Das auslaufende Jahr 2023 ist das Jahr der generativen künstlichen Intelligenz (KI), und so war es nur eine Frage der Zeit, bis nach diversen Start-ups und anderen Konzernen auch Amazon in das Feld der KI-basierten Bildgenerierung einsteigen würde. Auf der hauseigenen "Amazon Reinvent 2023"-Konferenz stellte das Unternehmen somit den Titan Image Generator vor, den Kunden von Amazons Cloudservice AWS (Amazon Web Services) bereits auf Bedrock, Amazons KI-Entwicklungsplattform, ausprobieren können.

Wie auch von anderen Modellen dieser Art bekannt, kann auch Titan laut einem Bericht des IT-Fachmediums "Techcrunch" Bilder auf Basis einer Texteingabe neu erstellen oder bestehende Bilder verändern, indem zum Beispiel der Hintergrund ausgetauscht wird. Laut Swami Sivasubramanian, VP für Data und Machine Learning Services bei AWS, können durch den Austausch von Hintergründen etwa aus langweiligen Produktfotos interessantere Lifestylebilder entstehen.

Es geht ums Geschäft

Spätestens an dieser Stelle dürfte klar werden, wer die Zielgruppe des Amazon-Tools ist: weniger Privatpersonen, sondern andere Unternehmen, die zum Beispiel ihre Produkte über den Amazon-Marktplatz verkaufen. Schon jetzt nutzt der Konzern KI-Modelle, um etwa die Logistikprozesse zu optimieren oder gezielt Werbung auszuspielen. Ende Oktober wurde jedoch bekannt, dass Amazon seinen Geschäftspartnern im aktuellen Weihnachtsgeschäft auch mit generativer KI unter die Arme greifen will.

Iguanas wird man auf Amazon wohl eher nicht verkaufen. Aber als Anschauungsmaterial taugen sie allemal.
AWS

Das Erstellen von ansprechenden Produktbildern ist einer von diversen Anwendungsfällen, in denen man Potenzial sieht. Auch habe KI die "Fähigkeit, dutzende, wenn nicht tausende Variationen Ihrer Anzeige zu zeigen, die auf den Nutzer zugeschnitten sind", so Andy Friedland, Chief Revenue Officer von Swiftly, ein ehemaliger Werbeleiter bei Amazon. Auf der Landing-Page von Titan wird außerdem die Möglichkeit erwähnt, Texte für Blogbeiträge und Websites zum eigenen Produkt via KI erstellen zu lassen.

Rechtliche Fragen

Das alles kann als Bedrohung für jene in der Kreativindustrie gesehen werden, die sich bisher mit Produktfotos und deren Nachbearbeitung oder dem Verfassen von Werbetexten befasst haben. Sie werden künftig verstärkt darauf achten müssen, sich durch Alleinstellungsmerkmale von den computergenerierten Werken abzuheben.

Amazon gibt an, dass das Datenmaterial zum Trainieren der KI von einem "diversen Set aus Datensätzen" und einer "großen Bandbreite an Quellen" stamme. Genauere Informationen zur Herkunft der Daten und zu etwaigen Kompensierungen für die Urheber werden nicht gemacht. Manche Anbieter wie Stability AI und OpenAI geben Urhebern die Möglichkeit eines Opt-outs, mit dem sie unterbinden können, dass ihre Daten für KI-Trainingszwecke verwendet werden. Andere wie Adobe arbeiten an Kompensierungsmodellen. Sivasubramanian betont wiederum, dass man AWS-Kunden schützen wolle, denen Urheberrechtsverstoße durch Verwendung des Titan-Bildgenerators vorgeworfen werden.

Betont wird aber auch, dass alle mit dem Titan-Bildgenerator erstellten Werke ein Wasserzeichen enthalten werden, welches die Bilder als die Ergebnisse einer KI kennzeichnet. Ähnlich wie andere Unternehmen hatte sich auch Amazon im Juli gegenüber der US-Regierung bereiterklärt, entsprechende Maßnahmen zu setzen, um die Verbreitung von KI-Fakes einzudämmen. (stm, 1.12.2023)