische Kabarettfilm lebt, das Zwerchfell bleibt ganz. (Christian Schachinger, 4.10.2023)

Ab Freitag, 6.10., im Kino