Zum ersten Mal ist es in Vorarlberg möglich, einen Schwangerschaftsabbruch in einem Krankenhaus durchführen zu lassen. Dazu ist eine Telefonnummer eingerichtet worden, bei der betroffene Frauen ab Dienstag anrufen können, um einen Termin im Landeskrankenhaus Bregenz zu bekommen. Immer am Dienstag und am Donnerstag können von 13 bis 15 Uhr unter der Nummer 05574/401-7900 bei der sogenannten "Sprechstunde für Schwangerschaftsabbrüche im Rahmen der Fristenregelung" Anrufe erfolgen, berichtete orf.at am Montag.

Demonstration Schwangerschaftsabbrüche Bregenz Plakate Abtreibungsrecht
Ende September wurde in Bregenz dafür demonstriert, Schwangerschaftsabbrüche im Spital durchführen lassen zu können.
Laura Wurm

Eine geschulte Mitarbeiterin werde die Telefonate entgegennehmen, sagte der Primar der Gynäkologie und Geburtshilfe am LKH Bregenz, Michael Rohde, dem Bericht nach. Der Eingriff soll möglichst zeitnah erfolgen, man rechne mit Terminen einmal wöchentlich, je nach Nachfrage. Vor einer Abtreibung ist eine Beratung beim Institut für Sozialdienste möglich. Beides soll in einem eigenen Bereich stattfinden, etwas abseits des Hauptbetriebs der Gynäkologie. Es werde auch "ärztliche Verstärkung" von außerhalb des Spitals geben, teilte eine Sprecherin der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft mbH mit.

Kehrtwende Wallners Ende Oktober

Abtreibungen sind in Vorarlberg im Herbst zum Politikum geworden, als klar wurde, dass der einzige Arzt im ganzen Bundesland, der diese Eingriffe durchgeführt hat, in Pension gehen wird und niemand wusste, wo weiter Schwangerschaftsabbrüche möglich sein würden. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hatte als Vorschlag eine Praxis direkt im Krankenhaus Bregenz in die Diskussion eingebracht. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hatte – entgegen seiner zuvor vertretenen Position – schließlich verlautbart, doch Abtreibungen im Spital zuzulassen. Wallner wollte aufgrund seiner persönlichen Auffassung gerne eine Regelung außerhalb des Krankenhauses, musste "aber feststellen, dass alle Bemühungen über die letzten Monate hinweg nicht funktioniert haben, eine niedergelassene Praxis zu finden, die Abbrüche durchführt".

720 Euro privat zu zahlen

Wallners politische Bedingung war jedoch, dass es auch künftig keine Abtreibung auf Krankenschein gibt. Der Eingriff ist also privat zu zahlen, die Kosten betragen rund 720 Euro. Beim Krankenhaus Bregenz rechnet man mit rund 530 Abtreibungen im Jahr, dazu kommen noch Schwangerschaftsabbrüche, die medikamentös erfolgen.

Tirol verteidigt Plan für Abbruchregister

In Tirol sind in Spitälern nicht medizinisch indizierte Abtreibungen verboten. Im Juli einigten sich ÖVP und SPÖ aber darauf, dass in Innsbruck nun drei niedergelassene Ärzte Abtreibungen vornehmen sollen, bis dahin gab es nur einen. Zusätzlich ist ein Schwangerschaftsabbruchregister geplant. Die schwarz-rote Tiroler Landesregierung sagte dafür bereits eine erste Finanzierung in Höhe von 100.000 Euro zu.

Gesundheitsdirektorin Theresa Geley verteidige das politisch heiß umstrittene Vorhaben für das Register am Montag vor Journalisten: Eine "individuelle Motivforschung" sei "nicht Gegenstand" der Erhebungen. Die Informationen würden auch nicht von der Patientin selbst in Form eines Fragebogens ausgefüllt, sondern vom Arzt bzw. der Ärztin anonym weitergegeben.

Neben der Altersgruppe sollen beispielsweise der Familienstand, Informationen zur bestehenden bzw. vergangenen Schwangerschaften und Geburten oder zur Verhütung abgefragt werden. Darüber hinaus soll angegeben werden, ob der Schwangerschaftsabbruch aus "kriminologischen, medizinischen oder sozialen Gründen" erfolge, sagte Geley. Sie betonte, dass nur unter Zustimmung der Betroffenen "ausschließlich anonyme Daten" Eingang ins Register finden, "die etwaige Zusammenhänge mit gesellschaftlichen Entwicklungen darstellen." Auf Basis der Daten könne man Maßnahmen für betroffene Frauen und Mädchen verbessern, zum Beispiel das "individuelle Beratungs- und Nachsorgeangebot". (APA, red, 27.11.2023)