Ludwig Hirsch soll im zweiten Bezirk eine Statue erhalten, eine exklusive neue Kompilation unterstützt das Projekt.
Ludwig Hirsch soll im zweiten Bezirk eine Statue erhalten, eine exklusive neue Kompilation unterstützt das Projekt.
Heribert Corn

Zwölf Jahre ist es diese Woche her. Am 24. November 2011 starb der Wiener Musiker und Songwriter Ludwig Hirsch. Fünf Jahre später wurde im zweiten Wiener Gemeindebezirk ein Ort seiner Jugend nach ihm benannt, nun soll dieser Ludwig-Hirsch-Platz eine Zuwendung erhalten: eine lebensgroße, sitzende Statue des Ludwig Hirsch soll entstehen und den Platz hirschiger machen. Um das Projekt zu unterstützen, ist eine neue Kompilation erschienen.

Der Hirsch im Beserlpark ist eine Sammlung von zehn Liedern. Ausgewählt wurden sie von Hirschs Frau Cornelia Köndgen und seinem langjährigen musikalischen Partner Johnny Bertl. Zehn Euro Erlös von jeder verkauften, in farbigem Vinyl aufgelegten Scheibe gehen an das Projekt, das der italienische Bildhauer Davide Dormino verwirklichen soll. Dazu haben die beiden in ihre Archive gegriffen und bislang unveröffentlichte Memorabilia hervorgekramt, die ein umfangreiches Begleitheft ergeben.

Hirsch war ein Chronist des Schattseitigen. Er stieg in menschliche Abgründe hinab und kredenzte die von dort ans Licht gebrachten Abscheulichkeiten wie Punschkrapferln. Die Geigen jubilieren, während "der Dorftrottel" von einer geifernden Meute erschlagen wird, die sich anschließend vor dem Herren auf die Knie wirft. Streicher umschmeicheln die Erinnerungen am Grab der "Omama", die zwischen Hitlerbild, Mutterkreuz und vollem Nachttopf ein herzloses Regiment führte – bevor sie an ihren dritten Zähnen erstickte.

Ludwig Hirsch - Die Omama
woozla duzla

Die Omama eröffnet Der Hirsch im Beserlpark und ist das populärste Lied darauf. Doch die Auswahl sollte kein Best-of-Album ergeben, es soll einen individuellen Blick der Kuratoren auf das Werk des Hirsch bieten, Lieder präsentieren, die den beiden aus persönlichen Gründen besonders erscheinen.

Und Hirsch besaß einen Instinkt für das Besondere – das oft das Absonderliche zeitigte. Sein Auftauchen Ende der 1970er bescherte dem Land einen seiner originellsten Erzähler. Seine Lieder waren Kostbarkeiten, detailverliebt sezierten sie die Brutalität des Alltags. Mord und Totschlag umrahmte er mit Spitzendeckerln, legte den Finger in die Wunden einer unglücklichen Biografie (Der blade Bua) oder ließ einen Geburtstag letal enden (Das Geburtstagsgeschenk).

Dunkelgraue Evergreens

Damit wurde er im deutschsprachigen Raum berühmt. Anders als die Arbeiten vieler seiner Zeitgenossen glänzen seine von Leonard Cohen beeinflussten Alben bis heute. Hirschs Beobachtungsgabe und seine ökonomische musikalische Umsetzung hat Evergreens der heimischen Popmusik hervorgebracht – selbst wenn es dunkelgraue Evergreens sind.

Der Hirsch im Berserlpark, exklusiv im Onlineshop von Universal Music zu beziehen, unterstreicht diese Talente einmal mehr. (Karl Fluch, 20.11.2023)