Ein Mann hält einen Laptop in der Hand
Mit der Nachricht, wichtige israelische Apps lahmgelegt zu haben, wollen prorussische Hacker die israelische Bevölkerung verunsichern.
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Der jüngste Konflikt zwischen Israel und der Hamas hat sich offenbar auch auf den Cyberspace ausgeweitet. Die Hackergruppierung Anonymous Sudan gab über Telegram bekannt, dass sie die israelischen Alarm-Applikationen Tzeva Adom und Red Alert lahmgelegt hat. Diese Apps sind dazu gedacht, die israelische Bevölkerung vor anfliegenden Raketen und anderen unmittelbaren Gefahren zu warnen.

Tatsächliches Ausmaß unbekannt

Unklar blieb bis zuletzt, wie lange und in welchem Ausmaß die genannten Dienste tatsächlich beeinträchtigt waren, wie die "NZZ" berichtet. Für Israel sind diese Warnungen in Krisenzeiten von großer Bedeutung. Schon die bloße Annahme, diese könnten nicht funktionieren, kann Angst und Verunsicherung schüren. Genau das zählt natürlich auch zu den Absichten solcher Gruppierungen.

Die Hintergründe, die hinter solchen Angriffen stecken, sind vielschichtig. Anonymous Sudan repräsentiert sogenannte Hacktivisten, politisch motivierte Hacker, die besonders seit der russischen Invasion in der Ukraine in Erscheinung getreten sind. Ihre gut organisierten und teilweise auch kostspieligen Aktionen lassen Raum für Spekulationen über ihre wahre Natur – und nicht zuletzt darüber, ob nicht auch staatlich gelenkte Interessen dahinterstecken könnten. Konkrete Beweise für eine direkte Zusammenarbeit mit russischen Geheimdiensten gibt es allerdings noch nicht.

Effektive DDoS-Attacken

Bei solchen Cyberattacken fällt die Wahl meist auf DDoS-Angriffe. Bei einem Distributed Denial of Service (DDoS) wird ein Onlinedienst oder Server mit einer Flut von Anfragen überhäuft, was dazu führt, dass dieser vorübergehend nicht erreichbar ist.

Solche Attacken sind allerdings temporär und hinterlassen keine bleibenden Schäden. Obwohl DDoS-Angriffe technisch eher unkompliziert sind, liegt ihre Macht in der psychologischen Wirkung. Sie können den Eindruck erwecken, dass großangelegte und koordinierte Angriffe im Gange sind.

Wachsende Bedrohung

Laut der Plattform "Cyberknow" sollen inzwischen nicht weniger als 58 solcher Gruppen in diesem Konflikt aktiv sein. Dabei beschränken sie sich nicht nur auf israelische Ziele, einige Gruppen stehen auch auf der Seite Israels und richten ihre Angriffe gegen palästinensische Webseiten.

Währenddessen stellt die Hamas auch im Bereich der Cybersicherheit eine wachsende Bedrohung dar. In den letzten Jahren hat die Gruppe ihre Fähigkeiten im Bereich der Cyberangriffe ausgeweitet, mit einem besonderen Fokus auf Spionage und Informationsoperationen. Microsoft hat neulich im Digital Defense Report 2023 des Unternehmens Gruppen im Gazastreifen identifiziert, die versucht haben, israelische Unternehmen in unterschiedlichen Branchen auszuspionieren. (red, 10.10.2023)