Arbeiten auch von zu Hause aus ist nicht mehr das Ross der Privilegierten. Für ein Viertel der Beschäftigten ist es zur Normalität geworden, nicht mehr täglich im Büro zu erscheinen, sagt Arbeitsminister Martin Kocher. Und dennoch ist Homeoffice ein noch recht unbekanntes Terrain. Wie geht es welchen Personen genau, und vor allem: Was wissen Arbeitgeber darüber?

Ein junger Mann sitzt in einer Videobox
Immer im Videomeeting, alleine, aber für alle deutlich zu sehen: "Mirror Anxiety" kann eine Folge sein.
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Überwiegend wird Homeoffice sehr geschätzt, Weg- und Zeitersparnis sind die Hauptargumente der Beschäftigten, sagen Daten der L & R Sozialforschung aus dem Sommer (1.500 Befragte in 500 Betrieben). Allerdings gibt es demnach vor allem für Frauen Themen in der Abgrenzung. Heißt: dauernd noch was nacharbeiten, ständig irgendwie dranhängen. Selber schuld, schlechtes Selbstmanagement, mangelndes Zeitmanagement?

Alles schlägt wieder in der Firma auf

So einfach können es sich Arbeitgeber nicht machen. Denn die Konsequenzen schlagen letztlich sowieso wieder in der Firma auf. In Unzufriedenheit, Wechselbereitschaft, in Krankenständen, in Fehlzeiten. Was wissen wir alles noch nicht? Da tun sich viele Fragen abseits gerne getätigter Effizienz- und Produktivitätsmessungen auf. Etwa, wie sich Beförderungs- und zusätzliche Entgeltmöglichkeiten für Homeoffice-Arbeitende verändern. Wer wird eher übersehen?

Oder wie genau ändert sich das Zugehörigkeitsgefühl, die Bindung an die Firma durch Remote Work, welche Auswirkungen hat es auf die innerbetriebliche Hilfsbereitschaft, getrennt von der Kollegenschaft im Job zu Hause zu sitzen? Diese Themen werden Unternehmen begleiten, sie müssen ihr unbekanntes Land Homeoffice möglichst gut ausleuchten.

Aktuell liefert eine heimische Forschergruppe (FWF-Projekt "Technostress in Organisationen") erschreckende Erkenntnisse zu digitalem Stress durch andauernde Videomeetings und zur Video-Fatigue: Schon nach 50 Minuten im Videocall sinkt die Herzrate, Müdigkeit und Erschöpfung setzen bei digitalen Meetings schnell ein. Dazu kommt der Stress, sich permanent präsentieren zu müssen. "Mirror Anxiety" heißt das Phänomen, wenn wir uns via Videokachel ständig selbst sehen und dauernd in der Auslage für andere stehen. (Karin Bauer,14.11.2023)