Ein Mini-Einkaufswagen steht auf einem Laptop, dahinter am Bildschirm ist eine Shopping-Seite geöffnet.
Einkaufen im Internet – vor allem zu Anlässen wie Weihnachten wird immer öfter bestellt. Für Anbieter sind Anfragespitzen nicht leicht zu handhaben. Doch das Shoppingerlebnis darf für den Kunden nicht gestört werden.
IMAGO/Michael Bihlmayer

Geschenke, Reisen, Eintrittskarten – all das wird heutzutage über das Internet bestellt bzw. gebucht. Rasch muss das gehen, der Konsument muss sich sofort zurechtfinden, der Bezahlprozess stabil laufen. Und zwar auch dann, wenn Shopping-Events wie der Black Friday, der Singles Day oder die bevorstehende Urlaubssaison die Anfragen und Aktivitäten auf diversen Anbieterseiten hochgehen lassen.

Die angekündigten Streiks im Handel im Zuge der schleppenden KV-Verhandlungen könnten auch dafür sorgen, dass heuer noch mehr Weihnachtsgeschenke über das Internet bestellt werden. Dafür, dass in solchen Spitzen Angebot und Abwicklung stabil weiterlaufen, sorgt unter anderem das aus Linz stammende IT-Unternehmen Dynatrace. Denn für Anbieter ist der unterschiedliche Kundenansturm nicht immer leicht zu managen.

Klaus Enzenhofer, Product Lead Business Analytics bei Dynatrace, erklärt das Dilemma so: Explodiert zu Ferienbeginn das Verkehrsaufkommen auf den Straßen, werden Tunnels zum Nadelöhr – Staus sind die Folge. Das Gleiche kann man sich für Online-Plattformen vorstellen. Doch hier kann der Kundenansturm in Echtzeit durch die Anmietung zusätzlicher Serverkapazitäten ausgeglichen werden. "Das ist, als hätte man auf einer Autobahn plötzlich beliebig viele Tunnelröhren", sagt Enzenhofer. Vor allem für kleinere Anbieter erhöhe es die Wettbewerbsfähigkeit, wenn sie Anfragespitzen solide ausgleichen können. Die Software-Intelligence-Plattform des an der New Yorker Börse notierten Unternehmens erkennt auftretende Probleme und Sicherheitslücken in IT-Systemen in Echtzeit, stößt automatisch Reparaturen an oder bucht selbstständig benötigte Serverkapazitäten zu. Beim Abflachen der Anfragen wird die Anmietung der zusätzlichen Kapazitäten automatisch beendet.

Rennen um besten Platz

Suchen, Buchen und Bezahlen von Produkten und Dienstleistungen – was für Konsumenten einfach klingt, ist im Netz zu einer hochkomplexen Angelegenheit geworden. Rund sechs Milliarden Abhängigkeiten zwischen Anwendungen auf Computern, Servern, Smartphones und anderen Infrastrukturelementen in der weltumspannenden Cloud-Architektur hat Dynatrace pro Millisekunde im Auge, um die Abläufe im Hintergrund möglichst reibungslos zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass die Darstellung am Smartphone genauso passen muss wie jene am Tablet oder am PC.

Das Rennen der Anbieter ist ein unfassbar schnelles. Das Schlimmste für den Händler ist, wenn es bei Anfragen zu Verzögerungen kommt. Kunden wechseln dann gerne zu anderen Plattformen oder Anbietern und kommen selten zurück. Das ist auch bei Buchungsplattformen so, die auch Kunden von Dynatrace sind. Binnen 200 Millisekunden müssen Antworten auf Fragen nach verfügbaren Hotelzimmern, Flügen oder Mietautos geliefert werden. Wer hier nicht mithalten kann, zu langsam auf die Anfragen reagiert, wird auf Buchungsplattformen nicht mehr gelistet und verliert damit potenzielle Kunden.

Stabilität für Buchungsportale

Damit es auch bei diesen Dienstleistungen Stabilität gibt, arbeitet der Anbieter Destination Solutions (DS) mit Dynatrace zusammen. DS ist eine Tochter des deutschen Unternehmens HSR-Group. Die Software für viele Buchungsportale kommt von DS, Dynatrace stellt sicher, dass bei erhöhten Nachfragen die digitalen Prozesse im Hintergrund stabil bleiben. "Dass auch die kleinsten Quartiere in jeder Ecke Österreichs ständig und weltweit für Buchungen präsent sind, erhöht die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Nächtigungsbetriebe", sagt Mario Klima, Country Sales Manager Österreich von Dynatrace. Durch die Digitalisierung könnten kleine Anbieter laut Klima mit großen auf Augenhöhe um Gäste werben. "Wir haben allein in Österreich mehr als 70.000 Nächtigungsangebote online verfügbar", erklärt Erwin Schaumlechner. Der promovierte Wirtschaftsinformatiker leitet in Hagenberg das Technology-&-Software-Engineering-Team der DS Development GmbH.

Wie intensiv Dynatrace bei den Buchungsplattformen zum Einsatz kommt, hängt vom Portal ab, auf dem die Ferienunterkunft gebucht wird. Viele Plattformen wie fewo-direkt.de können direkt auf die DS-Datenbanken für Buchungsanfragen zugreifen. Portale wie Airbnb oder booking.com hingegen übernehmen DS-Daten über Schnittstellen in die eignen Buchungsdatenbanken. "Damit können auch kleine Betriebe ihre Zimmer über diese Plattformen vermieten, ohne selbst dort aktiv zu werden", erklärt Schaumlechner.

Von Linz nach New York

Dynatrace ist ein Unternehmen, das von der ständigen Verlagerung von Angeboten ins Internet profitiert. Das 2005 in Linz gegründete Unternehmen notiert seit 2019 an der New Yorker Börse und ist laut eigenen Angaben Weltmarktführer bei Software-Intelligence. Der Unternehmenssitz liegt mittlerweile nahe Boston, die Softwareentwicklung ist aber weiter in Österreich beheimatet. Mehr als 70 der weltweit 100 größten Unternehmen sind laut Angaben von Dynatrace bereits Kunden.

Der IT-Spezialist zählt mittlerweile mehr als 4.200 Mitarbeiter weltweit und hat Ende März mit einem Jahresumsatz von 1,15 Milliarden US-Dollar erstmals die Umsatzmilliarde übersprungen. "Wir geben den größten Unternehmen und Institutionen der Welt die Freiheit zurück, sich nicht mehr um das Babysitting von Computern kümmern zu müssen, sondern sich auf ihre eigentliche Kernkompetenz zu konzentrieren – die Entwicklung besserer digitaler Services", sagt Dynatrace-Gründer und -CTO Bernd Greifenender. (Bettina Pfluger, 4.12.2023)