
1. Höhlen bauen – Judith Wohlgemuth, ein Sohn (acht Jahre alt)
Wer verkriecht sich nicht gern bei diesem Wetter – und warum sollte das bei Kindern anders sein? Auch wenn mein Sohn den Park und das Kicken mit seinen Freunden liebt, manchmal genießt er es auch, den ganzen Tag im Pyjama zu bleiben und es sich unter dem Couchtisch gemütlich zu machen.
Seit ein paar Wochen werden sämtliche Decken über Sessel und besagten Tisch geworfen. Pölster werden darunter drapiert, sogar eine kleine Matratze und die Nachttischlampe wurden von ihm in seine Höhle geschleppt. Für den Rest der Familie entsteht durch das Decken-Tisch-Ungetüm mitten im Wohnzimmer zwar ein Hindernisparcours, aber die eigene Kindheitserinnerung lässt dafür viel Verständnis aufkommen.
Bepackt mit einem Stapel Asterix-Hefte und dem fetten 100-Jahre-ÖFB-Schmöker, damit das Wunder von Córdoba noch weitere 45 Jahre im kollektiven Fußballgedächtnis bleibt, verkriecht sich mein Sohn schon einmal für ein paar Stunden oder sogar die ganze Nacht. Von Zeit zu Zeit kommen dann Fragen wie "Wieso wird Herbert Prohaska eigentlich Schneckerl genannt?", was sogar ich ohne Internet beantworten und mich damit als Fußballauskennerin profilieren kann – aber wahrscheinlich kann ich diesen Schein nicht mehr lange aufrechterhalten.
2. Geliebte Bücherei – Nadja Kupsa, zwei Söhne (sechs und zwei Jahre alt)
Zumindest in Wien sind Indoorspielplätze oder Museen an Schlechtwettertagen völlig überfüllt. Anders ist es bei den städtischen Büchereien in unserer Umgebung. Dort gibt es überall eine großzügige Kinderecke mit Teppich für die Krabbelkinder und Kindertischen. Mit dem älteren Sohn kann ich dort Stunden verbringen. Für ihn ist die Bücherei das reinste Paradies. Er schmökert dann in vielen Büchern, blättert und erforscht, während ich dem kleineren Kind in der Kuschelecke Bilderbücher vorlese.

Mittlerweile gibt es in den Büchereien auch Tonie-Figuren zur Entlehnung. Meist sind sie aufgrund ihrer Popularität nicht in übermäßiger Anzahl vorhanden – aber gerade das macht sie noch begehrenswerter. Erst gestern haben wir uns Das Neinhorn und Asterix und Obelix als Tonie-Figur ausgeliehen, ein Highlight!
Das Beste an der Bücherei ist: Man hat einen Supergrund für einen Fußmarsch, verbringt dort locker eine Stunde, und zu Hause gibt es dann mindestens noch einmal eine Stunde Ruhe, wenn die Kinder mit den neuen Büchern beschäftigt sind.
3. Parcours für zuhause - Lisa Breit, einen Sohn (drei Jahre alt)
Mein dreijähriger Sohn kann einfach nicht stillhalten. "Er braucht Auslauf", sagt seine Oma dazu. Und deshalb gehen wir eigentlich jeden Tag nach dem Kindergarten auf den Spielplatz. Eigentlich, denn wenn es stark regnet ist natürlich nix mit Spielplatz. Also lesen wir zu Hause vor, bauen Türme aus Schleichtieren oder basteln mit Blättern einen Igel. Das Problem: Dem Dreijährigen reicht das nicht, er will klettern, toben, sich bewegen.
Da haben wir eine Idee: Wir bauen einen Parcours aus Möbel. Ein Fauteuil bildet den Anfang. Von ihm aus steigt man mit einem Ausfallschritt auf einen Polsterhocker, von dort aus auf einen Sitzsack, balanciert über eine Decke, die zu einer Wurst zusammengerollt ist. Anschließend krabbelt man unter einer anderen Decke durch, die zwischen zwei Sesseln aufgespannt ist. Danach muss man den Tripp Trapp erklimmen. Mit einem Sprung landet man auf einem großen Polster und rollt dann auf ein Schaffell ab. Um den Esstisch herum geht es zurück zum Ausgangspunkt.
Ich verspreche Ihnen: Nach fünf Durchgängen ist selbst das lebhafteste Kleinkind ausgepowert. Da kann es ruhig öfter regnen.
4. Zaubertränke brauen – Kim Son Hoang, zwei Töchter (vier und sechs Jahre alt)
Die liebste Beschäftigung meiner Kinder ist, Geschichten zu erfinden. Als Inspiration reichen ihnen Kuscheltiere, Spielfiguren oder bebilderte Buchseiten, und schon geht’s los mit den fantastischen Abenteuern voller Tiere, Königinnen und vielen mehr. Das geht aber nicht auf Dauer gut. Sie spielen das so intensiv, dass irgendwann die Müdigkeit einsetzt und es eine Abwechslung braucht, bevor sie aufeinander losgehen.
