Wien – Erst wurde demonstriert, dann vier Stunden verhandelt. Am Donnerstag ging das Feilschen um die Gehälter für 430.000 Handelsangestellte in die dritte Runde – um rasch abgebrochen zu werden. Zwar lag das Angebot der Arbeitgeber vor. Zuvor hatten Arbeitnehmer Streiks angedroht, sollte das Paket nicht diese Woche auf dem Tisch liegen. Von einem grünen Zweig waren die Sozialpartner aber weit entfernt.

Chefverhandler der Arbeitgeber, Rainer Trefelik, entschied sich für ein duales Modell. Geboten wird eine Gehaltserhöhung von fünf Prozent. Zugleich soll es einmalige Teuerungsprämien in Höhe von 800 Euro geben.

Durch die Splittung entstehe Beschäftigten ein deutlicher Nettovorteil, betonen die Arbeitgeber. Dieser sei notwendig, um die schwierige wirtschaftliche Situation zu meistern. Im Fokus stehe der Erhalt von Arbeitsplätzen sowie zusätzliche Kaufkraft bei einer mittlerweile sinkenden Inflationsrate.

Duales Modell

In Summe werde damit im Einstiegsgehalt die Forderung der Gewerkschaft nach einem Plus von elf Prozent erreicht, sagt Trefelik. Denn wer bisher monatlich brutto 1.945 Euro verdiente, komme damit ab 2024 – inklusive der Einmalzahlung – auf jährlich 23.207 Euro. Wessen Monatsverdienst bei 2.500 Euro liege, erhalte künftig 27.694 Euro jährlich, eine Erhöhung von 8,79 Prozent. Monatsgehälter von 3.000 Euro stiegen auf 32.123 Euro jährlich, ein Plus von 8,16 Prozent – die einmalige Prämie freilich stets eingerechnet. Ohne diese würden die Einstiegsgehälter von 1.945 auf monatlich 2.042 Euro angehoben werden.

Die Gewerkschaft nennt dies realitätsfern. Sie machte ein Gegenangebot mit einer sozialen Staffelung: eine Gehaltserhöhung von 9,5 Prozent und ein Fixbetrag von 40 Euro. Sie will Betriebsversammlungen aufnehmen und Streikbeschlüsse fassen. Am 29. November wird weiterverhandelt. Ein Abschluss vor den Metallern gilt als unwahrscheinlich. (vk, 16.11.2023)

Demonstration der Handelsbeschäftigten
Demonstration der Handelsbeschäftigten am Dienstag, 14. November, in Wien.
APA/ROLAND SCHLAGER