Instantnudeln werden aufgegossen
Schnell fertig, aber womöglich auch gesundheitsschädlich: Fertiggerichte sollten nicht im Übermaß konsumiert werden, empfehlen Fachleute.
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Von Fastfood unterwegs bis zum Mikrowellengericht daheim: Schnell verfügbares Essen kann helfen, den stressigen Alltag zu bewältigen, aber auch gesundheitliche Risiken bergen – insbesondere, wenn es um hochverarbeitete Lebensmittel (ultra-processed foods oder UPF) geht. Wie schädlich diese sind, darüber herrscht wissenschaftlich noch kein Konsens. Eine aktuelle Studie mit Beteiligung von Wiener Forscherinnen und Forschern liefert neuen Input.

Die im Fachjournal "The Lancet Regional Health – Europe" veröffentlichte, großangelegte Analyse kommt zum Schluss: Wer viele Lebensmittel konsumiert, deren Zutaten einen intensiven Prozess der industriellen Modifikation durchlaufen haben, hat langfristig eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit, mehrere Krankheiten gleichzeitig zu entwickeln. Den stärksten negativen Effekt hatten demnach hochverarbeitete Fleischprodukte und gesüßte Softdrinks.

Erhebung in europäischen Ländern

Ein Merkmal von hochverarbeiteten Produkten ist, dass darin viele Zusatzstoffe vermischt werden und die Lebensmittel in dieser Form nicht in einer üblichen Küche zu Hause hergestellt werden könnten. Über die Wirkungen und möglichen unerwünschten Nebenwirkungen solcher in den Supermärkten dieser Welt äußerst präsenten Produkte wird seit Jahrzehnten viel diskutiert. Eine europaweite Forschungsgruppe unter der Leitung von Studien-Erstautorin Reynalda Córdova vom Department für Ernährungswissenschaften der Universität Wien hat nun Daten aus der "European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition"-Erhebung (EPIC) als Ausgangspunkt für eine breite statistische Aufarbeitung des Themas genommen.

Darin gaben zwischen den Jahren 1992 und 2000 zahlreiche Menschen über ihre Ernährung und Lebensstil Auskunft. Hinzu kamen genetische Informationen sowie Daten zu Umweltrisikofaktoren und zum Auftreten von Krebs und anderen Erkrankungen. In die nunmehrigen Auswertungen flossen Informationen von 266.666 Personen aus sieben Ländern Europas – allerdings nicht aus Österreich – ein. Im Durchschnitt nahmen die Beteiligten täglich zwischen 413 Gramm (bei Männern) und 326 Gramm (bei Frauen) an hochverarbeiteten Produkten zu sich, schreiben die Fachleute in ihrer Arbeit.

Bei erneuten Erhebungen, die im Schnitt rund elf Jahre nach den Befragungen stattfanden, berichteten 4.461 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über sogenannte Multimorbiditäten – also mehrere Erkrankungen gleichzeitig. Im Zusammenhang mit der Studie waren dies Krebs und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems beziehungsweise des Stoffwechsels (kardiometabolische Erkrankungen). Insgesamt stieg das Risiko, eine solche Multimorbidität zu entwickeln, ab einem UPF-Verzehr (exklusive alkoholischer Getränke) von rund 260 Gramm pro Tag.

Zugang zu frischen Lebensmitteln

Der verstärkte Konsum von Lebensmitteln mit hochverarbeiteten tierischen Produkten und künstlich hergestellten, mit Süßstoffen oder Zucker gesüßten Getränken ging laut der Analyse mit den deutlichsten Zunahmen der Multimorbiditäts-Wahrscheinlichkeit einher. Keine statistisch signifikante Risikoerhöhung ging hingegen von stark verarbeiteten Getreideprodukten wie Brot oder pflanzlichen Alternativen zu tierischen Produkten aus, berichten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter.

Für den auch an der Uni Wien tätigen Ko-Autor der Untersuchung, Karl-Heinz Wagner, "können die Ergebnisse unserer Studie mit bestehenden Ernährungsempfehlungen, möglichst Fleisch und Fleischprodukte zu reduzieren und sich hauptsächlich von pflanzenbasierten Lebensmitteln zu ernähren, gut in Einklang gebracht werden", heißt es in einer Aussendung der Uni. Die Forschungsarbeit macht den Autorinnen und Autoren zufolge außerdem deutlich, dass das Gefahrenpotenzial von verschiedenen UPF-Gruppen auch verschieden bewertet werden muss.

Immer öfter kommt es mittlerweile zu Multimorbiditäten, also mehreren Krankheiten, die gleichzeitig auftreten. In diesem Kontext zeige die Studie, wie wichtig es sei, hochverarbeitete Produkte durch weniger stark industriell bearbeitete Lebensmittel zu ersetzen, sagt Studienautorin Córdova. Es sei nötig, den Menschen "einen universellen Zugang zu frischen und weniger verarbeiteten Lebensmitteln zu gewährleisten". (APA, red, 14.11.2023)

Softdrinks, Fastfood und Co erhöhen das Risiko für Krankheiten
Universität Wien