Von leichtem Grusel über harten Horror bis zu wilden Actionszenen, von PC über Konsole bis zu VR-Brille: Wer an Halloween lieber zu Hause bleibt, als verkleidet vor die Tür zu gehen, der findet genug Spiele, mit denen es sich auch in den eigenen vier Wänden gut fürchten lässt. DER STANDARD hat sieben Highlights zusammengestellt.

1. "Alone in the Dark Prologue"

Die kleine Grace setzt die Ereignisse im Haus Derceto unwissentlich in Gang. Den Prolog zu "Alone in the Dark" gibt es kostenlos.
THQ Nordic

Das Haus Derceto steht seit 31 Jahren für Gänsehaut, Grusel und Survival-Horror. Jetzt wird der Urvater von "Resident Evil" und Co neu aufgelegt, und erneut dürfen wir als Emily Hartwood oder Edward Carnby durch die Gänge des verfluchten Horrorhauses wandern, immer die Schrotflinte im Anschlag, denn man weiß nie, welches Monster zuerst um die Ecke kommt. Die schlechte Nachricht: Das Spiel wurde auf den Jänner 2024 verschoben. Die gute Nachricht: Man kann kostenlos den Prolog spielen.

Dieser läutet die Ereignisse rund um den Suizid von Jeremy Hartwood ein und gibt schon einmal einen Ausblick auf die Stimmung des 1920er-Horror-Settings. Dabei schlüpfen wir in die Rolle der elfjährigen Grace Saunders. Die Aufgabe: Wir sollen für Jeremy jenen Brief abschicken, der die Ereignisse erst in Gang bringen wird. Der Botengang entwickelt sich durchaus bemerkenswert und gruselig. Der kostenlose Prolog der Reihe ist in etwa 20 Minuten durchgespielt, vermittelt aber schon jetzt überzeugende Gruselatmosphäre. Perfekt für all jene, die zu Halloween noch um die Häuser ziehen und Süßigkeiten verlangen wollen.

2. "The Evil Within"

Wer Splatter mag, kommt um "The Evil Within" nicht herum, zumal der Klassiker aktuell für drei Euro zu haben ist.
Bethesda Softworks

Zugegeben, als "The Evil Within" im Jahr 2014 veröffentlicht wurde, war es nicht jedermanns Sache. Gerade der Anfang spielt sich etwas zäh, man ist gefühlt nur auf der Flucht vor übermächtigen Gegnern, hat viel zu wenig Munition, kaum Heil-Items und die Story wirkt, als wäre sie in einem Fiebertraum geschrieben worden. Das alles bessert sich nach dem Level, der auf der verlassenen Farm als Schleich-Tutorial dient. Das Gameplay wird besser, der Protagonist stärker, und die Story ergibt auf einmal ein wenig mehr Sinn (wobei das Wort "Sinn" in diesem Zusammenhang wohl immer noch eine Übertreibung ist). Und einige großartige Gänsehautmomente werden im Gedächtnis bleiben. Versprochen.

Freunde von blutigem Horror-Splatter kommen auch nach neun Jahren noch auf ihre Kosten. Die Grafik ist erstaunlich gut gealtert, und das sehr stark an "Resident Evil" angelehnte Gameplay wird sowieso nie alt. Außerdem ist "The Evil Within" aktuell im Angebot, und für 2,99 Euro auf Steam kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Auf ins Gemetzel – es lohnt sich. Auch der zweite Teil ist durchaus eine Empfehlung wert, man muss sich aber im Klaren sein, dass dieser durch seine Open-World-Ausrichtung ein gänzlich anderes Spiel ist.

3. "Amnesia: The Bunker"

Die klaustrophobische Stimmung der Vorgängerspiele wird in "Amnesia: The Bunker" auf die Spitze getrieben.
Frictional Games

Die "Amnesia"-Reihe steht für Dunkelheit, Klaustrophobie und ein Gefühl ständiger Bedrohung. Der jüngste Ableger "Amnesia: The Bunker" treibt dieses Gefühl auf die Spitze. Als französischer Soldat im Ersten Weltkrieg kämpft sich die Spielfigur durch die Schützengräben der Westfront. Als er verwundet wird und in einem mysteriösen Lazarett unter der Erde wieder erwacht, beginnt der wahre Horror: Etwas treibt sich in dem Bunker herum, ein Monster, das Jagd auf Menschen macht.