Normalerweise ist es dann Zeit für eine Dosis Frischluft. Doch wenn es regnet, kommt gerne Notfallplan "Labor" zum Einsatz. Das notwendige Equipment dafür: Lebensmittelfarbe, Wasser, Spritzen ohne Nadel (wurden uns von der Kinderärztin gespendet), Reagenzgläser, Trichter und Pipetten (alles aus unserem Kinderexperimentierkasten) oder sonstige Gefäße.
Und sofort wird der Fantasie der beiden wieder freier Lauf gelassen, nur dass die beiden nun – aus offensichtlichen Gründen im Badezimmer – unterschiedlich gefärbtes Wasser vermischen, um diverse Zaubertränke zu brauen. Natürlich haben sie alle eine ganz spektakuläre Wirkung, und da können sie dann gar nicht anders, als daraus eine neue Geschichte zu kreieren.

Ihr Favorit ist das Medusaserum, das im Film Die Pinguine aus Madagascar vorkommt. Sie haben das furchtbar komplizierte Rezept für uns ahnungslose Eltern netterweise auf einem Zettel festgehalten (siehe Bild). Im Film können mit dem Serum Tiere in Monster verwandelt werden. Ich hüte mich deshalb davor, unseren hauseigenen Trank auszuprobieren. Kinder sind ja bekanntlich zu allem fähig!
5. Alleskönner Malerband – Bernadette Redl, ein Sohn (zwei Jahre alt)
Wir haben alles schon durch: Wenn es auf dem Spielplatz finster wird oder in Strömen regnet, gehen wir ins Bällebad im Möbelhaus, fahren zwanzigmal im Einkaufszentrum mit der Rolltreppe rauf und runter oder düsen mit dem Kindereinkaufswagen durch den Supermarkt – dem Stadtleben sei Dank, liegt das alles bei uns ums Eck.
Wenn uns das Rausgehen aber mal gar nicht freut, greifen wir zum Malerband. Es ist nicht nur eine Geheimwaffe im Urlaub mit Kind, weil es Steckdosen und Schränke zuklebt, Kanten entschärft oder gemeinsam mit schwarzen Müllsäcken die Fenster verdunkelt, es ist auch ein Quell endloser Spielideen.

Wir kleben damit die Schleichtiere an der Wand fest, von der sie dringend befreit werden müssen, werfen Papierbälle drauf und hoffen, dass sie kleben bleiben, machen Kunst aus bunten Klebebändern oder – und das liebt mein Sohn am meisten – wir kleben für seine Spielzeugautos Straßen und Parkplätze auf den Boden.
Dort finden dann spannende Wettrennen statt, es gibt große Baustellen, Schwertransporte und gefährliche Bahnübergänge. Manchmal spazieren auch ein Alligator oder ein Bär vorbei – oder es kommt zu einem Polizeieinsatz.
Für größere Kinder lässt sich aus Klebeband auch eine Art Spinnennetz bauen, das sie ohne Berührung überwinden müssen, und es eignet sich natürlich perfekt für Kunstwerke aller Art. Klebeband drauf, drübermalen, Klebeband abziehen – da kommen tolle Sachen dabei heraus. In unserem Fall finden daran sogar die Großen mehr Freund als die Kleinen.
6. Lebensmittel retten – Nadja Kupsa, zwei Söhne (sechs und zwei Jahre alt)
Es ist völlig verrückt, wie viele genießbare Lebensmittel jeden Tag weltweit im Müll landen. Auch in Österreich. In Wien etwa wird täglich so viel Brot weggeschmissen, wie Graz an einem Tag isst. Seit einigen Jahren versuchen unterschiedliche Initiativen der Lebensmittelverschwendung in Österreich entgegenzuwirken. Eine davon heißt Too Good To Go. Dabei handelt es sich um eine App, die es Betrieben wie Bäckereien, Restaurants, Cafés, Hotels und Supermärkten ermöglicht, ihr überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholer zu verkaufen. So werden Abfälle vermieden und CO2 Emissionen reduziert.
An regnerischen Tagen oder wenn es durch Krankheit nicht möglich ist, draußen zu spielen, gibt es für die Kinder immer ein Highlight: Wir retten Lebensmittel. Dafür schauen wir zuerst in die App oder gehen direkt in den Supermarkt ums Eck, wo auch Überraschungssackerln um drei Euro zur Abholung bereitstehen. Die Kinder freuen sich meist sehr über die Inhalte und haben auch kreative Ideen, was man aus den zwei Kilo Äpfeln, den vielen krummen Karotten oder dem halben Kürbis machen kann. Danach verkochen wir gemeinsam die geretteten Lebensmittel, und alle freuen sich.
