"Es ist, wie wenn man jemandem das erste Mal Drogen gibt", sagt ein Betroffener, ein anderer erzählt von horrenden Summen, die er monatlich verloren hat, und über seine Suizidgedanken. Gleich danach ein Werbeclip, der leichte Gewinne verspricht. In der Doku Sportwetten, das Milliardengeschäft – zu sehen am Dienstag im Hauptabend von Arte – nimmt sich Linda Bendali eines Themas an, über das viele Betroffene aus Scham schweigen. Die meisten Onlineplattformen gehören großen, internationalen Konzernen, ihr Einfluss ist überall spürbar. Von Sportvereinen bis in die Politik haben sie ihre Finger im Spiel, wenn es darum geht, Menschen zum ­Zocken zu bringen.

Tom und Lucas sind Influencer für den Sportwetten-Konzern Parions Sport.
Tom und Lucas sind Influencer für den Sportwetten-Konzern Parions Sport.
Foto: Arte

Allein in Frankreich sind es rund 340.000 Menschen, die schwer spiel- und wettsüchtig sind, in England hätten mehr als 400.000 ein ernstes Problem mit Wetten, rechnet Bendali vor.

Viele davon sind sehr jung, ihr Vorbild sind Influencer, die auch die Sport­wettenbranche als Werbebotschafter erkannt hat. Mit Erfolg. Mit 32 Milliarden Euro Umsatz hätten die Glücksspiel­anbieter bei der WM 2022 einen neuen Rekord aufgestellt. 2018 waren es noch 18 Milliarden.

Die Filmemacherin erklärt, wie die Lobbyisten die Gesetzgebung beeinflussen. Und sie zeigt die Auswirkungen auf Menschen, die manipuliert werden, Familien, die alles verloren haben, Jugendliche, die indoktriniert wurden.

60.000 Kinder zwischen elf und 16 hätten in Großbritannien ein Problem mit dem Glücksspiel, weiß eine Expertin: "Wären diese Kinder heroinabhängig, gäbe es einen Aufschrei. Spielsucht ist aber genauso schlimm, weil es die jungen Menschen prägt und ihr Leben zerstören kann." (Astrid Ebenführer, 10.10.2023)