René Benko ist für Arndt Geiwitz kein Unbekannter. Als Benkos deutscher Warenhauskonzern Galeria kurz nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof 2020 das erste Mal Insolvenz anmeldete, wurde der angesehene Finanzexperte als Insolvenzverwalter geholt. Die beiden standen in engem Kontakt, der Österreicher fand in dem hochgewachsenen, stillen Schwaben einen Fürsprecher. Ohne Benkos Einsatz sähe die Lage im Konzern noch schlimmer aus, sagte Geiwitz. Es ging dabei um Filialschließungen und Jobabbau im großen Stil – die Kernaufgabe eines Sanierers.

Als solcher hat sich Geiwitz in Deutschland einen Namen gemacht. Er begleitete die Megapleite des Drogerieriesen Schlecker, war Insolvenzverwalter des Baukonzerns Walter oder des Weltbild-Verlags. Hart in der Sache, aber fair – Geiwitz eilt der Ruf des Kümmerers voraus, als einer, der auch auf die Menschen schaut. "Herr Geiwitz ist ein Mensch mit einer sehr hohen sozialen und moralischen Verantwortung, so wie man es heutzutage nicht mehr häufig antrifft", erzählte die ehemalige Betriebsratsvorsitzende von Schlecker der Süddeutschen Zeitung. Geiwitz’ viele "schlaflose Nächte", über die er berichtete, endeten für die Beschäftigten trotzdem mit einem Albtraum: Sie alle verloren ihren Job.

Sanierungsexperte Arndt Geiwitz, während einer Sitzung des Schlecker-Prozesses am 17. Juli 2017 vor dem Landgericht in Stuttgart.
Sanierungsexperte Arndt Geiwitz während einer Sitzung des Schlecker-Prozesses.
APA/AFP/THOMAS KIENZLE

Schwierige Gespräche

Nun steht der studierte Betriebswirt, der sich zum Wirtschaftsprüfer und Steuerberater weiterbildete, vor seiner nächsten großen Aufgabe. Als eine Art Generalbevollmächtigter, ausgestattet mit den Stimmrechten Benkos und dem Vertrauen der Investoren, soll er die Signa-Gruppe retten. Jetzt arbeitet er sich durch die Bücher des Immobilienkonzerns, wohl rund um die Uhr, wie er es bei Großprojekten zu tun pflegt.

Zum Entspannen verbringt der 54-Jährige Zeit mit der Familie oder geht im Wald oder am Ufer des Bodensees spazieren.

Etwas weiter nördlich, in Ulm, wurde er im Jahr der ersten Mondlandung in die Familie eines Schuhhändlers geboren. Er besuchte das Elitegymnasium Schloss Salem und war eigentlich für die Führung des familieneigenen Schuhhandels vorgesehen. Doch Geiwitz entschied sich für ein BWL-Studium und eine andere Laufbahn.

Das Gespräch mit seinem Vater sei eines der schwierigsten seines Lebens gewesen, erzählte er der FAZ. Die Gespräche bei der Signa dürften nicht einfacher werden. Ob Benko dann noch so gut auf ihn zu sprechen sein wird, weiß niemand. (Noah May, 8.11.2023)