Noch ist das Jahr nicht vorbei, doch etliche Rekorde stehen längst fest: 2023 wurden in vielen Monaten die höchsten Temperaturen seit Messbeginn verzeichnet, es war auch der heißeste Sommer, seit die Daten systematisch erfasst werden. Anfang November meldete dann der EU-Klimawandeldienst Copernicus, dass 2023 insgesamt das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen sein dürfte.

Das bestätigt nun auch die UN-Weltorganisation für Meteorologie (WMO) der Vereinten Nationen. Die bisherigen Daten zeigten eine globale Erwärmung von mehr als 1,4 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau, heißt es in dem vorläufigen Bericht, den die WMO am Donnerstag zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Dubai vorlegte.

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Die Antarktis erlebte 2023 die geringste winterliche Meereisausdehnung seit Beginn der Aufzeichnungen.
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Wenig Hoffnung auf 1,5-Grad-Ziel

Damit dürfte das bisherige Rekordjahr 2016 abgelöst werden, in dem es rund 1,2 Grad wärmer war als im vorindustriellen Durchschnitt. Und für 2024 rechnen die Forschenden aufgrund der Folgen des Wetterphänomens El Niño mit noch höheren Temperaturen. Die UN-Organisation mahnte dringenden Handlungsbedarf ein, um katastrophale Folgen des Klimawandels zu bremsen und die angepeilte Begrenzung der langfristigen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu ermöglichen.

Vielen Fachleuten zufolge ist das symbolträchtige 1,5-Grad-Ziel allerdings kaum noch zu halten. Möglich ist, dass die Grenze noch in diesem Jahr überschritten werden könnte, was allerdings noch nicht zwangsweise schon ein dauerhaftes Übertreffen bedeuten würde. Doch die Hoffnungen schwinden, wie ein Bericht von 60 Fachleuten im Februar feststellte: "Tatsächlich ist in Sachen Klimaschutz inzwischen einiges in Bewegung geraten. Aber wenn man sich die Entwicklung der gesellschaftlichen Prozesse im Detail ansieht, ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf unter 1,5 Grad immer noch nicht plausibel", sagte damals Anita Engels vom Hamburger Cluster Climate, Climatic Change and Society (CLICCS).

Erst kürzlich zeigte eine neue Studie zudem, dass bisherige Schätzungen des verbleibenden Kohlenstoffbudgets drastisch revidiert werden müssen. Tatsächlich dürfen wir nur noch viel weniger Treibhausgase emittieren, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen, berichteten Forschende im Fachblatt "Nature Climate Change": Während im IPCC-Sachstandsbericht das verbleibende Kohlenstoffbudget mit 500 Gigatonnen beziffert wurde, kam das Forschungsteam auf lediglich 250 Gigatonnen weiterer Emissionen, die noch möglich sind, um das 1,5-Grad-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zu erreichen. Bei den aktuellen Emissionen wäre dieses Budget in sechs Jahren aufgebraucht.

Dramatische Kennzahlen

Doch auch für die Erreichung eines 2-Grad-Ziels ist rasches und ambitionierteres Handeln nötig – mit jedem Zehntelgrad mehr steigt das Risiko für katastrophale Folgen und unumkehrbare Entwicklungen. Der Wärmerekord in diesem Jahr reihe sich in eine ganze Serie von Klimarekorden ein, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. "Die Treibhausgaswerte sind rekordverdächtig hoch. Die globalen Temperaturen sind rekordverdächtig hoch. Der Meeresspiegelanstieg ist rekordverdächtig hoch. Das antarktische Meereis ist rekordverdächtig niedrig", sagte der finnische Meteorologe, der die WMO seit 2016 leitet.

2023 erreichte das antarktische Meereis seine niedrigste Winterausdehnung seit Beginn der Aufzeichnungen, etwa eine Million Quadratkilometer weniger als der bisherige Tiefstwert. In Kanada ist bei Waldbränden eine Rekordfläche verbrannt, die etwa fünf Prozent der Waldfläche des Landes ausmacht. Die Schweizer Gletscher haben dem Bericht zufolge in den vergangenen zwei Jahren etwa zehn Prozent ihres verbleibenden Volumens verloren. Auch Österreichs Eisvorkommen schwinden rasant – in Europa steigen die Temperaturen indes fast doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. (dare, Reuters, 30.11.2023)