Frictional Games liefern mit "Amnesia: The Bunker" genau das ab, was man von den Horrorspezialisten erwartet: Ständig hat man das Gefühl, als Gejagter durch die düsteren Gänge des Bunkers zu hetzen, jedes Geräusch könnte das Ende bedeuten. Grafisch ist das Spiel kein Meilenstein, aber da man ohnehin meist im Dunkeln durch die Gänge huscht, fällt dieser Umstand nicht weiter ins Gewicht.

Das Gameplay dürfte Fans bekannt sein: Während wir von einem namenlosen Schrecken gejagt werden, müssen wir Umgebungsrätsel lösen, um letztendlich aus dem Bunker zu entkommen. Das Entwicklerstudio hat dieses Spielkonzept nun um Ressourcenmanagement erweitert. Man muss den Inventarplatz im Auge behalten und vorausplanen, welche Ressourcen man vom Sicherheitsbereich aus für die nächste Aufgabe mitnimmt. Auch wenn "Amnesia: The Bunker" nach den etwa fünf bis sechs Stunden Spielzeit ein wenig vom Schrecken verliert, ist es doch ein Meisterwerk des Videospiel-Horrors. Aktuell ist das Spiel im Steam-Sale für 18,37 Euro zu haben. Wer weniger Geld ausgeben oder einen Klassiker nachholen möchte, kann das mit "Amnesia: The Dark Descent" tun. Den gibt es aktuell um vier Euro.

4. "The 7th Guest VR"

The 7th Guest VR | Launch Trailer
VertigoGames

Dreißig Jahre nachdem "The 7th Guest" die Welt der PC-Spiele revolutionierte, indem es die Spieler dazu zwang, ihre Diskettenlaufwerke aufzugeben und CD-ROMs in die Hand zu nehmen, schreibt der Entwickler Vertigo Games mit "The 7th Guest VR" eine neue Erfolgsgeschichte. Das originelle und sanfte Gruselerlebnis, das auch aus einer Disney-Produktion stammen könnte, wurde für die moderne VR-Bühne auf Sonys PSVR2, Meta Quest und Steam VR adaptiert. Die nostalgische Horrorkomik von Trilobyte Games dient als Grundlage für ein interaktives Abenteuer, das nicht nur den Spielern von damals ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Es zeigt auch, wie geschätzte IPs neu interpretiert werden können, um möglicherweise einmal mehr die Spielelandschaft zu prägen.

Der Einstieg in "The 7th Guest VR" ist nicht neu, aber frisch genug, um sowohl erfahrene als auch unerfahrene Spielerinnen und Spieler sofort zu fesseln. Sie werden in ein hölzernes Kanu gesetzt und paddeln zum Schauplatz des Spukabenteuers – einem gruseligen, verlassenen Herrenhaus. Kernelement der Spielmechanik ist eine mystische Lampe, die Geheimnisse enthüllen kann. Sie erweckt damit vergangene Schlüsselereignisse und alte Gegenstände im Herrenhaus zum Leben. Mit einer Spieldauer von etwa sieben Stunden, abhängig von der Fähigkeit des Spielers, Rätsel lösen zu können und sich in der virtuellen Welt zu verlieren, bietet "The 7th Guest VR" ein fesselndes Spielerlebnis.

Trotz fehlender Feinheiten, vor allem bei der Bewegungssteuerung, gelingt es dem Spiel, eine faszinierende Atmosphäre zu schaffen. Die Schauspielerei ist herrlich überzogen, aber nie übertrieben und fügt sich nahtlos in das insgesamt recht bizarr wirkende Ambiente ein. "The 7th Guest VR" mag kein perfektes VR-Erlebnis sein, aber ein wirklich gelungener Ausflug in die Vergangenheit, der hoffentlich auch den Weg für weitere faszinierende VR-Adaptionen klassischer Titel ebnen kann.

