Skipiste mit Kunstschnee neben grüner Wiese
Höhere Temperaturen im Winter sorgen dafür, dass verstärkt Schneekanonen für den Untergrund zum Skifahren und Snowboarden sorgen.
IMAGO/Rolf Poss

Die globale Erhitzung schreitet voran, in Europa wird es schneller wärmer als in anderen Regionen der Erde. Das wird bis zum Ende des Jahrhunderts so weitergehen und ist auch abhängig davon, wie viele Treibhausgasemissionen derzeit in die Atmosphäre gepumpt werden. Für Skiregionen bringt das Probleme mit sich: Vielerorts fällt weniger Schnee, und es ist nicht mehr so lange kalt genug, dass der Schnee lange liegen bleibt.

Doch wenn Schneekanonen zum Einsatz kommen, erhöht das wiederum den Wasser- und Energiebedarf und somit die CO2-Emissionen. Eine Studie im Fachjournal "Current Issues in Tourism", an der auch der österreichische Geograf und Volkswirt Robert Steiger beteiligt war, hat sich die mögliche Entwicklung bis zum Jahr 2050 genauer angesehen.

Als Beispiel diente Kanada, doch die Ergebnisse lassen sich auf die Situation in Mitteleuropa umlegen "und sind im Großen und Ganzen auch gut auf Österreich übertragbar", sagte Steiger, der am Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck forscht, zur APA. Wie die Fachleute zeigen, könnte sich der Bedarf an Energie und Wasser für die künstliche Beschneiung bis 2050 verdoppeln, die Abhängigkeit vieler Skiregionen von Kunstschnee nehme infolge des Klimawandels weiter zu.

Hoher Energieverbrauch

Zusammen mit einer kanadischen Kollegin und einem kanadischen Kollegen leitete Steiger Schätzungen zu Wasser- und Energieverbrauch sowie CO2-Emissionen ab und prognostizierte die potenziellen Veränderungen. Konkret ergibt sich für Kanada in einem durchschnittlichen Winter ein Jahresenergieverbrauch von rund 478.000 Megawattstunden (MWh), was dem Verbrauch von knapp 17.000 Haushalten entspricht, für die Erzeugung von 42 Millionen Kubikmeter Kunstschnee.

Das verursacht rund 130.000 Tonnen CO2. Außerdem werden 43,4 Millionen Kubikmeter Wasser benötigt. Durch die Klimaerwärmung soll der Bedarf für Beschneiung bis 2050, abhängig vom zugrunde gelegten Klimaszenario, zwischen 55 Prozent und 97 Prozent steigen, wenn von einer gleichen Pistenlänge und einem unveränderten Anteil der beschneiten Pisten ausgegangen wird.

Bedarf in Österreich

In Österreich liegt der zusätzliche Bedarf bis 2050 zwischen 62 und 105 Prozent, wie frühere Studien des Teams um Steiger zeigen. Während hoher Wasser- und Energieverbrauch und damit verbundene CO2-Emissionen die Umweltbilanz belasten, kann Energie aus erneuerbaren Quellen den Wintersport deutlich nachhaltiger machen, schreibt das Forschungsteam. "Legt man die durchschnittlichen Emissionen unseres aktuellen Stromverbrauchs in Österreich zugrunde, entstehen rund 200 Gramm CO2 pro Kilowattstunde", erklärte Steiger. Bei der Verwendung von Ökostrom sinke der CO2-Ausstoß auf rund zehn Gramm pro Kilowattstunde.

Für die Beurteilung, ob eine Beschneiung nachhaltig sein und tatsächlich dazu beitragen kann, die Gesamtemissionen des Tourismus zu reduzieren, müsse das Gesamtbild der Skiindustrie berücksichtigt werden. Neben der Stromquelle sollten beispielsweise auch die Konsequenzen des Beschneiens oder Nichtbeschneiens beleuchtet werden. "Wenn es kein Angebot mehr gibt, wechseln die Skifahrer vielleicht in ein anderes, weit entferntes, aber schneesicheres Skigebiet. Dadurch kann es gesamthaft zu höheren Emissionen und einem höheren CO2-Fußabdruck kommen, als wenn man weiter vor Ort beschneit", sagte der Experte.

(Fehl-)Anpassungen

Nachhaltigkeit könne natürlich auch ökonomisch betrachtet werden und sei beispielsweise von den lokalen Verhältnissen abhängig. "Es macht einen Unterschied, ob ein international agierendes Unternehmen der Nutznießer ist, wo ein Teil der Gewinne abfließt, oder ein regionaler Anbieter, der das Geld in Infrastruktur steckt", strich der Wissenschafter hervor. Die Speicherteiche der Beschneiungsanlagen könnten zudem bei Starkregenereignissen, zum Löschen von Feuern oder zur Bewässerung in der Landwirtschaft verwendet werden. Diese zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten dürften nicht außer Acht gelassen werden.

Die Fachleute fordern eine gemeinsame Initiative aller Beteiligten und plädieren dafür, der Nachhaltigkeit Vorrang einzuräumen. "Dazu gehören die Förderung von Innovationen und Investitionen in energieeffiziente Beschneiungstechnologien, die Förderung von Wassersparmaßnahmen und die Beschleunigung der Transformation hin zu erneuerbarer Energie", betonte Steiger.

Das Schneemachen kann entsprechend eine Anpassung an die Folgen der Klimakrise sein, aber auch in die Beispiele für Fehlanpassung fallen, die immer öfter deutlich werden. Bisherige Analysen zeigten, dass es zwar weiter kurzfristige Phasen mit viel Schnee geben kann, doch werde dieser insbesondere unterhalb von etwa 1.500 Meter Seehöhe abnehmen. Die Zukunftsszenarien in Sachen Schnee hängen freilich davon ab, wie stark jetzt und in den kommenden Jahren Emissionen gesenkt werden können. (APA, red, 14.11.2023)