Kinder mit Smartphone
Den Dokumenten zufolge wird die Zahl minderjähriger User intern analysiert. Und es wird darauf geachtet, dass diese Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen.
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Eigentlich dürfen Kinder unter 13 Jahren laut Metas Richtlinien keine Accounts auf Plattformen wie Facebook und Instagram haben. Entsprechend schwer wiegt eine Klage, die laut einem Bericht der "New York Times" in 33 US-Bundesstaaten gegen den Konzern eingebracht wurde: Demnach soll Meta das Anlegen entsprechender Accounts von Minderjährigen zulassen und auch dann keine ausreichenden Maßnahmen ergreifen, wenn die Accounts gemeldet werden. Stattdessen werden weiterhin deren Daten gesammelt.

Im Kontext der Klage heißt es außerdem, dass Meta Kinder und Jugendliche bewusst in internen Präsentationen als Kennzahl anführe, da diese die Zielgruppe der Zukunft repräsentieren. In der Klage wird ein klarer Verstoß gegen den "Children’s Online Privacy Protection Act" (COPPA) von 1998 gesehen, laut dem eine Erlaubnis der Eltern eingeholt werden muss, bevor persönliche Daten von Kindern gesammelt werden.

1,1 Millionen Beanstandungen

Konkret heißt es in dem Bericht der "New York Times" in Bezug auf die Klage von Staatsanwälten in 33 US-Bundesstaaten vergangene Woche, dass Meta seit dem Jahr 2019 1,1 Millionen Beanstandungen wegen Accounts von Usern unter 13 Jahren erhalten, aber nur einen Bruchteil davon deaktiviert habe. Stattdessen habe das Unternehmen weiterhin routinemäßig ohne Zustimmung der Eltern persönliche Daten von Minderjährigen gesammelt, darunter etwa die Mailadresse oder den Standort. Nun könnten dem Konzern Strafen in Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar drohen.

Dass Millionen von Userinnen und Usern auf Instagram jünger als 13 Jahre alt seien, sei innerhalb des Unternehmens ein offenes Geheimnis, das gut dokumentiert, analysiert und bestätigt sei, heißt es in der Klage. Zugleich sei penibel darauf geachtet worden, dass diese Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

Die aktuelle Datenschutzklage ist Teil einer umfassenden Klage von Mitte Oktober. Während bei der größeren Klage jedoch die meisten Unterlagen geschwärzt sind, sind die aktuellen Dokumente einsehbar und geben entsprechende Einblicke. Dazu gehören auch Ausschnitte von internen E-Mails, Chats und Präsentationen, laut denen das Unternehmen die minderjährigen User "begehrt und verfolgt" habe.

Lückenhafte Kontrollen

In den Dokumenten heißt es auch, dass Meta durchgehend darin versagt habe, ein funktionierendes System für Altersnachweise zu etablieren. Stattdessen ist es Kindern unter 13 Jahren problemlos möglich, ein falsches Alter anzugeben und so ein Instagram-Profil anzulegen. Währenddessen sollen Meta-Manager in der Öffentlichkeit fälschlicherweise behauptet haben, dass die Altersnachweise funktionieren und dass man entsprechende Accounts entferne, obwohl sie wussten, dass dies nicht der Fall ist.

"Tweens wollen Zugriff zu Instagram, und sie lügen über ihr Alter, um dies zu bekommen", soll Instagram-Chef Adam Mosseri zum Beispiel in einem internen Chat im November 2021 geschrieben haben. In einer Aussage vor dem Senat behauptete er wiederum einen Monat später: "Wenn ein Kind jünger als 13 Jahre alt ist, darf es Instagram nicht verwenden."

Meta wehrt sich

In einem Statement von Samstag beteuert Meta wiederum erneut, dass Kinder unter 13 Jahren Instagram nicht verwenden dürfen. Man habe ein Jahrzehnt an einem entsprechenden Verifizierungsprozess gearbeitet. Der Vorgang sei aber "komplex" – vor allem bei jüngeren Menschen, die noch keinen passenden amtlichen Lichtbildausweis wie einen Personalausweis oder einen Führerschein haben. Gefordert wird vom Unternehmen auch, dass Eltern die App-Downloads ihrer Kinder kontrollieren sollen. (stm, 27.11.2023)