Pjöngjang/Seoul – Eineinhalb Wochen nach dem Start eines nordkoreanischen Spionagesatelliten hat Südkorea seinen ersten eigenen militärischen Überwachungssatelliten ins All geschickt. Eine Falcon-9-Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX mit dem Satelliten hob am Freitag vom Weltraumbahnhof Vandenberg im US-Bundesstaat Kalifornien ab. Mit dem Satelliten will Südkorea die Aktivitäten seines verfeindeten Nachbarn Nordkorea überwachen. Zuvor hatte Südkorea Wirtschaftssanktionen angekündigt.

Das Außenministerium in Seoul nannte am Freitag elf Nordkoreaner, die wegen des Starts seines ersten militärischen Aufklärungssatelliten in der vergangenen Woche auf eine Schwarze Liste gesetzt wurden. Demnach handelt es sich unter anderen um fünf Personen einschließlich Mitarbeitern der staatlichen Luft- und Raumfahrtbehörde NATA, die in Verbindung mit der Satelliten- und Waffenentwicklung ihres Landes stehen.

Ungenehmigte finanzielle Transaktionen mit den Betroffenen durch Südkoreaner ist demnach unter Strafandrohung verboten. Weiteren sechs Nordkoreanern wirft das Ministerium vor, in die Entwicklung und Umsetzung des Programms für ballistische Raketen verwickelt zu sein. Solche Raketen können - je nach Bauart - auch mit einen Atomsprengkopf ausgerüstet werden.

Falcon-9-Raketenstart in Kalifornien
Am Freitag hob eine Falcon-9-Rakete mit dem Satelliten vom Weltraumbahnhof Vandenberg im US-Bundesstaat Kalifornien ab.
AP

Vier weitere Spionagesatelliten geplant

Seoul ergriff die Maßnahme in enger Koordination mit den USA, Japan und Australien. Auch diese drei Länder beschlossen jeweils eigene Sanktionen gegen Personen und Organisationen, die im Auftrag Nordkoreas handeln. Die vier Partnerländer werfen Nordkorea vor, beim Satellitenstart am 21. November Technologien eingesetzt zu haben, die in direktem Zusammenhang mit seinem Programm für Interkontinentalraketen stehen. Uno-Beschlüsse untersagen dem Land jegliche Starts oder auch nur Tests von ballistischen Raketen.

Der von Südkorea am Freitag lancierte Satellit soll die Erde nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap in einer Höhe von zwischen 400 und 600 Kilometern umkreisen. Er kann demnach nur 30 Zentimeter große Objekte auf der Erde ausmachen. Das südkoreanische Verteidigungsministerium erklärte laut Yonhap, das Land gehöre bei Satellitentechnologie inzwischen zu den fünf am meisten fortgeschrittenen Staaten weltweit. Seoul will bis Ende 2025 noch vier weitere Spionagesatelliten ins Weltall bringen.

"Bisher hat sich Südkorea sehr stark auf von den USA betriebene Spionagesatelliten verlassen", sagte der Militärexperte Choi Gi-il von der südkoreanischen Sangji-Universität der Nachrichtenagentur AFP. Zwar habe das Land schon Satelliten für militärische Kommunikation lanciert. Bei Überwachungssatelliten habe dies aber angesichts "höherer technologischer Hürden" länger gedauert.

"Detaillierte" Bilder des Weißen Hauses und Pentagon

Nach dem Start eines nordkoreanischen Spionagesatelliten am 21. November habe die südkoreanische Regierung unter Beweis stellen müssen, dass sie zu so etwas ebenfalls in der Lage sei, sagte Choi Gi-il weiter.

Nordkorea war der Start des Satelliten vergangene Woche nach zwei gescheiterten Versuchen im Mai und August gelungen. Nach Angaben der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA hob eine Trägerrakete mit dem Satelliten "Malligyong-1" in der Provinz Nord-Phyongan ab.

Südkorea bestätigte in der Folge, dass der Satellit erfolgreich in die Umlaufbahn gebracht worden war. Nach nordkoreanischen Angaben hat der Satellit bereits "detaillierte" Bilder des Weißen Hauses und des Pentagon in Washington aufgenommen, ebenso wie von Militärstützpunkten der USA und Südkoreas. (APA, red, 1.12.2023)