
Gleich ob Sonnen- oder Mondfinsternis, Planeten-Transits oder Kometen – seit 25 Jahren hilft die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) beim Blick zu den Sternen. Kernzielgruppe sind dabei all jene, die mit eigenen Fernrohren oder Teleskopen Himmelsphänomene beobachten bzw. dies lernen wollen, aber auch alle am Thema interessierten Laien – ganz nach dem Motto "Astronomie von Null weg, bis zur großen Leidenschaft", wie WAA-Chef Alexander Pikhard sagte.
In den 1990er-Jahren war am Himmel einiges los: der Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy auf Jupiter 1994, die beiden großen Kometen Hyakutake (1996) und Hale-Bopp (1997), die totale Sonnenfinsternis 1999 usw. – "die Amateurastronomie boomte wie nie zuvor, Fernrohre wurden zum Verkaufshit", erinnert sich Pikhard, der 1998 gemeinsam mit Anneliese Haika, Robert Glock und Holger Reusch die WAA gegründet hat. Es war der vierte zu dieser Zeit aktive Astronomieverein in Wien, aber der erste, der sich den Amateurastronomen widmete, also jenen Personen, die mit eigenen Fernrohren beobachten und dazu auch ihren Wohnort verlassen.
Revolutionäres Konzept
Gestartet wurde mit einem damals noch revolutionären Konzept: "Kein Vereinslokal, keine Vereinszeitung, Informationsaustausch mittels Internet und E-Mail, später auch soziale Medien – und keine eigene Sternwarte. Der Fokus lag und liegt auf der mobilen Astronomie", so Pikhard. Konsequenterweise entwickelte die WAA schon damals ganz im Sinne des "Citizen Science" die "Mobile Volkssternwarte": ein leistungsfähiges, transportables Teleskop samt Informationspavillon, "mit dem wir sogar ins Thermalbad und in Biergärten gegangen sind. Heute agieren wir eher zielgruppenorientiert, weil wir wollen keine Pausenclowns sein", erklärte der WAA-Chef.
Dennoch erinnert er sich gerne an eines der Highlights der vergangenen 25 Jahre: "Als 2003 der Mars der Erde sehr nahe kam, boten wir auf der damals noch großen Kahlenberg-Terrasse einige Fernrohre zur Beobachtung an – und es kam eine unüberschaubare Menschenmenge, die das sehen wollte. Da hat man gesehen, wie groß das Interesse an der Astronomie tatsächlich ist."
Anhaltendes Interesse an Astronomie
Mittlerweile hat der Verein knapp 400 Mitglieder und erfreut sich etwa bei seiner "Sternenhimmel-Akademie" und auch bei seinen Online-Vorträgen im gesamten deutschsprachigen Raum großer Beliebtheit. Auch wenn der Himmel seit etwa 2004 "wieder auf 'Normalbetrieb' umgestellt hat", und sensationelle Phänomene seltener geworden sind, schätzt Pikhard das Interesse an Astronomie als anhaltend sehr hoch ein: "Wir erleben jetzt gerade wieder einen enormen Aufwärtstrend, der schon während der Pandemie angefangen hat, weil man Astronomie im Freien und auch alleine betreiben kann."
Dass man mittlerweile auch beim Diskonter Fernrohre kaufen kann, stört Pikhard nicht, "aber mit dem Kauf ist es ja nicht getan. Ein Fernrohr ist nichts, das man auspackt und verwendet. Das ist ungefähr so, wie wenn ich mir ein Klavier kaufe, das muss ich auch spielen lernen". Die WAA-Experten beraten nicht nur vor dem Kauf, sondern helfen auch bei den ersten Beobachtungen, "damit es auch Spaß macht".
Zehn ereignisreiche Jahre
Der Sternenhimmel bietet dazu künftig viel Gelegenheit, "mit Ende nächsten Jahres kommen wieder zehn Jahre, in denen sich viel tut", so Pikhard. So könnte es Mitte Oktober nächsten Jahres wieder die Chance auf einen schönen, mit bloßem Auge zu sehenden Kometen (Tsuchinshan-ATLAS) geben, 2025 sehe man die Saturn-Ringe wieder von der Kante, von 2026 bis 2028 seien zwei totale und eine ringförmige Sonnenfinsternis von Spanien aus zu beobachten (die nächste totale Sonnenfinsternis in Österreich steht erst wieder 2081 an) und nach längerer Pause gebe es 2028 wieder eine totale Mondfinsternis in Österreich.
Was bei all diesen Ereignissen den Beobachtern einen Strich durch die Rechnung machen kann, ist das Wetter – mit ein Grund für die WAA, in unseren Breiten keine eigene Sternwarte ins Auge zu fassen. Für die WAA-Mitglieder gibt es nun allerdings bald die Chance, sehr einfach zu den für Astronomie nahezu perfekten Bedingungen in Namibia auszuweichen.
Ein würdiges "Geschenk"
Dort steht seit 2015 die bisher nur vor Ort zu bedienende WAA-Südsternwarte, laut Pikhard ein astrophotografisches Amateurteleskop mit 30 Zentimeter Spiegeldurchmesser. Diese wird in den nächsten Wochen automatisiert, sollte dann von Österreich fernsteuerbar sein und einen Blick in den spektakulären Südsternhimmel bieten. Ein würdiges "Geschenk" für die WAA-Mitglieder zum Jubiläum, das die Arbeitsgemeinschaft im Rahmen ihrer Jahrestagung am 21. Oktober auf der Wiener Universitätssternwarte feiert. (APA, red, 17.10.2023)