
Zur Weihnachtszeit ist er auch bei uns ein beliebter kulinarischer Luxus: Kaviar – also die Eier des Störs – gehört zu den teuersten und exklusivsten Delikatessen, die in unseren Breiten zu haben sind. Die Preise für schwarzen Kaviar lagen im Jahr 2022 zwischen 70 und 500 Euro pro 100 Gramm. Der aus einer heimischen Aquakultur kostet gar bis zu 900 Euro.
In Europa ist die Donau der letzte Fluss mit Populationen von Beluga oder Europäischem Hausen (Huso huso), Russischem Stör (Acipenser gueldenstaedtii), Sternhausen (Acipenser stellatus) und Sterlet (Acipenser ruthenus). Die intensive Ausbeutung dieser Populationen und die Veränderung ihrer Lebensräume haben sie jedoch an den Rand des Aussterbens gebracht. Tatsächlich stellte die Gattung Stör bereits 2010 die am stärksten gefährdete Tiergattung des Planeten dar: Von den 27 Störarten auf der Roten Liste waren 63 Prozent besonders stark gefährdet.
Daher ist der Fang von Stören in der Donau und im Schwarzen Meer nicht mehr erlaubt. Seit 1998 stehen alle Stör-Arten auf der Liste des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES), und außerdem wurde im Jahr 2000 ein einheitliches Kennzeichnungssystem für Kaviar eingeführt, um den illegalen Handel zu bekämpfen.
149 analysierte Proben
Doch wie sicher können sich Käuferinnen und Käufer sein, auch tatsächlich echte und legale Ware zu erhalten? Wilderei und illegaler Handel sind in vielen Staaten, in denen Störe vorkommen – also im Wesentlichen in Serbien, Rumänien, Bulgarien und der Ukraine –, anekdotisch bekannt. Doch Untersuchungen, wie sehr sich die Fischer an diese Vorgaben halten, fehlen weitgehend. Ein großes WWF-Projekt zum Schutz des Störs, an dem auch der WWF Österreich beteiligt war, hat nun etwas Licht ins Dunkel der Stör-Eier gebracht – und zwar mit neuesten Analysemethoden.
Für diese Untersuchung, die in groben Zügen bereits 2021 vorlag und die am Montag im Fachjournal "Current Biology" publiziert wurde, haben die Fachleute um Arne Ludwig (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung) genetische und isotopische Daten aus insgesamt 91 Störfleisch- und 58 Kaviarproben gewonnen. Genetische Profile wurden für den Nachweis von Arten/Hybriden und Isotopenwerte für die Unterscheidung von Wild- und Zuchtfischen sowie für die Identifizierung der geografischen Herkunft verwendet.
Illegaler Stör aus Wildfang
Die Isotopenanalyse ergab, dass in allen vier genannten Ländern Störprodukte aus Wildfang verkauft wurden. Insgesamt 31 Proben (21 Prozent) stammten von wild gefangenen Stören. Die DNA-Analyse ergab, dass in den Proben alle gängigen Störarten der Donau vorhanden waren, und zwar in unterschiedlichen Anteilen, wobei der Sterlet die häufigste Art in der Donau war und auch in der Erhebung am häufigsten vorkam. Nur durch DNA-Tests konnten diese falschen Angaben aufgedeckt werden. Siebzehn der Kaviarproben (also 29 Prozent) verstießen gegen die Umweltschutz- und EU-Verordnungen über den Handel mit wildlebenden Tieren und Pflanzen sowie gegen die entsprechenden nationalen Gesetze. Davon wurden vier Proben ohne die vorgeschriebenen Etiketten verkauft (zwei in Rumänien, zwei in Bulgarien).

Elf in Rumänien verkaufte Proben waren falsch etikettiert, wobei bei sieben Proben die genetische Art falsch angegeben war, bei drei Proben ein falscher Code für das Herkunftsland und bei einer Probe ein falscher Code für Art und Herkunftsland. Zu den Fällen von Verbrauchertäuschung gehörten 25 Proben, die als Wildfänge deklariert waren, aber aus Aquakultur stammten, was auf eine anhaltende Nachfrage nach Wildfängen von Stör hinweist.
Der WWF empfiehlt heimischen Konsumentinnen und Konsumenten, beim Kauf und Import von Störkaviar genau auf die gesetzlichen Bestimmungen zu achten. Jede Kaviardose muss verpflichtend mit einem CITES-Etikett versehen sein, dessen Code Auskunft über die Herkunft gibt. Pro Person dürfen bis zu 125 Gramm Kaviar ohne Genehmigung für den eigenen Gebrauch eingeführt werden. Die Dose muss legal erworben und im persönlichen Gepäck mitgeführt werden. Gute Alternativen zu Störkaviar sind MSC-zertifizierte Eier anderer Fischarten wie Lachs oder Seehase. (tasch, 20.11.2023)