Seit Tagen war darauf gewartet worden, am Mittwochmittag war es dann so weit. Die Signa-Gruppe gab bekannt, dass ihr Gründer René Benko den Vorsitz des Beirats der Signa-Holding an den deutschen Sanierer Arndt Geiwitz übergibt. Zusätzlich übernimmt Geiwitz auch den Vorsitz des Gesellschafterkomitees der Signa. Die Privatstiftung der Familie Benko bleibt weiterhin größter Gesellschafter der Holding.

René Benko tritt zurück
René Benko tritt zurück.
APA/GEORG HOCHMUTH

Alle sollen Signa unterstützen

Der deutsche Sanierer soll nun die Restrukturierung der gesamten Unternehmensgruppe organisieren, laut Aussendung genieße er das Vertrauen aller Gesellschafter der Signa-Holding. Der 46-jährige Unternehmensgründer wird in der Aussendung so zitiert: "Dies ist in der derzeitigen Situation die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten. Das Immobilienportfolio von Signa ist und bleibt einzigartig. Ich bin absolut sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann." Zudem verlangt Benko: "Alle Stakeholder sind gefordert, Signa jetzt zu unterstützen. Ich bin dazu bereit."

Was nun folgen wird: die Überprüfung aller Geschäftsbereiche "mit Hochdruck". Dafür hat die Signa externe Berater engagiert. Sie sollen auch die Geschäfte der Kerngesellschaften Signa Prime Selection und Signa Development unter die Lupe nehmen und "ein ganzheitliches Konzept für die Gruppe erarbeiten". Dafür wurden die Anwaltskanzleien Rothschild & Co. und White & Case mandatiert, die gemeinsam mit SGP Schneider Geiwitz arbeiten.

Video: Benko gibt Vorsitz im Signa-Beirat an Geiwitz ab.
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Sanierer pocht auf Ruhe und Ordnung

Der 54-jährige Experte Geiwitz hielt nach den äußerst turbulenten Tagen fest, dass das Unternehmen nun "Ruhe und Ordnung" brauche. Es gelte, "langfristige Lösungen zu finden. Es ist daher verantwortungsvoll wie geboten, jetzt eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten. Ich fordere alle Beteiligten auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Die Qualität des Signa-Prime-Portfolios ist hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Developmentprojekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen liegen, ist sehr gut.“

Die Lage der Signa-Gruppe ist in den vergangenen Wochen und Tagen immer prekärer geworden. Zuletzt hatte die US-Ratingagentur Fitch den Investment-Grade auf "hochriskant" herabgestuft. Zuvor war die Signa Sport United, das Sporthandelsgeschäft des Konzerns, in die Insolvenz gerutscht; die Kaufhäuser der Gruppe in Deutschland ringen seit längerem ums wirtschaftliche Überleben.

Am Donnerstag vergangener Woche ist dann bekannt geworden, dass auch Benkos Miteigentümer aufbegehren. In einem Brief forderten Investoren wie Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller die Entmachtung Benkos in seiner Funktion als Vorsitzender des Signa-Beirats. Außerdem solle er die Stimmrechte abtreten, die er über seine Stiftungen als Mehrheitseigentümer hält; auch sie sollten Geiwitz treuhändisch übertragen worden. Ob diese Forderung der Investoren umgesetzt wurde, war am frühen Mittwochnachmittag nicht zu eruieren. (Renate Graber, Joseph Gepp, 8.11.2023)