Der israelische Militärsprecher Arye Sharuz Shalicar zu Gast bei Armin Wolf in der
Der israelische Militärsprecher Arye Sharuz Shalicar zu Gast bei Armin Wolf in der "ZiB 2".
Screenshot ORF

Es sind schockierende Bilder vom Al-Shifa-Spital in Gaza. Menschen, die dringend medizinische Hilfe bräuchten und stattdessen im Zielfeuer einer Militäraktion sind. Ärzte und Sanitäter, die im Staub versuchen, ihre Station zu evakuieren. Ein Arzt erklärt die Lage. Im Hintergrund sieht man Schwerverletzte in Krankenbetten. Lebenserhaltende Maschinen hätten keinen Strom mehr, dutzende Patienten seien in Lebensgefahr. Unter dem Krankenhaus befindet sich die Hauptzentrale der Hamas, behauptet Israel und erklärt damit die Angriffe. "Haben Sie diese Zentrale gefunden?", fragt Armin Wolf in der "ZiB 2" am Mittwoch Arye Sharuz Shalicar, Sprecher der israelischen Armee.

Das Krankenhaus sei eine der "Terrorzentralen", antwortete Shalicar. Die Hamas habe sich "die letzten 15 Jahre" im Shifa-Spital und in weiteren Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen festgesetzt. Es sei "bedauerlich, dass die Hamas den Kampf in diese Objekte verlagert", aber: "Wir haben uns nicht ausgesucht, diese Orte anzugreifen." In den folgenden Minuten lieferte der deutsch-israelische Politologe, Publizist und Schriftsteller mit iranischen Wurzeln eine präzise Analyse der Kampfhandlungen und einen Ausblick im Sinne seines Auftrags: "Die Hamas könnte diese Sache heute zu Ende bringen, wenn sie die 239 Geiseln freilässt und sich ergibt."

"Diese Vertreibung ist keine Vertreibung"

Das wird eher nicht passieren, hingegen nimmt die Kritik an Israels Kriegsführung zu. Der UN-Sicherheitsrat hat eine Resolution mit der Forderung nach "ausgedehnten humanitären Pausen" im Gazastreifen verabschiedet. "Wie sehr ist die Vertreibung von 1,5 Millionen Menschen aus ihren Wohngebieten keine Kollektivstrafe?", fragte Wolf. Shalicar: "Diese Vertreibung ist keine Vertreibung, sondern wir haben die Menschen aus ihren Gebieten herausgebeten, damit sie aus der Schusslinie kommen." Die Hamas sei eine "Mörderbande", er glaube ihren Vertretern "kein Wort".

ZIB 2: Sprecher der israelischen Armee zur aktuellen Lage in Nahost
Arye Sharuz Shalicar, ein Sprecher der israelischen Armee, ist live vor Ort in Tel Aviv und berichtet über die aktuelle Lage in Israel und den Militäroperationen, welche die israelischen Streitkräfte derzeit im Spital in Gaza durchführen. Das israelische Militär gehe langsam und präzise vor.
ORF

Das Narrativ vom humanen Krieg wollte Wolf so nicht stehenlassen und hakte mehrmals auf gewohnte Weise nach. Shalicar blieb bei seiner Message: "Wir sind im Krieg, das ist eine unschöne Situation, die nicht Israel provoziert hat, sondern die Hamas." Und er ging zum Gegenangriff über: "Und leider haben Sie keine einzige Frage über den Raketenbeschuss auf Israel gestellt. Keine einzige Frage, wie sich die Israelis in diesen Tagen fühlen. Acht Millionen Israelis, die hier unter ständigem Raketenbeschuss leben. Ich würde mir auch eine Frage darüber wünschen." Die Frage nach der längeren Feuerpause ist inzwischen beantwortet: Es wird keine geben. Israels Außenministerium lehnt die Resolution der Uno ab. (Doris Priesching, 16.11.2023)