7. Ab ins Museum – Alexander Amon, ein Sohn (vier Jahre alt)
Sechs Wochen lang hat es in meiner dreimonatigen Karenz geregnet. Das war mit einem anderthalbjährigen Baby echt eine fordernde Zeit, aber auch heute, mit einem knapp Vierjährigen, sind Regen und kalter Wind der erklärte Endgegner. Nicht dass mein Sohnemann unbedingt auf den Spielplatz will. An Spielsachen und E-Entertainment mangelt es in unseren vier Wänden nicht, aber ich selbst brauche den Auslauf noch viel mehr. Vier Stunden Spielplatz oder Ausflug haben tatsächlich mehr Unterhaltungswert als in der Wohnung mit kleinen, abenteuerlustigen Hunden ein Lego-Haus rauf- und runterzulaufen.
Aber was tun, wenn die Spielplätze unter Wasser stehen? Wir haben für uns das Technische Museum entdeckt, das neben zwei extra für Kinder präparierten Räumen auch über eine wunderbare Rutsche im Eingangsbereich verfügt. Einige Hürden bringt der Spaß allerdings mit sich. Zunächst muss man den Besuch in den Räumen anmelden und bei Reservierung auch bezahlen, was spontane Ausflüge unnötig erschwert. Außerdem kann man sich sicher sein, dass bei dunklen Wolken am Himmel halb Wien ebenfalls Museumsbesuche einplant und man sehr dicht gedrängt an den diversen Ausstellungsobjekten oder Rutschen stehen wird. Die rund 60 Euro für die Jahreskarte war es mir dann trotzdem wert. Ein Geschenk an mein Kind – und mich. Mein Sohnemann zahlt, bis er 19 Jahre alt ist, übrigens keinen Eintritt. Mit diesem Alter wird er sich aber sicher ein eigenes Entertainmentprogramm für regnerische Tage zusammenstellen können, hoffe ich.
8. Igel aus Blättern – Lisa Breit, ein Sohn (dreieinhalb Jahre alt)
Ich bin keine Bastelmama – dachte ich zumindest, denn zuletzt habe ich wirklich Gefallen daran gefunden. Als es kürzlich regnete, habe ich mich mit meinem dreieinhalbjährigen Sohn an das erste Projekt gewagt: einen Igel aus Blättern.

Dafür haben wir in weiser Voraussicht einige Tage vorher im Wald ein Sackerl voll Blätter gesammelt: große, kleine, orange, braune – alles, was vom Baum fällt und gefällt, ist erlaubt. Es sollten nur eher spitze Blätter sein, denn sie werden später zu den Stacheln des Igels. Zu Hause angekommen, trocknet man die Fundstücke unter Zuhilfenahme alter Zeitungsseiten und eines dicken Buches. Anschließend gilt es, aus dickem Papier einen Igelkörper auszuschneiden und die Blätter als Stacheln aufzukleben. Dann noch Mund, Nase und Augen aufmalen beziehungsweise aufpicken – und schon ist der Igel fertig.
Das Endresultat klebt nun an unserer Haustür. Nicht nur meinem Sohn, sondern auch der Nachbarschaft gefällt es. So gut, dass fast jeden Tag eine neue Igelbestellung eintrudelt. Dem kommen wir gerne nach. Denn es wird dieses Jahr wohl noch einige Regentage geben.
9. Mensch ärgere dich – Florian Vetter, eine Tochter (vier Jahre alt)
Als Typ ehrgeiziger Jungvater mit zwei linken Händen will man natürlich trotzdem mit seinem Kind basteln. Also schaue ich unseren Pack Nido -Magazine durch, die uns eine liebe Freundin geborgt hat. Nido, das war diese deutsche Zeitschrift für Bobo-Eltern, die nicht nur sehr viele, sehr gute Geschichten zum Thema Familie hatte, sondern auch in jeder Ausgabe eine Bastelanleitung zum Selbermachen. Also gehen wir’s an. Kinder lieben bewegte Bilder. Wieso nicht selbst einen Film gestalten? Aber nicht mit dem Taschencomputer. Ein Schachtelkino soll es werden. Dafür braucht man nur eine Kartonschachtel, zwei Puddingbecher, Schere, Klebepistole, Buntpapier, Temperafarben (was ist das?), DIN-A-3-Bögen in 12 cm hohen Streifen. Abgebildet ist das Modell "Retro-Zirkus" mit einem geschwungenen Portalrahmen im Art-déco-Look. Um diesen Schaukasten aufzubauen, braucht man einen Doktortitel als Maschinenbauer! Laut Nido fertig in drei Stunden.
Bevor ich frustriert in die Luft gehe, dann doch lieber ein Brettspiel. Würfeln, jeder muss seine vier Figuren ins Ziel bringen. Mensch ärgere Dich nicht. Nicht hochkomplex, aber schult auch die Konzentration.
(Nadja Kupsa, Alexander Amon, Bernadette Redl, Lisa Breit, Kim Son Hoang, Judith Wohlgemuth, Florian Vetter, 18.11.2023)