"Bierbäuchige alte Männer, die mit winzigen Pfeilen auf bunte Scheiben werfen, ziemlich lächerlich, oder", sagte einmal Meret Becker als Sozialarbeiterin Bärbel. Von wegen, sie hat ja keine Ahnung. Schon zwei Staffeln lang belehrte uns Florian Lukas als Eddie Frotzke eines Besseren und zeigte uns, wie viel Herzblut hinter diesem Sport stecken kann, der von vielen belächelt wird. Die dritte Staffel startet am Samstag auf Sky, sozusagen zur Einstimmung auf die Darts-WM in London, bei der sich dann die echten Profis von 15. Dezember bis 3. Jänner messen.

Er hat in der Vergangenheit ja schon einiges erlebt, war wegen nicht ganz so seriösen Geschäften im Knast, tingelte durch die ärgsten Provinzkaffs in der Hoffnung auf Ruhm und Ehre. Und natürlich auf Kohle, die immer zu knapp ist. Und er kam von seiner Frau Manu (Lisa Wagner) nicht los. Sie aber auch nicht von ihm. Eine On-off-Beziehung, die ihn während des Offs ebenso schmerzte wie Pfeile, die nichts ins Schwarze trafen. Obwohl die Mitte der Dartsscheibe eigentlich rot ist. So wie die Liebe.

Eddie Frotzke (Florian Lukas) mit Maxie (Sophie Paasch)
Eddie Frotzke (Florian Lukas) mit Maxie (Sophie Paasch), die glaubt, seine Tochter zu sein.
Foto: Sky

Familie kann man sich nicht aussuchen

Sky schickt diesen Underdog Eddie jetzt in die dritte Staffel. Und die führt ihn natürlich schnurstracks in die nächste aufgepimpte Mehrzweckhalle, wo neben dem Sieg gegen seinen Erzfeind und Bruder Eckhard Frotzke (Matthias Matschke) diesmal eine echte Überraschung auf ihn wartet. Nämlich in Form einer recht coolen Jugendlichen, die glaubt, seine Tochter zu sein. Und diese Maxie (Sophie Paasch) ist genauso Darts-narrisch wie er, für ein Turnier will sie von ihm trainiert und gecoacht werden.

Eddies Frau Manu hat derweil ganz klischeehaft Lust auf Karotten mit Nutella und auf Rollmops. Wir ahnen, was das bedeutet. Dabei hat sie gerade jetzt die Chance auf ihre eigene große Karriere. Es geht eben nichts über das perfekte Timing. Diese anderen Umstände werfen sie ein bisschen aus der Bahn. Eddie macht sich derweil ganz ahnungslos mit Maxie auf einen Roadtrip zum German-Open-Turnier nach Kempten. Selbstredend, dass sich die zwei da näherkommen. Aus all diesen Vorzeichen ergibt sich eine Gemengelage, die Eddie sechs neue Folgen lang wie gewohnt sehr oft in die Bredouille und an seine Grenzen bringt.

Eddies Frau Manu, gespielt von Lisa Wagner.
Dieser Blick gehört Eddies Frau Manu (Lisa Wagner).
Foto: Sky

Rauswursteln aus dem Chaos

Zu beobachten, wie er sich immer wieder so naiv und charmant rauswurstelt ("die Irrfahrten des Odysseus waren eine Butterfahrt dagegen"), macht auch in der dritten Staffel Spaß. Was nicht nur an den schauspielerischen Leistungen liegt, sondern auch an der liebevoll-überdrehten Ausstattung. Und an den Handlungssträngen, die in ihren slapstickartigen Volten (Drehbuch: Jan Berger, Regie: Gregor Schnitzler) oft gar arge Kurven nehmen, diese meisten davon aber bravourös kratzen. Da verzeiht man auch manch überzeichnete Gefühlsduselei. Wenn es um Familie geht, ist eben auch Strizzi Eddie nah am Wasser gebaut.

Gegen Ende schleicht sich dann echte Wehmut ein, für den gutmütigen (Anti-)Helden wird es das wohl gewesen sein. Zumindest auf Sky, der Sender streicht ja wie berichtet seine deutschen Eigenproduktionen. Aber vielleicht wirft Eddie ja künftig seine Pfeile anderswo ins Schwarze. (Astrid Ebenführer, 2.12.2023)