"Ich dachte, ich wäre das einzige Wesen auf der Welt, welches so ..." Die Erinnerungen von Margarethe Csonka, damals 89-jährig, an ihre erste große Liebe – eine "sehr schöne Frau" – viele Jahrzehnte davor brechen an bezeichnender Stelle ab. Die Dokumentation Verbotenes Begehren, zu sehen Dienstag um 23.10 Uhr in der Reihe Universum History auf ORF 2, erzählt, welchen Widerständen die junge Wiener Großbürgerstochter aufgrund ihrer lesbischen Orientierung ausgesetzt war – und skizziert entsprechend dem Untertitel Meilensteine queerer Geschichte.

Christina Cervenka als Margarethe
Auf der Couch bei Dr. Freud: Christina Cervenka als Margarethe "Gretl" Csonka in "Universum History: Verbotenes Begehren – Meilensteine queerer Geschichte".
Foto: ORF/V-Set/© Paya/Vucsina

Niemand Geringerer als Psychoanalytiker Sigmund Freud, in Spielszenen von Karl Markovics verkörpert, wurde von den Eltern Csonkas 1919 engagiert, um die junge Frau von ihrem Begehren zu "heilen". Freud erscheint der jungen Frau zunächst als ein widerlicher alter Mann, der sie hinsichtlich ihrer Sexgeschichten aushorchen will. Gemeinsam mit der skandalumwitterten Leonie von Puttkamer (Elena Wolff) setzt Gretl (Christina Cervenka) alles daran, Freud auszutricksen.

Nicht weniger schillernd ist aber der Hintergrund für Csonkas Geschichte, die mit faszinierenden Archivaufnahmen und Einwürfen von Historikerinnen und Historikern ausgeleuchtet wird. Im Spannungsfeld von Repressionen und neuen Freiheiten bildet sich Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals so etwas wie ein queeres Selbstbewusstsein mit Wien und noch mehr Berlin als Zentren heraus. Es entsteht eine eigene Lokalszene, der deutsche Arzt Magnus Hirschfeld wird mit seinem Institut für Sexualwissenschaft zu einer wichtigen Anlaufstelle für queere Menschen – bevor die Nazis dem Traum von der Freiheit ein Ende setzen. Zuvor war auch Freud längst zu dem Schluss gekommen, dass bei Homosexualität keine "Heilung" vonnöten ist. (Karl Gedlicka, 5.12.2023)