Hannover/Wien – 1989 verschwand der deutsche Hacker Karl Koch spurlos. Gut eine Woche später entdeckte ein Polizist seine verkohlte Leiche in einem Wald. Mit Mühe konnte man neben dem Leichnam die Überreste eines Benzinkanisters erkennen. Hatte sich der 23-Jährige tatsächlich mit dem Sprit selbst übergossen und angezündet, wie die Polizei wenig später verlauten ließ? Der Sky-Dokumentarfilm "23 – Der mysteriöse Tod eines Hackers" geht nun den rätselhaften Todesumständen nach.

Frank Plasberg in
Frank Plasberg auf Spurensuche in "23" auf Sky.
Foto: Sky

Dabei unternehmen die Macher auch den Anlauf, den politischen Hintergrund aufzuhellen und sich dem Menschen Karl Koch zu nähern. Zusammen mit seinen Freunden hackte Koch für den KGB und geriet dadurch mitten im Kalten Krieg zwischen die Fronten des deutschen Verfassungsschutzes und des russischen Geheimdienstes.

Frank Plasberg als Gastgeber

Gastgeber des Dokumentarfilms ist Frank Plasberg. Anlass für die neuen Recherchen war die Tatsache, dass viele der bis dato unter Verschluss gehaltenen Akten nun erstmals eingesehen werden konnten. Der Film zitiert dabei aus Originalaussagen von Koch bei seinen Vernehmungen durch den Verfassungsschutz, nachdem der KGB-Hack aufgeflogen war. Die Vernehmungsprotokolle werden vom Schauspieler August Diehl gesprochen, der Koch einst im Kinofilm "23 – Nichts ist so wie es scheint" verkörpert hatte.

In einem interessanten Nebenstrang wirft der Film auch die Frage nach der Rolle des heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putin auf. Putin war während der Zeit, in der die deutschen Hacker für Moskau arbeiteten, für den KGB in Dresden tätig. Ein ehemaliger Putin-Vertrauter, der heute in Washington lebt, gibt dazu Einblicke.

23 – Der mysteriöse Tod eines Hackers | Offizieller Trailer | Sky & WOW
Sky Deutschland

Obduktionsbericht nicht freigegeben

Der Film schließt nicht aus, dass Koch sich in seiner Verzweiflung doch selbst getötet hat. Der Hacker, der sich in der Szene "Hagbard Celine" nach der Hauptfigur des Science-Fiction-Romans "Illuminatus" nannte, verschwand ausgerechnet am 23. Mai 1989 spurlos. Das Datum ist symbolträchtig: 23 und 5 gelten den Weltverschwörern als heilige Zahlen. Und im ersten Band der Trilogie heißt es: "Alle großen Anarchisten starben am 23. des einen oder anderen Monats."

Bei der Aufklärung des mysteriösen Falls beißen sich Plasberg und sein Team an einer Stelle jedoch die Zähne aus. Ihnen gelang es zwar, viele bisher unbekannte Akten aus den Archivschränken der Behörden an die Öffentlichkeit zu bringen. Der Obduktionsbericht liegt aber bis heute bei der Generalbundesanwaltschaft. "Wir haben Anwälte eingeschaltet, aber die Generalbundesanwaltschaft mauerte und argumentierte mit Karl Kochs postmortalem Persönlichkeitsrecht", berichtet Autor Benjamin Braun. "Das ist verwunderlich, denn viele Akten in diesem Fall wurden zur Einsicht freigegeben. Nur eben der Obduktionsbericht nicht", sagt Frank Plasberg. (APA, dpa, 4.12.2023)