Handels-KV: Weiter kein Angebot der Arbeitgeber
Laut Arbeitgeber-Verhandler Rainer Trefelik bewegen sich die Forderungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in "utopischen Höhen".
APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Die Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 430.000 Angestellten im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel sind am Donnerstag in der zweiten Runde ohne Fortschritte zu Ende gegangen. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Gehälter um elf Prozent, mehr Urlaub und eine Diskussion über eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung. Die Arbeitgeber verwiesen auf rückläufige Verkaufszahlen im Handel und lehnten es am Donnerstag ab, ein Angebot vorzulegen.

"Solange wir uns in diesen utopischen Höhen bewegen und die Gewerkschaft sämtliche kreativen Möglichkeiten zum Brückenbauen wie Einmalzahlungen oder die Berücksichtigung der einkommensverbessernden Maßnahmen der Bundesregierung ablehnt, sehen wir uns außerstande, ein konkretes Gegenangebot zu legen. Denn nur eine Zahl in den Ring zu werfen, ist zu wenig. Das wird unserem Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Erhalt der Arbeitsplätze nicht gerecht", erklärte Handelsobmann Rainer Trefelik in einer Aussendung Donnerstagabend.

"Es ist für uns enttäuschend, dass noch immer kein Angebot auf dem Tisch liegt, obwohl unsere Forderungen seit langem bekannt sind. Die Beschäftigten haben dafür gar kein Verständnis", sagte die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger, in einer Mitteilung. Die Erwartungshaltung der Kolleginnen und Kollegen sei "sehr groß". Für den 14. November organisiert die Gewerkschaft nun einen Protesttag mit Demonstrationen in Wien und Salzburg. Zwei Tage später, am 16. November, gehen dann die Verhandlungen weiter.

Betriebsversammlungen in mehr als 250 Betrieben

Schon nach der ersten, ergebnislosen Verhandlungsrunde am 24. Oktober versuchte die Gewerkschaft den Druck mit Betriebsversammlungen zu erhöhen. Von 2. November bis einschließlich 8. November fanden in mehr als 250 Handelsbetrieben in ganz Österreich Betriebsversammlungen statt. Die Arbeitnehmervertreter wollen nicht nur einen Inflationsausgleich erreichen, sondern auch eine Anhebung der realen Gehälter. Von Oktober 2022 bis September 2023 lag die Inflation bei 9,2 Prozent. Im Oktober waren die Verbraucherpreise laut Schnellschätzung der Statistik Austria um 5,4 Prozent höher als vor einem Jahr.

Die Inflation lässt aber nicht nur die Kaufkraft schmelzen: Im Zeitraum Jänner bis September 2023 verzeichnete der Einzelhandel in Österreich gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres zwar ein nominelles Umsatzplus von 3,7 Prozent, real – also preisbereinigt – ergibt das aber ein Minus von 3,5 Prozent.

Knapp zwei Drittel der 430.000 Angestellten im Handel in Österreich sind Frauen, im Einzelhandel liegt der Frauenanteil noch etwas höher. Knapp 60 Prozent der Frauen im Handel arbeiten Teilzeit, bei Männern liegt die Teilzeitquote bei nur rund 13 Prozent. (APA, 9.11.2023)