Tennis in der Stadthalle.
In der Wiener Stadthalle geht es wieder um Punkte, Prestige und Preisgeld.
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Herwig Straka trotzt der Rezession, der Inflation und möglicherweise auch der Depression. Der 57-jährige Steirer ist mit seiner Firma Emotion seit 15 Jahren Veranstalter der Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle, eines mit 2,6 Millionen Euro dotierten Tennisturniers. Es zählt bei der ATP zu den 500ern, ist also die zweithöchste Kategorie nach den 1000ern. Die Qualifikation beginnt am Samstag, der Hauptbewerb am Montag. Die einwöchige Veranstaltung ist praktisch ausverkauft, sie ist ein Selbstläufer geworden.

"Die Gier nach großen Ereignissen wächst gerade in Krisenzeiten", sagt Straka dem STANDARD. Dieser Trend sei auch im Musikgeschäft zu bemerken. Coldplay, Taylor Swift, und wie sie alle heißen, zögen die Massen an. "Dabei sind bei Popkonzerten die Tickets viel teurer." Die Kundschaft spare in der Unterhaltungsbranche lieber bei kleinen oder bei mittleren Events. "Sie leisten sich Qualität."

Beeindruckend

Und die kann Straka allemal anbieten. Zwölf aus den Top 20 schlagen in Wien auf, fünf aus den Top Ten. Angeführt wird das illustre Feld von Titelverteidiger Daniil Medwedew, er ist die Drei. Ihm folgen Jannik Sinner (4), Andrej Rublew , Stefanos Tsitsipas (7) und Alexander Zverev (9). Ben Shelton, der Jungstar aus den USA, scheut die weite Reise nicht.

Okay, Novak Djokovic und Carlos Alcaraz fehlen, bei Erstgenanntem gibt es noch eine minimale Chance. Der Spanier Alcaraz ist einfach zu teuer. Dem Vernehmen nach greift er erst ab 750.000 Euro zum Schläger. Straka bevorzugt "die Dichte".

Herwig Straka
Herwig Straka möchte das hohe Niveau halten.
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Das Budget beträgt zwölf Millionen, konnte um 20 Prozent gesteigert werden. Die billigsten Tickets kosten 39 Euro, in den höheren Kategorien gab es einen rund zehnprozentigen Zuschlag. "Aufgrund der Inflation sind die Kosten gestiegen." Die in die Jahre gekommene Stadthalle wurde aufgeputzt, der Centercourt ist in einem kräftigen Blau gehalten, wird von einem eleganten Grau umrahmt. Es wird heller sein, eine LED-Beleuchtung wurde installiert, so nebenbei ist das umweltfreundlicher. Am Heumarkt, im Zentrum Wiens, befindet sich wie gehabt eine Zweigstelle, dort werden einige Matches ausgetragen. Straka: "Es ist zwar aufwendig, aber man erreicht neue Zielgruppen."

Wachsendes Interesse

Die Tennisszene irrte übrigens. Auch Straka dachte, dass nach dem Rücktritt Roger Federers und dem langsamen Abschied von Rafael Nadal der Markt leidet, fast zusammenbricht. "Es ist das Gegenteil eingetreten. Das Interesse ist gewachsen, weil es mehrere interessante Typen gibt." Der Verbreitung seien auch Medienunternehmen wie Netflix förderlich. Straka warnt freilich auch: "Für kleine Turniere, die sich Stars nicht leisten können, wird es hart. Generell ist Männertennis besser aufgestellt als Frauentennis."

Wien ist also groß. Es hat sich längst von Lokalmatadoren emanzipiert, Sebastian Ofner und Dominic Thiem erhielten trotzdem Wildcards. Straka: "Erfolge von Österreichern sind maximal die Kirsche auf der Torte." 2028 soll in St. Marx eine riesige Veranstaltungshalle entstanden sein. Straka würde davon Gebrauch machen, die Stadthalle hat nur 9600 Plätze. "Hast du eine gewisse Größe erreicht, ist Wachstum alternativlos. Du musst investieren, dir was Neues einfallen lasen. Und du musst dafür sorgen, dass das Starterfeld Weltklasse bleibt."

Am Dienstag kommt übrigens der legendäre Boris Becker in die Stadthalle, er nimmt am Symposium "Wirtschaft und Sport" teil. Becker dürfte beim Thema Sport glaubwürdiger sein. (Christian Hackl, 19.10.2023)