5. "Ghostbusters: Rise of the Ghost Lord" (VR)

Ghostbusters: Rise of the Ghost Lord | Official Launch Trailer
Ghostbusters

Who you gonna call? Na, wen wohl! Mit "Ghostbusters: Rise of the Ghost Lord" kehren die berühmten Geisterjäger zurück auf die VR-Bühne. Der gerade veröffentlichte Titel für Sonys PSVR 2 und Meta-Quest-Headsets adressiert ganz klar Fans von Venkman, Spengler, Slimer und Co. Spielerinnen und Spieler finden sich mitten in einem von Geistern heimgesuchten San Francisco wieder, wo der Ghost Lord mit seinen Schergen Chaos verursacht. Durch eine Reihe zufällig erstellter Missionen arbeiten sich die Spieler vor und kehren regelmäßig ins Headquarter der Geisterjäger zurück, um die Handlung zu verfolgen und sich für die nächsten Aufgaben zu wappnen. Die echte Attraktion ist die Zusammenarbeit in Gruppen von zwei bis vier Spielern, die sich durch die geisterhaften Schauplätze kämpfen.

Das Gameplay ist eine Balance zwischen actionreichem Geisterfang und idealerweise auch strategischer Zusammenarbeit – das Team lässt sich zur Not aber mit Bots auffüllen. Man kann sich den Geisterscharen also auch "allein" stellen, wie es mangels realer Mitstreiter für einen ersten Eindruck der Fall war. Das Protonenpack und eine Lassomechanik sind erwartungsgemäß von zentraler Bedeutung im Kampf gegen die Horden des Ghost Lords. Die Missionen finden auf weitläufigen Karten statt, wobei die Belohnungen aus abgeschlossenen Aufgaben für Upgrades verwendet werden.

Trotz offensichtlicher Stärken zeigt "Ghostbusters: Rise of the Ghost Lord" aber auch Schwächen. Das Narrativ wirkt seicht und ist nur grobe Kulisse für die (kooperative) Spielmechanik. Auch wenn die Missionen anfangs unterhaltsam und fordernd sind, dürfte die mangelnde Vielfalt nach längerer Spielzeit ermüdend werden. Die Monotonie einer Handvoll unterschiedlicher Missionstypen kann langfristig nur durch den kooperativen Part des Spiels wettgemacht werden. Wer in "Ghostbusters: Rise of the Ghost Lord" die Protonenpacks anlegen und auf Geisterjagd gehen will, kann viel Spaß haben, sollte dies aber unbedingt mit Familie oder Freunden tun.

6. "The Quarry"

The Quarry | Official Announce Trailer | 2K
2K

Bereits im Sommer 2022 ist unsere Rezension zu "The Quarry" erschienen. Dabei handelt es sich um ein Story-Game, das getrost als Liebesbrief an die Kult-Horrorfilme der 1990er-Jahre verstanden werden kann.

Mit Charakteren wie einem Mauerblümchen und einer Insta-Queen sowie einer Story rund um ein Ferienlager in einem Wald voller gruseliger Monster trieft das Spiel geradezu vor Klischees und appelliert somit an nostalgische Gefühle all jener, die mit "Scream" oder "In drei Tagen bist du tot" ihre Jugend verbracht haben.

Spielerisch ist "The Quarry" dementsprechend auch kein Action-Shooter aus der Ich-Perspektive, sondern ein interaktiver Film, indem man als Spielerin oder Spieler die Handlung beeinflusst. Alternativ lässt sich auch der "Filmmodus" starten, bei dem die Handlung von allein voranschreitet, ohne dass man selbst zur Maus greifen muss. Mehr Popcorn-Gaming geht zu Halloween nicht.

7. "Ghostwire Tokio"

Ghostwire Tokyo – Official Reveal Trailer | E3 2019
GameSpot

Wer hingegen mehr auf Action steht und generell nach einer Alternative zu den hier gelisteten Werken westlich geprägter Horrorkultur sucht, der kann schließlich "Ghostwire Tokio" eine Chance geben.

Das im März 2022 veröffentlichte Bethesda-Game holt sich Inspiration aus der Shinto-Mythologie und verweist charmant auf die japanische Alltagskultur: So startet das Spiel an der weltberühmten Kreuzung von Shibuya, japanische Onsens werden ebenso besucht wie der Tokyo Tower. Die allgegenwärtigen Supermärkte werden wiederum von Geisterkatzen bewirtschaftet, den sogenannten Nekomata.

Damit ist "Ghostwire Tokio" trotz seiner teils etwas halbgaren Story und des mitunter etwas hölzernen Gameplays eine klare Empfehlung für alle Japan-Fans – oder eben für jene, die einfach auf ein paar Geister der etwas anderen Art ballern möchten. (Peter Zellinger, Benjamin Brandtner, Stefan Mey, 31.10.2023)