Ein Baby kommt zur Welt und hat damit, egal wo, viele Rechte.
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Kommt ein Baby zur Welt, hat es automatisch Rechte. Egal ob es in Österreich, in Afghanistan, in Indien oder in Mexiko das Licht der Welt erblickt. Durch die Anerkennung der UN-Kinderrechtskonvention, die am 20. November 1989 verabschiedet wurde, verpflichteten sich fast alle Staaten der Vereinten Nationen dazu, Kinder weltweit zu schützen.

So lautet zumindest die Theorie. Die Praxis sieht leider anders aus. Alle dreizehn Sekunden stirbt ein Kind unter fünf Jahren an Hunger. Jedes sechste Kind lebt in einem Kriegsgebiet. Die Hälfte der Menschen auf der Flucht ist unter achtzehn Jahre alt. In den ärmsten Ländern der Welt leistet noch jedes vierte Kind Kinderarbeit. Man könnte sagen: Millionen Kindern weltweit geht es schlecht. Kindern in Österreich geht es vergleichsweise gut. Österreich hat die Kinderrechtskonvention 1992 ratifiziert und 2011 teilweise in die Verfassung aufgenommen. Damit ist das Land verpflichtet, Kinderrechte national umzusetzen. Nur: Tut es das wirklich? Drei Beispiele, in welchen Bereichen auch Österreich Kinderrechte verletzt:

1. Das Kind hat laut UN-Kinderrechtskonvention ein Recht auf bestmögliche Entfaltung – egal wo es geboren ist oder wer seine Eltern sind. In Österreich erreichen aber nur 20 Prozent der Kinder aus armen Haushalten auf ihrem Weg durch das Schulsystem die Gymnasialreife. Jedes fünfte Kind in Österreich ist armutsgefährdet.

2. Das Kind darf in der Erziehung keine Gewalt erfahren. Im Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuch heißt es, dass "die Zufügung körperlichen und seelischen Leides unzulässig ist". In Österreich weiß das aber etwa nur die Hälfte der Bevölkerung. Umfragen von Kinderschutzzentren und Gewaltstudien zeigen, dass Ohrfeigen, ein Klaps auf den Po, Hausarrest oder Ignorieren zur Erziehung dazugehören.

3. Das Kind hat ein Recht auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit. Dazu zählt auch die mentale Gesundheit. Während die Zahl der psychischen Erkrankungen bei Kindern in Österreich stetig steigt, gibt es weiterhin viel zu wenige Kassenplätze für Psychotherapie und zu wenige Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an Schulen.

Das Kind ist die Zukunft unserer Gesellschaft. Eine Zukunft, die auf internationaler und nationaler Ebene nicht so geschützt und gefördert wird, wie es das Gesetz schon seit über 30 Jahren verlangt. (Nadja Kupsa, 20.11.2023)