Auch wenn es sich "nur" um einen Test handelt – Fußball-Länderspiele zwischen Österreich und Deutschland sind ein verlässlicher Garant für Emotionen. Vor der Partie am Dienstag (20.45 Uhr / ORF 1 und im Ticker auf derStandard.at) im Wiener Happel-Stadion bekam es die ÖFB-Auswahl 40-mal mit dem DFB-Team zu tun. Die Bilanz gegen den großen Nachbarn steht bei neun Siegen, sechs Unentschieden und 25 Niederlagen. Einige Duelle haben aus verschiedensten Gründen bis heute Kultcharakter.

Das erste Duell stieg am 7. Juni 1908 in Wien. Österreich gewann 3:2 und behielt auch in den folgenden Begegnungen oft die Oberhand.
Die Deutschen erlitten gegen Österreich zwei ihrer fünf höchsten Länderspieldebakel überhaupt. 1931 gewann das sogenannte "Wunderteam" in Berlin 6:0 und wenige Monate später in Wien 5:0. Bis heute hat das DFB-Team, abgesehen von einem 0:9 in England 1909, insgesamt nur zweimal mit sechs und zweimal mit fünf Toren Unterschied verloren.

Bei der WM 1934 gewann der Nachbar das Spiel um Platz drei mit 3:2. Fortan dominierte die DFB-Elf das Duell. Im Semifinale der WM 1954 schickte Deutschland die vom vorangegangenen 7:5 gegen die Schweiz (bis heute das torreichste WM-Spiel) geschlauchten Österreicher mit 6:1 vom Platz.

Aber dann: Córdoba! Die bei der WM 1978 bereits ausgeschiedenen Österreicher besiegten den damals regierenden Weltmeister in der Zwischenrunde 3:2, Hans Krankl avancierte mit zwei Toren zum Helden. Auch die Deutschen mussten heimreisen.
"Tooor, Tooor, Tooor, I wear narrisch", wie Radiojournalist Edi Finger die entscheidenden Szenen kommentierte, ist bis heute legendär.

Bei der Endrunde vier Jahre später wurde das dunkelste Kapitel der Länderspielgeschichte mit Österreich und Deutschland geschrieben, als beide Teams in Gijón einen "Nichtangriffspakt" schlossen. Das Spiel endete mit einem 1:0 für die DFB-Elf und damit mit jenem Resultat, das beide Mannschaften eine Runde weiter brachte.
Algerien, das Deutschland im ersten Spiel sensationell geschlagen hatte, schied dadurch aus. Nach der "Schande von Gijón" entschied der Weltverband Fifa, künftig die abschließenden Gruppenspiele – soweit möglich – gleichzeitig anzupfeifen.

Eine empfindliche Pleite setzte es für Deutschland 1986 mit dem 1:4 bei der Neueröffnung des Praterstadions. Toni Polster mit zwei verwandelten Elfmetern und Reinhard Kienast (ebenfalls mit einem Doppelpack) trafen für die ÖFB-Elf in der zweiten Halbzeit.

Danach blieb Österreich in zehn Partien sieglos. In Wien kassierte die ÖFB-Mannschaft im Juni 1994 eine 1:5-Pleite, in Leverkusen im Mai 2002 eine 2:6-Abfuhr, wobei Miroslav Klose einen Triplepack erzielte.
Besonders bitter aus heimischer Sicht war auch das 0:1 im letzten Gruppenspiel der Heim-EM 2008 im Prater – bei einem rot-weiß-roten Sieg wäre Österreich im Viertelfinale und der spätere Finalist draußen gewesen. Michael Ballack zerstörte jedoch die ÖFB-Träume mit seinem Freistoß-Hammer in der 49. Minute.
In den Qualifikationen für die EM 2012 und WM 2014 verlor die ÖFB-Elf daheim jeweils knapp 1:2.
Beide Niederlagen schmerzten besonders: Die erste fixierte DFB-Stürmer Mario Gomez erst in der Nachspielzeit. Bei der zweiten vergab Marko Arnautovic kurz vor Schluss eine Großchance auf den Ausgleich. Nach dem Schlusspfiff sagte er: "Ich will Entschuldigung sagen ans ganze Land."
Im bisher letzten Aufeinandertreffen wurde der Bann aber gebrochen. Am 2. Juni 2018 setzte sich Österreich in Klagenfurt mit 2:1 durch. Das Spiel wurde wegen eines Gewitters erst mit 105 Minuten Verspätung angepfiffen.
Von den damals eingesetzten Kickern stehen noch David Alaba, Arnautovic, Florian Grillitsch und Florian Kainz im aktuellen ÖFB-Aufgebot. Von den 23 Kaderspielern Österreichs sind gleich zwölf bei deutschen Klubs engagiert. Dazu kommt, dass der Trainerstab durchwegs mit Deutschen besetzt ist – angeführt von Ralf Rangnick, der die Partie im Vorfeld mit einem Derby verglich. (red, APA, 21.11.2023)