Nein, wir sind ihn immer noch nicht los – vor allem aber nicht die 70 Millionen Briten und Britinnen: Nigel Farage ist wieder da!

Der als lautstarker Brexit-Vorkämpfer bekannt gewordene Rechtspopulist bastelt nämlich an seinem Comeback: Der 59-jährige Londoner will als Teilnehmer der Reality-Show "I'm a Celebrity...Get Me Out of Here!" beweisen, dass er allerhand aushält und es ihn vor nichts ekelt. Sein Dschungelcamp-Gastspiel ist aber wohl nur als Startrampe für eine Kampagne gedacht, in der Öffentlichkeit wieder mehr ins Gerede zu kommen.

Zuerst Ekel-TV, dann Tory-Vorsitz? Nigel Farage will bald auf dem Chefsessel der britischen Konservativen, seiner "alten" Partei, Platz nehmen.
IMAGO/Martin Pope

Und die – idealerweise wertschätzende – Öffentlichkeit wird Farage für seine Pläne brauchen: Am Parteitag der britischen Konservativen trat er kürzlich noch als Kommentator des rechten Privatsenders GB News auf. Doch schon bald dürfte er versuchen, nach einer mehr als 30-jährigen Pause, wieder bei den Tories anzudocken. Sein ehrgeiziges Ziel: der Job des Parteichefs.

Käme es zu einem Comeback bei den britischen Konservativen, wäre das alleine schon eine Sensation. Farages Austritt aus der Partei 1992 erfolgte aus Protest gegen die Unterzeichnung des EU-Vertrags von Maastricht – das war mit seiner vehementen Gegnerschaft zu allem, was mit Brüssel zu tun hat, unvereinbar. Das populistische Engagement bei der UK Independence Party (Ukip) und bei der Brexit Party (später: Reform UK) war da nur eine logische Folge.

"Haben den Brexit nicht hingekriegt"

Als deren Vorsitzender genoss der Ex-Broker und Vater zweier Kinder – er selbst lebt seit Jahren getrennt von seiner zweiten Ehefrau, einer Deutschen – viel mediale Aufmerksamkeit, die oft weit über das Ausmaß der Wählerstimmenanteile hinausging. In der Brexit-Frage trieb der langjährige EU-Parlamentarier die großen Parteien geradezu vor sich her. Doch als es nach dem tatsächlich erfolgten Austritt um die Einlösung der damit verbundenen politischen Verheißungen ging, zog er sich überraschend aus der Politik zurück. Sein Job sei erledigt, meinte der Donald-Trump-Fan damals lapidar.

Heute, so behauptet Farage, sei der Brexit gescheitert; die Probleme seien größer als je zuvor, Missmanagement und Regulierungen würden Politik und Wirtschaft dominieren: "Wir haben den Brexit nicht hingekriegt." Dieses Problem scheint er nun von innen heraus angehen zu wollen, und das meint er wörtlich: "Ich wäre sehr überrascht, wenn ich bis 2026 nicht Vorsitzender der Konservativen wäre. Sehr überrascht." (Gianluca Wallisch, 15.11.2023)