Erst am Montag wurde die "Bewegung Sahra Wagenknecht" als Verein vorgestellt – schon am Wochenende hat das Umfrageunternehmen Insa gemeinsam mit der deutschen "Bild"-Zeitung aber erhoben, wie die neu zu gründende Partei bei einer Bundestagswahl abschneiden würde. Laut der Erhebung in einem repräsentativen Online-Panel von 2000 Befragten käme die neue politische Kraft aus dem Stand auf zwölf Prozent der Stimmen. Größter Verlierer wäre die rechte AfD: Diese fällt in dem Insa-Panel im Vergleich zur Woche zuvor von 23 auf 18 Prozent der Stimmen und verliert fünf Prozentpunkte.

Video: Wo lässt sich die neue Wagenknecht-Partei verorten?
AFP

Der Rest des Wählerstamms scheint sich aus bisherigen Nichtwählern zu speisen. Daher verlieren die größeren Parteien etwa mehr Prozentpunkte als die kleineren: Die Union müsste 1,5 Punkte lassen, die SPD einen, Grüne und FDP je 0,5. Gleiches gilt für die Linke, die überraschend wenige Federn ließe (allerdings ohnehin historisch schlechte Werte hat).

Große Auswirkungen hätte ein Antreten des BSW für die Koalitionsbildung nach einer Wahl in Deutschland. Stabile Zweiermehrheiten sind nicht in Sicht, womöglich ginge sich eine (politisch bisher aber unrealistische) Koalition zwischen Union und AfD aus. Sollten weiterhin alle anderen Parteien Koalitionen mit der AfD ausschließen und diese Ablehnung auch auf die BSW ausdehnen, bliebe einen einzige mögliche Dreierkoalition übrig: die "Kenia"-Variante aus Union, SPD und Grünen. Eine "rot-rot-grün"-Koalition neuer Art (also mit Wagenknecht statt der Linken) hätte der Erhebung zufolge keine Mehrheit im Bundestag.

Sahra Wagenknecht darf sich zum Start ihres Parteiprojekts über positive Umfragedaten freuen.
IMAGO/Frederic Kern

Freilich sind Umfragen unmittelbar nach einem Nachrichtenereignis wie etwa einer Parteigründung mit Vorsicht zu genießen – wie eine BSW nach einem harten Wahlkampf abschneiden würde, bleibt offen. Die Umfrage bestätigt allerdings, was bisherige Befragungen schon deutlich gemacht hatten: dass eine linkspopulistische Bewegung unter Sahra Wagenknecht das Potenzial hat, die Parteienlandschaft in Deutschland massiv aufzumischen. (mesc, 24.10.2023)